Die Wormatia ist in der Oberliga angekommen. Mit 14 Punkten aus den ersten sieben Spielen liegt Wormatia Worms auf Platz vier, mit drei Punkten Abstand auf Tuchfühlung zum Führenden, TuS Koblenz. Es läuft besser, als man das zu diesem Zeitpunkt der Saison erwarten konnte. Die bisherige Erfolgsformel des VfR ist auf einen einfachen Nenner zu bringen: Neuer Trainer, neue Spieler – neuer Teamgeist.

Seit dem ersten Spieltag ist eine positive Entwicklung bei Wormatia Worms erkennbar. Nicht nur, dass spielerisch immer mehr Rädchen ineinander greifen, es ist auch verstärkt die Handschrift des neuen Trainer Kristjan Glibo erkennbar. Was den Fans besonders gut gefällt: Unter Glibo gehört die erste Viertelstunde der Wormatia. Seine Spieler gehen hochkonzentriert und motiviert ins Spiel und lassen, speziell bei Heimspielen, schon in der Anfangsphase erkennen, wer der Herr im Haus ist. Das war in der letzten Saison nur selten der Fall. Trainer Glibo reagiert auf den Spielverlauf und führt frühzeitig taktische Änderungen durch oder sorgt mit Einwechslungen für neue Impulse. Auch das war zuletzt selten der Fall. Was seiner Mannschaft noch fehlt, ist die Konstanz, auch mal über 90 Minuten konzentriert zu Werke zu gehen. Dafür stimmte der Einsatz bisher in jedem Spiel – wenn es mal nicht so lief, hat die Mannschaft dies über Kampf wettgemacht. Auch die Moral der Truppe ist intakt, wie die beiden letzten Auswärtsspiele gezeigt haben. In Elversberg hat man einen Rückstand noch ausgeglichen, in Lautern ein frühes 0:2 in einen 4:2-Sieg verwandelt. Der neue Teamgeist ist regelrecht spürbar. Standen im letzten Jahr noch Söldner auf dem Rasen, die sich von dem Umfeld und den Zuschauerzahlen bei der Wormatia nur wenig beindrucken ließen, sind es nun junge, hungrige Spieler, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen. Auf mehr als die Hälfte des Kaders trifft zu, dass sie zuvor im Schnitt allenfalls vor 100 Zuschauern gespielt haben und nun zum ersten Mal mit einer aktiven Fanszene konfrontiert werden, die ihre Mannschaft auch zu Auswärtsspielen begleitet. Derweil merken die Zuschauer, dass bei der Wormatia etwas Hoffnungsvolles heranwächst. Dementsprechend war die Stimmung bei den bisherigen Heimspielen deutlich besser als zuletzt in der Regionalliga. Interessanterweise kamen zu dem Heimspiel gegen Eintracht Trier mehr Zuschauer (1.138) als bei den letzten drei Duellen in der Regionalliga. Auch wenn spielerische Rückschläge im Laufe der Saison nicht ausbleiben werden: Aktuell macht es großen Spaß, dieser jungen Wormatia-Mannschaft bei ihrer Entwicklung zuzuschauen.

Die ersten sechs Spiele

Nach dem 1:1 zum Auftakt bei den SPORTFREUNDEN EISBACHTAL erwartete die Mannschaft von Kristjan Glibo den starken Aufsteiger FV DUDENHOFEN zum ersten Heimspiel in der Oberliga. Nach der besten Anfangsviertelstunde, die die Wormatia-Fans seit mindestens drei Jahren gesehen hatten, führte der VfR durch Tore von Dahlke und Graciotti mit 2:0. Danach machte sich die junge VfR-Truppe das Leben selbst schwer, als man durch einen Patzer in der Abwehr den Anschlusstreffer der Gäste begünstigte. Trotz weiterer hochkarätiger Chancen mussten die Zuschauer bis zur 79. Minute warten, ehe Gerezgiher (79.) die vermeintliche Vorentscheidung erzielte, denn vier Minuten vor Schluss kamen die Gäste noch einmal ran. Aber nach ein wenig Zittern in den letzten Minuten war der umjubelte 3:2-Heimsieg, der erste der neuen Saison, unter Dach und Fach. Nach zwei Aufsteigern zum Auftakt sollte am 3. Spieltag zuhause gegen EINTRACHT TRIER die erste größere Bewährungsprobe folgen, die trotz einer unglücklichen 0:1-Niederlage als „bestanden“ gewertet werden darf. Nicht nur, dass man gegen einen Mitfavoriten auf den Titel gleichwertig war; aufgrund der Vielzahl von Wormser Chancen, alleine in der Schlussphase, wäre ein Unentschieden mehr als verdient gewesen. Unter der Woche folgte bei der SV ELVERSBERG II die nächste Bewährungsprobe, die mit einem leistungsgerechten 1:1-Unentschieden beim damaligen Tabellenführer endete. Nach einer schwachen Leistung in der ersten Halbzeit geriet man durch ein Eigentor von Miranda (28.) in Rückstand. In der Pause wechselte Trainer Glibo zwei Mal aus und stellte taktisch um, so dass der VfR in der Folge besser ins Spiel kam. Hinzu kam, dass die Gastgeber ab der 62. Minute wegen einer gelb-roten Karte in Unterzahl agieren mussten. Nur elf Minuten später traf wieder einmal Jan Dahlke zum Ausgleich. Zwar war in der Schlussphase auch noch mehr drin, das wäre allerdings des Guten zuviel gewesen. Am Ende der englischen Woche kam der FC BLAU-WEISS KARBACH nach Worms. Erneut waren es Dahlke (2x) und Graciotti, die für einen glatten 3:0-Sieg sorgten, der aber längst nicht so souverän ausfiel, wie es das Ergebnis vermuten lässt, aber aufgrund der Torchancen verdient war. Am 24.8. stand ein richtungsweisendes Spiel auf dem Betzenberg gegen den 1. FC Kaiserslautern II an. Beide Mannschaften mit jeweils acht Punkten ausgestattet, waren die Vorzeichen des Spiels klar: Wer gewinnt, hält Anschluss an die Spitzengruppe; wer verliert, hängt erstmal im Mittelfeld der Tabelle fest. Im Gegensatz zu den vorherigen Partien war es aber der FCK, der in der Anfangsphase den Ton angab. Nach zehn Minuten führten die jungen Lauterer mit 2:0, während die Wormser überhaupt nicht ins Spiel fanden. In der letzten Saison hätten die Fans der Wormatia zu diesem Zeitpunkt getrost nach Hause fahren können, diesmal lohnte sich das Bleiben. Bereits nach 25 Minuten hatten Gerezgiher und Grimmer schon wieder ausgeglichen, bis zur Pause blieb das Spiel auf Augenhöhe. Nach der Pause waren es aber wieder die Gastgeber, die einem dritten Tor deutlich näher waren als die Wormser, die sich auf einzelne Nadelstiche verlegten. Obwohl man nach 90 Minuten mit dem Unentschieden gut leben konnte, bescherte das Schicksal der Wormatia in der Nachspielzeit den ersten Auswärtssieg seit 13 Monaten. Emmanuel Léonce Kouadio, der in den bisherigen Partien nur sporadisch zum Einsatz gekommen ist und erst zwölf Minuten zuvor eingewechselt worden war, blieb es vorbehalten, den Ball, nach einer undurchsichtigen Situation nach einer Ecke, über die Linie zu befördern. Und weil Wormatias Torjäger Dahlke „sein“ Tor noch nicht gemacht hatte, zog er in der 92. Minute einfach mal aus 40 Metern ab und überraschte den zu weit aufgerückten Lauterer Keeper Raab. So stand am Ende ein 4:2-Sieg auf dem Betze, den man nach diesem Spielverlauf so nicht erwartet hatte. Im Backfischfestheimspiel gegen Hassia Bingen hat sich der VfR das Leben selbst schwer gemacht. Trotz mehr als einem halben Dutzend bester Torchancen wurde es nach der roten Karte für Tzimanis wegen einer Notbremse (60.) noch einmal spannend. Dahlke (5.) und Schünke (15.) hatten schon frühzeitig zum hochverdienten 2:1-Heimsieg getroffen.

Eine Stammelf kristallisiert sich heraus

Im Tor war Kevin Urban als Stammtorhüter vorgesehen, der verletzte sich aber im ersten Spiel in Eisbachtal. Daraufhin hat der Verein den auslaufenden Vertrag mit dem letztjährigen Ersatztorwart, Niklas Reichel, um ein Jahr verlängert. Reichel kam ab dem 2. Spieltag zum Einsatz und hat sich mit starken Leistungen den Status als aktuelle Nr.1 verdient. In der Innenverteidigung war bisher Andrej Ogorodnik als rechter IV gesetzt. Nach der schweren Verletzung von Tevin Ihrig vor Saisonbeginn, der mindestens ein halbes Jahr ausfallen wird, ist die Position des linken IV bisher noch vakant. Die nachträglich getätigten Neuzugänge Maurizio Macorig (22, FSV Bissingen) und Heron Miranda (29, FC Bayern Hof) feierten beide ein missglücktes Debüt als Innenverteidiger im Wormatia-Trikot. Macorig verschuldete gegen den FV Dudenhofen ein Gegentor, verletzt sich bei dieser Aktion und musste noch vor der Pause ausgewechselt werden. Miranda kam die erste Halbzeit beim SV Elversberg II zum Einsatz und erzielte hierbei unglücklich durch ein Eigentor den einzigen Gegentreff er. Zuletzt bekam Ilias Tzimanis den Vorzug als zweiter Innenverteidiger. Lennart Grimmer ist eigentlich eine feste Bank als rechter Verteidiger, musste aber aufgrund der Verletzung des etatmäßigen Linksverteidigers Giorgi Veleanu zuletzt auch auf der anderen Abwehrseite ran. Aber egal auf welcher Position, Grimmer spielt bisher eine bärenstarke Runde und krönte seine Leistung in Kaiserslautern mit einem Traumtor zum wichtigen 2:2-Ausgleich. Im zentralen Mittelfeld sind auf der Doppel-Sechs Kapitän Eric Lickert (mit 4 Assists Top-Vorlagengeber der Liga) und Fatih Köksal gesetzt. Nachdem sich Köksal in Elversberg am 4. Spieltag einen Muskelfaserriss zugezogen hat, übernahm zuletzt Perric Afari dessen Posten und machte seine Sache ordentlich. Langfristig wird man jedoch auf Köksals Kreativität in der Zentrale nicht verzichten können. Auf der linken offensiven Außenbahn hat sich Luca Graciotti nicht nur dank zwei Toren und einer Vorlage einen Stammplatz erspielt. Auf der rechten offensiven Außenbahn hatte Henrique Oliveira Damaceno die meisten Einsatzzeiten, auch wenn sich bei dem quirligen Brasilianer noch häufig Licht und Schatten abwechseln. Eine Alternative für beide Außenbahnen steht mit Filimon Gerezgiher zur Verfügung, der trotz kurzer Einsatzzeiten zwei Mal im gegnerischen Tor fündig wurde. Stets zum Stammpersonal zählte bislang auch Clirim Recica, der aufgrund seiner Vielseitigkeit bereits auf verschiedenen Positionen eingesetzt wurde (rechtes Mittelfeld, hängende Spitze, zuletzt rechter Verteidiger). In vorderster Front absolut gesetzt ist der bullige Jan Dahlke, der sich womöglich zu genau dem Torjäger entwickelt, den man im letzten Jahr so schmerzlich vermisst hat. Der stets torgefährliche 1,94 m-Hüne wurde in sechs Spielen bereits sechs Mal fündig und hat eine makellose Bilanz vorzuweisen. Wenn der VfR mit zwei etatmäßigen Stürmern antritt oder bei Rückstand einen Joker braucht, stehen als Alternativen Koki Matsumoto oder Jan-Philipp Schünke zur Verfügung.

Der Ausblick im September

An der Spitze der Oberliga Rheinland-Pfalz-Saar steht nach 6 Spieltagen TuS Koblenz mit 17 Punkten. Dahinter sind mit SV Elversberg II (2.), Schott Mainz (3.) und Eintracht Trier (5.) Teams vertreten, die man dort oben erwarten durft e. Wormatia ist als Vierter mit 14 Punkten als Jäger unmittelbar dahinter. Da das Auswärtspiel des 8. Spieltages bei TuS Koblenz erst am 16.11. stattfindet, wird man, fortan mit einem Spiel Rückstand, auch noch eine Weile in der Rolle des Jägers bleiben. Zunächst gibt am 14.09. die TuS Mechtersheim ihre Visitenkarte im Wormatia Stadion ab. Eine Woche später geht es zum FV Engers, ehe am Monatsende (28.09.) das Derby gegen die TSG Pfeddersheim ansteht. Zum zweiten Mal innerhalb eines Monats, denn bereits am 4.09. (MI) findet die 4. Runde des Bitburger-Verbandspokals statt und auch da ist der Gegner der Wormatia die TSG Pfeddersheim. Das Weiterkommen im Pokal wird also diesmal ein harter Brocken. In der Liga wäre man dagegen mit einer kleinen Serie im September auf jeden Fall weiter vorne mit dabei.

DIE SPIELE VON WORMATIA WORMS IM SEPTEMBER 2019:

Verbandspokal 4. Runde, 04.09.(MI), 19 Uhr: TSG Pfeddersheim (H)

8. SPIELTAG: Das Spiel bei TuS Koblenz findet erst am 16.11.19 statt
9. SPIELTAG, 14.09. (SA), 15.30 Uhr: TUS Mechtersheim (H)
10. SPIELTAG, 21.09. (SA), 15.30 Uhr: FV Engers 09 (A)
11. SPIELTAG, 28.09. (SA); 15.30 Uhr: TSG Pfeddersheim (H)