Die Kolumne mit Jim Walker Jr.
Für alle Westernhagenfans habe ich gerade mit Sicherheit einen Ohrwurm ausgelöst. Aber ich habe mich auch selbst gefragt und tief in den Spiegel geblickt und gefragt: „Hey, wie geht es Dir eigentlich?“ Und dann stellte ich sehr erstaunt fest, dass es mir neben dem Zwicken im Rücken, dem permanenten Muskelkater und den autoreifengroßen Augenringen, die meine chronische Müdigkeit untermalen, doch am Ende des Tages verdammt gut geht. Auch schön.
Liebe Leser, es ist Sommer (….hätte ich jetzt geschrieben „Es war Sommer“, hätten wir den zweiten Ohrwurm gleich hinterher gehabt…). Sommer in Worms bedeutet aber auch irgendwie ein wenig Sommerloch. Die EM ist vorbei, die Wormatia spielt noch nicht und viele sind auch einfach nicht da und verbringen ihre Ferien in Sonstwo. Nicht einmal ein Dachlattenmensch kann die Journaille gerade ausreichend unterhalten. Gut, gemeckert wird in Worms auch im Sommer, es gibt eben manche Dinge, die man ganzjährig durchhalten muss, damit der heimliche Geist der Stadt weiter funktioniert.
Neustes Beispiel war wohl die angekündigte Schließung des Restaurants „Mauritius“ in der Andreasstraße. Für alle, die nicht wissen, was gemeint ist: Ehemals Domterrassen, ehemals Glaskopf mit Parkplätzen vor der Jugendherberge. Natürlich hatte es dieses ganze Gebäudekonstrukt von Beginn an nicht sonderlich leicht. Viel zu groß, verbaut und konzeptionell wenig durch- dacht, war einzig die Terrasse in Richtung Dom ein wahres Highlight. Es war schon da abzusehen, dass sich das Eichbaum Stammhaus so nicht halten konnte. Umso erfreulicher war es ja, dass mit der „Mauritius“-Kette ein neuer Mieter gefunden wurde. Das Gemecker war damals schon groß: „Viel zu teuer“, „Die haben nur Cocktailautomaten“ oder auch „Das schmeckt überhaupt nicht“. Dieselben Menschen dürften es jetzt wieder sein, die über die baldige Schließung meckern. Ein Interview mit dem Betreiber der Kette, der die Aufgabe auf Probleme mit dem Standort Worms zurückführte, tat natürlich sein Übliches. Man hätte fast Wetten darauf abschließen können, ab wann in Facebook der erste Kommentar mit „Worms wird wow“ darunter gepackt wird. Gleich nach „Die Festspiele sind viel zu teuer.“
Apropos Festspiele, diese hatten eine sehr gelungene Premiere mit sehr viel Blut, also noch mehr Blut als üblich und einem überragenden Ensemble. Alles in allem kein Vergleich zum letzten Jahr. Mich persönlich hat es sehr gefreut, dass mein Kollege Marcel Heupermann den Weg nach Worms gefunden hat und dieses Jahr den Gunter spielte. Heupi ist eine wahre Naturgewalt und ich denke gerne an 2017 zurück, als wir bei „Luther – Der Anschlag“ die Bühne und noch viel mehr die Kantine unsicher gemacht haben. Wilde Zeiten! Wilde Zeiten erlebe ich gerade auch in Bad Hersfeld, hier darf ich noch bis Mitte August auf der Bühne stehen. Und wissen Sie was? Es geht mir gut! Für mich ist es gerade eine unglaubliche Erfüllung, mit einem tollen Ensemble das zu machen, was ich liebe. Zugegeben, ich schlafe nicht viel, ernähre mich noch schlechter als üblich und mir tut so ziemlich alles weh, was irgendwie weh tun kann. Aber irgendwie ist es das wert und gibt Kraft.
Was machen Sie denn so? Schöpfen Sie aus Kreativität neuen Mut? Was ist ihr Antrieb? Können Sie am Ende des Tages auch die Worte mitmurmeln:
„Es geht mir gut.“?
Bis nächsten Monat. Jim Walker jr.
PS: An dieser Stelle sei ein kleiner Gruß an meinen Kollegen Roger aus der Anzeigenabteilung gerichtet, ich hoffe, du schaffst es zeitlich doch noch nach Hersfeld dieses Jahr.