Es war ein wenig bezeichnend, dass das Jahr 2018 fast genauso endete, wie es begonnen hatte. Im ersten Spiel des Jahres musste Wormatia Worms bei Astoria Walldorf antreten und trat mit einer 2:4-Niederlage die Heimreise an. Im letzten Spiel des Jahres verlor der VfR in Walldorf erneut, wenn auch nur mit 2:3. Obwohl in den vergangenen zwölf Monaten vor allem personell sehr viel passiert ist, bleibt als Fazit des Jahres: Wormatia Worms tritt in der Regionalliga Südwest derzeit auf der Stelle. Eine spielerische Fortentwicklung war im Kalenderjahr 2018 nicht mehr erkennbar, wie unser Jahresrückblick zeigt.


Klassenerhalt in letzter Minute und Pokalsieg

Die Rückrunde der Saison 2017/2018
Der Unterschied zu heute: Vor einem Jahr war die Stimmung im Umfeld deutlich besser als aktuell. Schließlich war das Jahr 2017 letztendlich noch versöhnlich geendet. Nach einer an sich eher enttäuschenden Hinrunde hatten die Kicker der Wormatia in den ersten drei Rückrundspielen, die noch vor der Winterpause ausgetragen wurden, die optimale Ausbeute von neun Punkten erzielt. Mit 26 Punkten aus 21 Spielen konnte man dementsprechend 2017 beruhigt Weihnachten feiern.

Auf Platz zehn stehend sollten die für den Klassenerhalt gemeinhin benötigten 40 Punkte, bei noch 15 ausstehenden Spielen, durchaus möglich sein. So stark wie sich das Team kurz vor der Winterpause präsentiert hatte, sollte doch eigentlich nichts mehr schief gehen. Tatsächlich kam es aber anders, als es den Verantwortlichen der Wormatia lieb und recht war. Der Start nach der Winterpause ging komplett in die Hose, aus den ersten acht Spielen holte der VfR nur fünf Punkte und war schon bald wieder mitten im Abstiegskampf. Spielerisch überzeugt hat man auch in den folgenden Spielen nicht, aber trotzdem gelangen noch elf Punkte in den letzten sieben Spielen. In den entscheidenden Partien gegen die Stuttgarter Kickers, Hessen Kassel oder TuS Koblenz waren es der Wille von Patrick Auracher, ein Genestreich von Benjamin Maas oder die Torgefährlichkeit von Thomas Gösweiner, die den Unterschied zum Gegner ausmachten. Zwei Spieltage vor Schluss stand die Mannschaft von Trainer Steven Jones nur noch einen Punkt vor den Abstiegsrängen. Nach einem 3:2 Zittersieg zuhause gegen Röchling Völklingen, sicherte erst ein 2:0-Auswärtssieg beim SC Freiburg II. am letzten Spieltag den endgültigen Klassenerhalt.

Der einzige Höhepunkt der Saison
Gerade so noch dem Abstieg entsprungen und auf Platz 13 ins Ziel gekommen, stand anschließend noch das Saison-Highlight an, das Verbandspokalfinale im eigenen Stadion gegen Alemannia Waldalgesheim, das letztendlich ein Spiegelbild der verkorksten Saison wurde. Vor 3.500 Zuschauern in der EWR Arena ging die Wormatia früh durch Maas in Führung (25.), versäumte es aber danach entsprechend nachzulegen. Und so kam der wackere, aber spielerisch limitierte Verbandsligist drei Minuten vor Schluss durch einen sehenswerten Freistoß von Walther zum Ausgleich. Bevor das Trauma Morlautern bei Mannschaft und Anhang verstärkt ins Gedächtnis dringen sollte, pfiff Schiedsrichter Kessel die Partie ab. In der Verlängerung schwanden bei Waldalgesheim zunehmend die Kräfte. Zudem spielte der Wormatia in die Karten, dass der eingewechselte Daisuke Ando bereits nach vier Minuten zur erneuten Führung getroffen hatte. Wirklich entschieden war die Partie aber erst nach Patrick Aurachers Elfmeter zum 3:1 in der 116. Minute. Der Rest bestand aus Jubel und einem langen Feiertag. Gleichwohl war bereits am Abend des 24. Mai 2018 klar, dass das siegreiche Pokalteam weitestgehend auseinander fallen würde. Bereits Wochen vor Saisonende hatten Gerüchte die Runde gemacht, dass zur neuen Saison eine massive Etatkürzung für den Regionalligakader anstehen würde. Aufgrund dessen hatten sich die meisten Spieler bereits nach einem neuen Verein umgesehen. Letztendlich blieben vom Kader der Saison 2017/2018 nur fünf Spieler für die neue Saison erhalten.


Wieder nur Abstiegskampf

Die Vorrunde der Saison 2018/2019
Der Pokalsieg und die damit verbundene Aussicht auf einen lukrativen Gegner im DFB-Pokal hatten in der Folgezeit so etwas wie dezente Euphorie in Worms ausgelöst. Statt der angekündigten Etatkürzung packten die Sponsoren sogar noch eine Schippe drauf. Allerdings mit der Zielvorgabe, ein Team zu formen, das sich innerhalb der nächsten drei Jahre im oberen Tabellendrittel der Regionalliga Südwest etabliert.

Der neue starke Mann bei der Wormatia, der die Zielvorgabe „einstelliger Tabellenplatz“ für die Saison 2018/2019 umsetzen soll, ist Steven Jones, der seit der neuen Saison nicht nur als Trainer, sondern in Personalunion auch als Sportlicher Leiter für den Verein tätig ist. Der musste schon bald feststellen, dass aus dem normalen Umbruch nahezu ein Komplettumbruch werden würde. Zu den fünf übrig gebliebenen Spielern des alten Kaders gesellten sich 18 neue Spieler, drei weitere Neuzugänge kamen nach dem 5. Spieltag hinzu. Das neu formierte Team erwischte einen optimalen Start in die Saison mit zwei Siegen zum Auftakt. Danach war es schon bald vorbei mit der Euphorie – sowohl auf dem Platz, als auch auf den Rängen. Nach elf Spieltagen stand zwar noch ein solider achter Platz zu Buche, aber ab Oktober ging es dann bergab. In den letzten neun Spielen setzte es sieben Niederlagen. Zur Winterpause lautet die ernüchternde Bilanz: Sportlich hat Wormatia Worms 20 Punkte in 20 Partien geholt, das entspricht einem Punkteschnitt von 1,0 pro Spiel. Das ist die Bilanz eines potentiellen Absteigers. Zudem wiegt der Punktabzug wegen der Vorkommnisse im Heimspiel gegen Pirmasens im Abstiegskampf besonders schwer, aus 20 wurden nur noch 19 Punkte. Dazu kommt das, zusammen mit dem Letzten Eintracht Stadtallendorf, schlechteste Torverhältnis der Liga (-14). Wormatia Worms hat bisher, zusammen mit dem VfB Stuttgart II, die meisten Gegentore kassiert. Auch der Trend spricht gegen die Wormatia. Bei den zuletzt erzielten vier Punkten aus neun Spielen war die Mannschaft weit davon entfernt, mannschaftlich geschlossen aufzutreten oder so etwas wie Siegeswillen zu entwickeln. Dass die Wormatia mit mageren 19 Punkten derzeit knapp überm Strich steht, ist einzig dem Umstand zu verdanken, dass fünf Mannschaften im bisherigen Rundenverlauf noch schwächer waren. Direkt dahinter folgen der FSV Mainz 05 II, SC Hessen-Dreieich und der VfB Stuttgart II mit jeweils 18 Punkten. Auch Astoria Walldorf (17 Punkte) und der Letzte Eintracht Stadtallendorf (15 Punkte) sind nicht mehr allzu weit von der Wormatia entfernt. Je nachdem, wie viele Absteiger es in dieser Saison geben wird (bis zu fünf), werden sich diese aus den genannten sechs Mannschaften rekrutieren.

Ist der Kader schwächer als in der Vorsaison?
Wenn man die Spieler des aktuellen Kaders Mann für Mann mit dem Kader aus der Vorsaison vergleicht, ist der aktuelle Kader in der Breite sogar besser besetzt. Freilich auf dem Platz hat sich aus vielen Einzelkönnern dauerhaft kein echtes Team gebildet. Bis zu seinem verletzungsbedingten Ausfall war Cedric Mimbala Abwehrchef, Kapitän und Wortführer. Nach der Verletzung von Mimbala fehlte eine Führungsperson, die stattdessen Verantwortung auf dem Platz übernommen hat. Auch wenn man eine Krise nicht nur an einer Person festmachen sollte, sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: Mit Mimbala hat die Mannschaft 16 Punkte aus elf Spielen geholt, ohne ihren Kapitän nur noch vier Punkte aus neun Spielen. Zudem hat man bereits 37 Gegentore kassiert, die meisten in der Liga. Liegt es an der Defensive? Torhüter Chris Keilmann hat sich einen Stammplatz gegenüber Niklas Reichel gesichert, nachdem der als Nr. 1 vorgesehene Steve Kroll kurz vor Saisonbeginn in die Dritte Liga zu den Sportfreunden Lotte gewechselt war. Kroll war sicherlich der komplettere Torwart als Keilmann, der aufgrund seiner Größe (1,84m) Probleme bei hohen Bällen hat und so manchen Abschlag unfreiwillig ins Seitenaus schießt. Ansonsten hat der gebürtige Heppenheimer in den meisten Spielen einen sicheren Eindruck hinterlassen und der Mannschaft eher Punkte gerettet als gekostet. Auch die beiden Ex-Mainzer, Innenverteidiger Tevin Ihrig und der rechte Außenverteidiger Malte Moos, spielten bisher eine solide Runde. Linus Radau (1 Tor) konnte sich aufgrund seiner Offensivstärke auf der linken Abwehrseite gegenüber Cedric Heller durchsetzen, leistete sich aber auch einige Schnitzer in der Defensive. Der im Laufe der Runde von der U19 aufgerückte Vertreter von Mimbala, Ünal Altintas, machte seine Sache ordentlich, eine ähnliche Führungsrolle wie der verletzte Kapitän konnte der 19-Jährige natürlich nicht übernehmen. Vollends überzeugen konnten von den Neuzugängen bisher der Mittelfeldmotor Sascha Korb (1 Tor) und der dynamische Rechtsaußen Leon Volz (3 Tore). Die erst nach dem 6. Spieltag verpflichteten Dino Bajric (1 Tor) als Sechser und Linksaußen Niko Dobros (1 Tor) legten einen sehr guten Start hin, passten sich aber in den letzten Spielen dem schwachen Niveau der gesamten Mannschaft an. Auf ganzer Linie enttäuschte Vize-Kapitän Andreas Glockner, der sich weder als klassischer Sechser, noch als Teil der Abwehr-Dreierkette dauerhaft durchsetzen konnte. Ebenso hinter den Erwartungen zurück blieb Mittelstürmer Dimitrios Ferfelis, der mit vier Treffern bis dato noch kein adäquater Gösweiner-Ersatz war. Von dem Ex-Ulmer Luca Graciotti, der nur auf wenige Einsätze kam, hätte man sicherlich mehr Offensivstärke erwartet. Dagegen würde man sich mehr Einsatzzeiten für Aret Demir wünschen, der als überragender Techniker hinter den Spitzen viel zu selten eingesetzt wurde. Von den fünf Spielern des alten Kaders konnten sich nur Guiseppe Burgio (5 Tore) und Jan-Lucas Dorow (4 Tore) durchsetzen, Eugen Gopko, Perric Afari und Koki Matsumoto kamen nur sporadisch zum Einsatz. Die entscheidende Frage wird sein, welcher der genannten Spieler sich in den restlichen Saisonspielen zum Führungsspieler aufschwingt und die Mannschaft im Abstiegskampf mitreißt. So wie in der letzten Saison Auracher, Maas oder Gösweiner…


Die Mission Klassenerhalt wird nicht einfach

Die Rückrunde der Saison 2018/2019 steht bevor
Die Mission Klassenerhalt im Jahr 2019 wird kein leichtes Unterfangen für Wormatia Worms. Um die hierfür gemeinhin benötigten 40 Punkte zu erreichen, müsste man aus den nächsten 14 Spielen 21 Punkte holen – das entspricht 7 Siegen. Mit dem im Kalenderjahr 2018 erzielten Punkteschnitt (1,0) wird man das nicht schaffen. Nach der Winterpause wird eine erhebliche Leistungssteigerung vonnöten sein, um den Klassenerhalt zu sichern.

Die „Ergebniskrise“ der Wormatia begann Anfang 2018 und setzte sich auch im zweiten Halbjahr mit einem komplett neuen Kader fort. Im Kalenderjahr 2018 erzielte man 36 Punkte in 35 Spielen (10 Siege / 6 Unentschieden /19 Niederlagen). Seit zwölf Monaten entspricht die Punkteausbeute von Wormatia Worms der eines potentiellen Absteigers. Bei noch jeweils 7 ausstehenden Heim- und Auswärtsspielen wird die zuletzt gezeigte Heimstärke alleine nicht ausreichen, denn zuhause geht es gegen Spitzenteams wie den 1. FC Saarbrücken, TSV Steinbach-Haiger oder die Offenbacher Kickers. Auch die „6-Punkte-Spiele“ gegen Mainz II, FSV Frankfurt oder die TSG Balingen vor heimischem Anhang müssen erst noch gewonnen werden. Von daher muss das Team von Steven Jones in den restlichen Saisonspielen dringend die seit einem Jahr bestehende Auswärtsschwäche beheben, denn im gesamten Jahr 2018 gelangen dem VfR nur zwei Auswärtssiege. Nach der Winterpause muss man noch u.a. zu SC Hessen-Dreieich, Eintracht Stadtallendorf und dem FK Pirmasens reisen – allesamt Konkurrenten im Abstiegskampf. Es läuft wohl erneut alles darauf hinaus, dass über den Klassenerhalt der Wormatia auch im Jahr 2019 erst am letzten Spieltag entschieden wird. Da muss die Wormatia beim VfB Stuttgart II antreten, ebenfalls einem direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt.

Ist Trainer Steven Jones noch der Richtige für diese Mission?
Steven Jones hat das Traineramt 2015 von Sascha Eller übernommen, als der VfR, nach einem starken fünften Platz in der Vorsaison, mit acht Punkten aus zehn Spielen auf Platz 13 abgerutscht war. Jones holte in der Folge 40 Punkte aus 24 Spielen und führte den VfR noch auf Platz 9. In der folgenden Saison 2016/2017 holte er 52 Punkte aus 34 Spielen und erreichte einen starken 6. Platz. Danach endete die Ära Treske in Worms und mit dem Torjäger verließen weitere Leistungsträger wie Köksal, Loechelt oder Ludmann den Verein. Bereits dieser Umbruch glückte mehr schlecht als recht, am Ende der Saison 2017/2018 schaffte Wormatia Worms erst am letzten Spieltag den Klassenerhalt. Vor der neuen Saison stand nun sogar ein Totalumbruch an, aber die Probleme sind die gleichen geblieben. Zwar ist der diesjährige Kader ausgeglichener besetzt als im Vorjahr, aber die meisten Spieler schöpfen ihr Potential nicht aus. Da ist in der Regel der Trainer gefragt. Auch das Problem Auswärtsschwäche besteht nicht erst seit gestern und es ist nun mal Aufgabe des Trainers, der Mannschaft ein taktisches Korsett zu verpassen, das es ermöglicht, auch auswärts mal wieder etwas Zählbares mitzunehmen. Eine immer wieder in Fankreisen geäußerte Kritik lautet, dass Jones gerade in Spielen gegen Spitzenteams „Angsthasenfußball“ spielen lasse, zumeist ohne echte Spitze. Auch seine Ein- und Auswechslungen werden unter den Fans regelmäßig leidenschaftlich diskutiert, wobei der Hauptvorwurf eher lautet, dass Jones zu spät auf taktische Umstellungen des Gegners reagiere. Tatsächlich muss sich Jones vorwerfen lassen, dass wahrlich nicht jeder taktische Schachzug in den letzten Wochen von Erfolg gekrönt war. Also ist er doch nicht mehr der Richtige für diesen Job? Steven Jones hat den komplett neuen Kader zusammengestellt und man muss ihm auch ausreichend Gelegenheit geben, daraus ein wettbewerbsfähiges Team zu formen. Was würde ein neuer (teurer?) Startrainer bringen, der die Wormser Mentalität nicht kennt und mit einem Kader arbeiten müsste, den er nicht selbst zusammen gestellt hat? Die jüngsten Erfahrungen des Vereins mit externen Trainern wie Stefan Emmerling oder Hans-Jürgen Boysen waren schließlich auch nicht die besten. Im Übrigen wäre das Geld für einen neuen Trainer aktuell besser aufgehoben, wenn man stattdessen einen Führungsspieler verpflichtet, der die nötige Erfahrung im Abstiegskampf mitbringt. Die Entscheidung für Jones zeigt, dass man im Vorstand die Hoffnung hegt, dass der Trainer die aktuelle Krise nach der Winterpause beheben kann und den Klassenerhalt schafft. Erneut scheint man sich sicher zu sein: „Irgendwie werden wir es auch diesmal wieder schaffen….“ Von dem Anspruch, etwas weiter oben anzuklopfen, ist man derzeit jedoch weit entfernt.