Kreuzganggespräch mit Politikwissenschaftler Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte und Ministerpräsidentin Malu Dreyer
19. Februar 2024 | Kirche St. Paulus Worms: Zur besten Montagabendzeit folgten zahlreiche Interessierte der Einladung der Dominikaner in die Pauluskirche, um dem womöglich letzten und vor allem hochkarätig besetzten Kreuzganggespräch zu lauschen.
Bis auf den letzten Sitzplatz und darüber hinaus war der Innenraum der Kirche besetzt. Moderiert von Pater Johannes H. Zabel, war der Anlass des Gesprächs Kortes neuestes Buch „Wählermärkte“ (siehe auch WO! 02/24). Statt einer simplen Buchvorstellung folgte ein spannender Gedankenaustausch zwischen dem Politikwissenschaftler Korte und der Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer. Einen treffenderen Gesprächspartner zu dem Buch, in dem es um die aktuelle Parteiensituation und das Wählerverhalten geht, hätte man kaum finden können. Der Grundgedanke des Buchs ist, dass der Wochenmarkt mit seinem bunten Angebot das stilisierte Äquivalent zum Politikzirkus ist. Danach gefragt, wie Malu Dreyer, die stark erkältet anreiste, den Wählermarkt sieht, erklärte sie nüchtern, dass wir zunehmend in einer Schwarz-Weiß-Welt leben, in der der Dialog immer schwieriger werde. Dabei betonte sie: „Das muss wieder Normalität werden, miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Korte indes glaubt, dass wir einfach die Mitte aus den Augen verloren haben und den Rändern zu viel Aufmerksamkeit schenken. Dem widersprach Dreyer, die betonte, dass die Parteien der Ränder stärker werden. Kritische Worte fand Korte für das ausgeprägte Sicherheitsdenken in Kombination mit der Bürokratie und verwies auf den umständlichen Umgang mit Corona. Ein Thema, das im Anschluss viel Zeit einnahm und bei dem Dreyer den Ursprung des gesellschaftlichen Risses sieht. Korte analysierte, dass vielen Menschen das Grundvertrauen in die Welt abhandengekommen sei. Dreyer warb wiederum um Verständnis für die damalige Politik und räumte ebensolches für jene ein, die die Maßnahmen nicht mehr verstehen konnten.
Fazit: Die Einsichten und Erkenntnisse der Gesprächspartner waren in vielen Punkten richtig und wichtig. Leider blieb das Gespräch indes Lösungen schuldig, wie letztlich der symbolische Riss wieder geschlossen werden kann. Dennoch zeigte die Veranstaltung, dass Gespräche schon mal eine gute Idee sind.
Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf