Wormatia Worms schließt die Vorrunde in der Oberliga Rheinland-Pfalz-Saar auf Platz fünf ab, mit fünf Punkten Rückstand auf Tabellenführer Schott Mainz. Demenentsprechend schwanken die Urteile im Umfeld des Vereins zwischen „besser als erwartet“ bis hin zu „da war mehr drin“.

Verlief der Start in die erste Oberligasaison mit fünf Punkten aus den ersten vier Spielen noch etwas schleppend, platzte danach der Knoten bei der neuformierten Wormatia Mannschaft mit sechs Siegen in Folge. Sicherlich war hierbei auch der eine oder andere Dreier dabei, bei dem das „Spielglück“ auf Seiten der Wormatia war. Womöglich hatte der VfR auch das letzte Quentchen Glück beim 3:2-Last-Minute-Sieg im Derby gegen die TSG Pfeddersheim verbraucht. Ab dem 11. Spieltag gab es nämlich einen Einbruch, der auch der zunehmenden Anzahl an Verletzten geschuldet war. Nachdem es im Oktober drei Niederlagen in vier Ligaspielen gab (dazu kam das Pokalausscheiden beim SV Morlautern), konnte die Truppe von Kristjan Glibo im November den Negativtrend vorerst stoppen. Zunächst gab es ein leistungsgerechtes Unentschieden bei Tabellenführer Schott Mainz. In einem der bisher stärksten Auswärtsspiele des VfR gingen nach einer ausgeglichenen ersten Hälft e die Mainzer direkt nach der Pause in Führung (53.), die aber nicht lange hielt, bis die Wormaten mit einem Doppelschlag durch Joachims (55.) und Dahlke (57.) zurückkamen. Erst in der 85. Minute fiel der 2:2-Ausgleich, auch wenn der VfR danach noch Chancen hatte, das Spiel für sich zu entscheiden. Im folgenden Heimspiel gegen Arminia Ludwigshafen gab es dann endlich wieder einen Dreier, der aber lange Zeit auf der Kippe stand. Da sich die Wormatia wieder einmal im Auslassen bester Chancen überbot, durften die biederen Gäste aus Ludwigshafen, nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Gerezgiher (39.), zwei Mal in Führung gehen, ehe Dahlke (59.) und Macorig (80.) das Spiel noch drehten. In der Nachspielzeit verhinderte der eingewechselte Miranda im letzten Moment den Ausgleich der Gäste. Am Ende stand der vierte 3:2-Sieg im neunten Heimspiel, der mit der Erkenntnis endete, dass man sich nicht immer darauf verlassen kann, dass die Offensive genug Chancen (und Tore) herausspielt, um die Defizite in der Defensive zu überdecken. Nichtsdestotrotz brachte der Dreier gegen die Arminia die Wormser in die komfortable Position, mit einem Sieg im Nachholspiel des 9. Spieltages bei der TuS Koblenz bis auf Platz 2 der Vorrundentabelle vorstoßen zu können. Von daher tat die unverdiente 0:1-Niederlage bei den „Schängeln“ gleich doppelt weh, weil man wieder einmal mehr Spielanteile und die größeren Torchancen besaß, sowie die reifere Spielanlage als die Gastgeber zeigte, aber das Tor des Tages schoss nach einer Unachtsamkeit in der Wormser Abwehr eine Viertelstunde vor Schluss der Gegner, der sich damit selbst auf Platz 2 vorschob.

Hoher Unterhaltungswert
Nach Jahren der Tristesse in der Regionalliga hatten die Heimspiele der Wormatia in der Oberliga einen extrem hohen Unterhaltungsfaktor. Langweilig wurde es kein einziges Mal, denn in neun Spielen fielen 37 Tore. Im ersten Rückrundenspiel gegen Eisbachtal kamen noch sieben weitere dazu. Das sind bis heute im Schnitt 4,4 Tore pro Heimspiel. Alleine vier Mal gewann der VfR zuhause mit 3:2, ein Mal verlor man mit diesem Ergebnis. Und tatsächlich waren diese Spiele alle so eng, wie es das Ergebnis vermuten lässt. Mit sieben Siegen und zwei (zudem noch sehr ärgerlichen) Niederlagen belegt Wormatia Worms Platz 2 der Heimtabelle der Vorrunde. Das honorierten im Schnitt 900 Besucher pro Heimspiel. Damit liegt die Wormatia auf Platz drei der Zuschauertabelle hinter Eintracht Trier (1239) und TuS Koblenz (975), aber deutlich vor dem Vierten FV Dudenhofen (377). Auswärts sieht die Bilanz eher durchwachsen aus (2 S / 3 U / 3 N) und reichte nur für Platz 10 in der Auswärtstabelle der Vorrunde. Wenn man Aufstiegsambitionen hegt, muss man zukünftig auch in der Fremde öfters punkten. Am Ende der Vorrunde standen bei der Wormatia 30 Punkte in 17 Spielen zu Buche (Schnitt: 1,76 pro Spiel). Mit einer ähnlich starken Rückrunde käme man auf 60 Punkte. Im letzten Jahr hätte das zumindest für Relegationsplatz 2 gereicht. Nach der Vorrunde reichte dies nur für Platz 5. Bei einem Blick auf das Torverhältnis von 36:26 werden die Stärken und Schwächen des VfR offensichtlich. Zwar hat man bereits jetzt so viele Tore wie am Ende der letzten Saison erzielt und stellt mit Jan Dahlke den zweitbesten Torschützen der Liga, trotzdem war die Chancenverwertung mitunter ein großes Manko. Eindeutig hat man jedoch zu viele Gegentore erhalten. Bezeichnenderweise blieb man nur in einem Spiel ohne Gegentor – beim 3:0-Heimsieg gegen Karbach.

Torschützen in der Vorrunde
Von den 36 Toren in der Vorrunde erzielten Jan Dahlke (15 Tore) und Filimon Gerezgiher (5 Tore) alleine 20. Die restlichen 16 Tore verteilen sich mit Lennart Grimmer (3), Fatih Köksal (2), Erik Lickert (2), Luca Graciotti (2), Simon Joachims (2), Jan-Philipp Schünke (2), Maurizio Macorig (1), Emmanuel Léonce Kouadio (1) und einem Eigentor von Mechtersheim auf insgesamt neun Torschützen.

Dauerbrenner im Team
Diese vier Spieler bildeten in der Vorrunde das Gerüst der Mannschaft und brachten konstant ihre Leistung: Jan Dahlke (17 Spiele über 90 Minuten), Lennart Grimmer (17 Spiele), Erik Lickert (17 Spiele), Andrej Ogorodnik (16 Spiele).

Und dann war da noch der Rückrundenauftakt
Wahrscheinlich könnte man mit der Vorrundenbilanz und einem überschaubaren Rückstand auf die Spitze noch besser leben, wenn nicht der Rückrundenauftakt komplett in die Hose gegangen wäre. Gegen den Tabellenletzten, die Sportfreunde Eisbachtal, war vor heimischem Anhang ein sicherer Dreier eingeplant, aber am Ende stand eine unfassbare 3:4-Niederlage. Dabei hatte alles planmäßig begonnen, als Recica (19.) und Gerezgiher (25.) frühzeitig die Weichen auf einen ungefährdeten Heimsieg stellten. Die spielerisch limitierten Gäste machten bis dato überhaupt keine Anstalten, gefährlich in Strafraumnähe der Wormser zu kommen. Als das Spiel gerade anfing, ein wenig vor sich hin zu plätschern, zog der Eisbachtaler Meuer (33.) einfach mal ab und es stand nur noch 2:1, womit es auch in die Pause ging. die ersten Minuten der zweiten Halbzeit gehörten wieder der Wormatia. Und als man gerade die zweite dicke Chance zur Vorentscheidung vergeben hatte, führte kurz danach der x-te Zuordnungsfehler in der Abwehr nach einer Ecke zum Ausgleich (51.). Drei Minuten später ließ erneut Meuer mit einem Schuss aus spitzem Winkel ins Torwarteck Wormatias Keeper Urban ganz schlecht aussehen und drehte damit das Spiel (54.). Eine Minute später zirkelte Recica einen Freistoß ans Lattenkreuz, ehe Duchscherer mit einem weiteren Weitschuss, bei dem Urban erneut nicht die beste Figur machte, den Spielverlauf endgültig auf den Kopf stellte (69.) Zwar machte auch Dahlke noch sein Tor (74.), aber gegen einen wacker kämpfenden Tabellenletzten, der aus gefühlt fünf Chancen vier Tore gemacht hatte, reichte das nicht mehr. Umso wichtiger war es, dass dem VfR im letzten Spiel vor der Winterpause ein Dreier beim FV Dudenhofen gelang. In einer kampfbetonten Partie genügte das goldene Tor von Jan Dahlke (40.), um den Gastgebern ihre erste Heimniederlage seit März diesen Jahres zuzufügen. Damit ist Wormatias Torjäger Jan Dahlke mit nunmehr 17 Saisontoren mit Dudenhofens Julian Scharfenberger gleich gezogen. Die Wormatia geht auf Platz fünf mit fünf Punkten Rückstand auf Tabellenführer Schott Mainz in die Winterpause.

Das wird nicht reichen für den Aufstieg…
„Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen“ war ein häufig gehörter Satz aus dem Mund von Wormatia-Trainer Kristjan Glibo. Tatsächlich stand Wormatia Worms nach dem Abstieg aus der Regionalliga Südwest vor einem echten Neuanfang, nachdem Trainer und weite Teile der Mannschaft anschließend das Weite gesucht hatten. Zum Trainingsbeginn Anfang Juli hatten der neue Trainer Kristjan Glibo und der neue Sportchef Norbert Hess gerade mal acht Spieler unter Vertrag.

Letztendlich blieben vom Regionalligakader nur sechs Spieler übrig, fünf davon waren überwiegend Ergänzungsspieler in der Vorsaison. Der einzige verbliebene Stammspieler, Tevin Ihrig, sollte als Kapitän einer der Schlüsselspieler des neuen Teams werden und zog sich noch vor dem ersten Saisonspiel einen Kreuzbandriss zu. „Wenn schon Neuanfang, dann richtig!“, dachte sich die sportliche Leitung und stellte einen der jüngsten Kader der Liga zusammen. Dass es Rückschläge geben würde, war absehbar. Der Hurra-Stil der Vorrunde war nicht immer attraktiv, aber durchaus unterhaltsam. Und er war oft erfolgreich, aber zu oft eben auch nicht. Nach 19 Spieltagen sind sechs Niederlagen (gegenüber zehn Siegen) zu viel, zumal diese allesamt unnötig waren. Bei keiner Niederlage war man schwächer als der Gegner. Das bestätigt auch den Eindruck, dass es in dieser Saison keine Übermannschaft in der Oberliga Rheinland-Pfalz-Saar gibt. Tabellenführer Schott Mainz spielt bisher eine souveräne Saison (erst drei Niederlagen), aber keine überragende.

Gleichwohl steht zu befürchten: Wenn bei der Wormatia in der Rückrunde erneut 2 – 3 Leistungsträger, so wie im Oktober, wegbrechen, wird es eng, weil die zweite Reihe nicht mehr Oberligaspitze, sondern nur noch Mittelmaß ist, auch wenn die jungen Wilden, wie Gerezgiher, Joachims oder Asamoah, vielversprechende Ansätze gezeigt haben. Von daher muss sich der Verein in der Winterpause Gedanken machen, ob man noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv wird. Zudem gilt im Fußball: Spiele gewinnt man im Sturm, Meisterschaften in der Defensive. Wenn nach der Winterpause hoffentlich bald Stammtorhüter Niklas Reichel und Innenverteidiger Tevin Ihrig zurückkehren, wird das die Qualität in der wackeligen Defensive erheblich steigern. Zudem werden sich in der Rückrunde, wie schon in den letzten Spielen vor der Winterpause, alle Teams auf den besten Torjäger der Liga, Jan Dahlke, eingestellt haben. Von daher könnte ein neuer Stürmer, der neben Dahlke mehr die Aufmerksamkeit auf sich zieht, nicht schaden. Auch für die Position des linken Verteidigers hat man noch keine befriedigende Lösung gefunden. Die ersten drei Teams in der Vorrundentabelle müssen in der Rückrunde alle noch nach Worms kommen. Der Aufstieg ist bekanntlich im ersten Jahr kein Muss, im zweiten Jahr dann aber schon. Klar ist: So „leicht“ wie diese Saison wird der Aufstieg nicht mehr. Aber dazu muss man in der Winterpause nachrüsten.