Ihr kennt das bestimmt! Total erschöpft, aber zufrieden schaut man auf die zurückliegenden Stunden und sagt sich: „Das war es wert!“ So erging es den WO! Mitarbeitern Anfang Juni am Ende der Wormser Kulturnacht. Bereits zum vierten Mal engagierte sich WO! als einziges Wormser Presseorgan auf der Wormser Kulturnacht.
Auf einer Bühne im Herzen der Stadt, genauer gesagt auf dem Obermarkt, boten wir einmal mehr jungen Bands die Chance, sich einem größeren Publikum bei milden Sommertemperaturen zu präsentieren. Das mit den milden Temperaturen war dieses Mal gar nicht so selbstverständlich. Während wir im letzten Jahr bei brütenden 42 Grad auf dem Obermarkt verharrten, war in diesem Jahr der konstante Blick in den Himmel gefragt. Gebeutelt von den unterschiedlichsten Wetterkapriolen, hatte dieser Sommer zu diesen Zeitpunkt seinen Namen noch nicht wirklich verdient. Das Wetter meinte es aber letztlich gut mit uns, wodurch uns das „Rock am Ring“ Schicksal, nämlich vorzeitiger Abbruch, erspart blieb. Und so konnte es pünktlich um 19 Uhr mit der ersten Band, den White Planes, losgehen. Prominent an den Instrumenten besetzt (u.a. Peter Bartsch /Gitarre und Johannes Schembs / Schlagzeug) stand im Mittelpunkt des Geschehens der gerademal 17-jährige Piotr und seine Songs. Und die hatten es in sich. Dabei hatte der junge Mann mit dem ausdrucksstarken Organ sein Bühnendebüt knapp zwei Monate zuvor in der Funzel so gar nicht geplant. Eigentlich war es eine simple Aufgabe innerhalb seines Gitarrenunterrichts. Während man sich in diesem Rahmen mit Songwriting beschäftige, gab ihm sein Lehrer Peter Bartsch die Aufgabe, einen Song zu schreiben. Piotr nahm den Auftrag sehr genau und kam gleich mit einem ganzen Songbook zurück. Beeindruckt von der Qualität der Songs, war Lehrer Bartsch klar, diese Stücke müssen hinaus in die Welt. Schloss man die Augen, war es nahezu unmöglich, bei dem Vorgetragenen auf einen Musiknovizen zu schließen. Auf raffinierte Weise vermengt der junge Mann diverse Spielarten des Rock, zu einer ganz eigenen Melange, die mal zärtlich, mal kräftig rockend oder einfach nur lasziv verrucht daher kommt. Der Lohn des Auftritts war zurecht ein restlos begeistertes Publikum. Diese Eigenständigkeit weisen zwar die Songs von Mudkix nicht auf, aber das ist auch gar nicht das Ziel dieser Band aus Worms und Mannheim. Im Mittelpunkt steht vielmehr die Liebe zu einer ganz bestimmten Musik-Ära, nämlich dem Hardrock oder ironisch auch gerne als Hair-Metal tituliert. Diese Liebe war auch im Styling zu erkennen. Abgeschnittene Jeansjacken, Stirnband oder Cowboyhut waren da natürlich selbstredend, das soll aber nicht von der Musik ablenken, denn die hatte es in sich. Mudkix feierten auf dem Obermarkt eine Party ab, als gäbe es kein Morgen. Das Beste daran, das Publikum feierte ordentlich mit und hatte sichtlichen Spaß an der Zeitreise. Ob balladesk oder wild kräftig rockend, Mudkix zeigen bei ihren Songs ein sicheres Gespür, ihren Vorbildern zu huldigen und ihnen dennoch eine eigene Note zu geben. Über eine eigene Note verfügt ganz eindeutig auch das Duo MONOMENT, dabei ist der Begriff Note definitiv untertrieben. Sgt. Turnpike und Dr. Shred selbst bezeichnen ihre Musik als Elektro Mock. Was das genau heißt, davon muss man sich definitiv selbst ein Bild machen. Mit dem Semi Hit „Wurst is my Religion“ wurden sie bereits in Thüringen Sieger eines Bratwurst Contests! Diese Musik hat auf jeden Fall ein Alleinstellungsmerkmal, genauso wie die Inszenierung selbiger. Wild, ironisch, progressiv, provokant, verstehen es die beiden aufs Beste, die Zuschauer in ein anderes musikalisches Universum zu katapultieren. Eindrucksvolles Zeugnis hierfür sind verschiedene Live Clips der letzten Wormser Rocknacht. Wer am 03. Juni nicht am Obermarkt war, sollte einfach mal einen Blick riskieren. Ein würdiger Abschluss für diesen Abend. Übrigens zum ersten Mal fanden die Konzerte im Wechsel mit Ralf’s Tanzgalerie statt. Dort spielte sich die Jen Band durch ein Set musikalischer Klassiker von Bob Dylan über Neil Young bis hin zu Leonard Cohen. Zwischen all den musikalisch Verrückten auf dem Obermarkt wirkte ein Besuch in der Tanzgalerie wie ein Erholungsbad bei guten alten Bekannten. Eine willkommene Abwechslung und letztlich ein gelungenes erstes Kulturnacht Obermarkt Festival.
FAZIT: Einmal mehr war der Lohn der vorangegangenen Anstrengungen ein stimmungsvoller Konzertabend mit begeisterten Zuschauer. Neben der erfolgreich absolvierten Mission, gute Musik unters Volk zu mischen, überzeugte das WO! Team die Besucher auch von der Qualität einer guten Wormser Limonade, nämlich der Lauten Limo.