Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe waren zwar noch zwei Spiele bis zur Winterpause zu absolvieren, aber trotzdem wird man sich ein Fazit bei der Wormatia nicht mehr nehmen lassen: Die junge Mannschaft von Trainer Sascha Eller wird das Jahr 2014 mit der besten Bilanz ihres Vereins während der sechsjährigen Regionalligazugehörigkeit beenden und als aktueller Vierter mit ziemlicher Sicherheit nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Damit konnte man vor Rundenbeginn nun wirklich nicht rechnen.
Rechtzeitig vor dem Endspurt vor der Winterpause hat der VFR Wormatia Worms wieder die Kurve gekriegt. Nach einem durchwachsenen Start legte man ab der unglücklichen 1:2-Niederlage bei Hessen Kassel eine beachtliche Serie von sechs Spielen ohne Niederlage hin (darunter nur ein Unentschieden bei TSG Hoffenheim II). Von daher war die Partie am 11. Spieltag beim letztjährigen Drittligisten SV Elversberg ein echtes Spitzenspiel, bei dem die Elf von Sascha Eller beim 0:3 Lehrgeld zahlen musste, zumal man lange Zeit gleichwertig war. Das muss der Mannschaft einen Knacks gegeben haben, denn in den folgenden vier Pflichtspielen war eindeutig der Wurm drin und es setzte drei absolut vermeidbare Niederlagen (inkl. 1 x Pokal) – ausgerechnet gegen Teams aus dem Tabellenkeller. Aber das Team hat sich aus diesem Tief wieder heraus gekämpft und spätestens nach dem überzeugenden 2:0-Auswärtssieg bei TUS Koblenz wieder aufgerappelt und anschließend im Derby den Waldhof Mannheim nach großem Kampf mit 3:2 bezwungen. Nach dem zwar schmeichelhaften, aber grandios erkämpften 1:0- Sieg beim Zweiten, 1. FC Saarbrücken, hat die Wormatia die Vorrunde auf einem sensationellen vierten Platz beendet. Wie schon zum Saisonauftakt musste man anschließend Federn lassen gegen den 1. FC Kaiserslautern II. Bei der unglücklichen 0:1-Niederlage auf dem Betze war ein umgekehrtes Bild wie beim FCS erkennbar. In Saarbrücken hatte Treske schon nach zwei Minuten getroffen, auf dem Betze gingen die Gastgeber in der 6. Minute in Führung und retteten diesen knappen Vorsprung über die Zeit. Vor der Winterpause standen noch die Heimpartie gegen den alten Konkurrenten Eintracht Trier und das Spitzenspiel bei den Offenbacher Kickers am 2. Dezember auf dem Plan. Dann darf man in der Winterpause die Wunden pfl egen und mit neuem Schwung Ende Februar zuhause gegen Hessen Kassel die Saison fortsetzen.
DER TRAINER
Die beste Nachricht der Hinrunde vorab: Das Modell Eller ist geglückt. Der vorherige Landesligatrainer, der auf seiner Vita noch nicht allzu viele Vereine vorweisen kann, scheint genau der richtige Mann für diese junge Truppe zu sein. Vom ersten Spieltag an war ein neuer Geist an der Alzeyer Straße vorhanden, der VFR gibt in jedem Spiel Gas – und genau das wollen die Zuschauer sehen. Apropos Zuschauer: Trotz Tabellenplatz 4 hält sich der Zuschauerzuspruch noch in Grenzen. Anscheinend dauert es in Worms immer etwas länger, bis sich die Kunde verbreitet hat, dass aus dem letztjährigen Absteiger, einer seelenlosen Söldnertruppe mit farblosem Trainer, nun eine charakterlich einwandfreie Mannschaft geworden ist, die von ihrem 39-jährigen Trainer in der Vorbereitung zu einer homogenen Einheit zusammengeschweißt wurde. Nach den Reinfällen mit Emmerling und Boysen an der Seitenlinie ist Eller mit seiner erfrischenden Art Balsam für die Wormser Seele.
DIE SCHLÜSSELSPIELER
Der Schlüsseltransfer des Vereins war eindeutig der Wechsel von Florian Treske vom insolventen SSV Ulm zur Wormatia. Treske ist, obwohl selbst erst 27, der Anführer, Antreiber, Kapitän, Vorbereiter und ein exzellenter Vollstrecker. Mit 12 Toren führt der Wormser Florian Treske die Torschützenliste gemeinsam mit Sebastian Szymaier von der SpVgg. Neckarelz an. Die zweite Schlüsselfigur ist Benjamin Himmel, der als Sechser für den Rhythmus des Spiels sorgt und als echter Wormser für den Zusammenhalt der Truppe sorgt. Ebenfalls eine Schlüsselfigur, wenn auch noch sehr unbeständig in seinen Leistungen, ist Jonathan Zinram, der zwar noch kein Tor erzielt hat, aber mit 11 Vorlagen zu den effektivsten Spielern gehört. Mit Benjamin Maas, Maslanka und dem nachträglich verpflichteten Alexander Hien verfügt man über eine starke Innenverteidigung. Tim Paterok im Tor hat zwischendurch gewackelt, aber der Mannschaft auch mit überragenden Paraden den einen oder anderen Punkt gerettet, zuletzt beim 1:0 in Saarbrücken. Dafür war ihm eine Woche zuvor gegen Waldhof Mannheim ein harmloser Schuss aus 25 Metern über die Finger gerutscht. Aber der junge Mann ist halt erst 22 und muss für die Rückrunde nur aus diesen Fehlern lernen, dann kann aus Paterok ein richtig Guter werden. Was jedoch viel wichtiger ist: Obwohl der Kader nicht so üppig wie bei anderen Vereinen besetzt ist, konnte man die langwierigen Verletzungen von wichtigen Spielern wie Maximilian Mehring und Sascha Wolfert kompensieren. Dafür sind mit Sandro Loechelt, Zahit Findik oder zuletzt Ricardo Antonaci eben andere in die Bresche gesprungen. Und wenn jemand in der Innenverteidigung wegen Verletzung oder Sperre ausgefallen ist, dann hat Sascha Eller einfach den etatmäßigen Stürmer Ali Özgün hinten rein gestellt. Und der hat seine Sache vorzüglich gemacht. Zudem verfügt man mit Özgün endlich wieder über einen echten Joker. Wenn der Türke eingewechselt wird, ist richtig Alarm im gegnerischen Strafraum. Elfmal wurde Özgün in der Schlussphase ins Rennen geschickt, vier Mal sorgte er für den entscheidenden Treffer.
WEIHNACHTEN KANN KOMMEN
Nach oben sind es 8 Punkte, zum ersten Abstiegsplatz beträgt der Vorsprung 15 Punkte. Die Tendenz zeigt im Moment eher nach oben als nach unten. Dass es für „ganz oben“ derzeit noch nicht reicht, ist völlig okay. Auf dem Teppich bleiben, weiter hart arbeiten und dann wächst da in Worms was richtig Gutes heran. Auf die Rückrunde darf man gespannt sein, steht doch zu erwarten, dass man noch den einen oder anderen Favoriten ärgern wird. Aber jetzt kann man erst mal beruhigt Weihnachten feiern. Geile Hinrunde Jungs!! Weiter so!