07. Dezember 2022 | Das Wormser Theater:

Im Wormser Theater hat die Volksbühne Premiere mit dem Weihnachtsmärchen „Aschenputtel“ gefeiert. Im Bild sind zu sehen v.l. Katharina Heiland (Aschenputtel), Patricia Hauswirth (Hofnarr), Luisa Dietz (Stiefschwester), Torben Hebing (Herold), Ina Krehbiel (Stiefmutter) und Nicole Schmitt (Stiefschwester).

Wahrscheinlich gibt es kaum einen Wormser, der sich nicht wehmütig an die Weihnachtsmärcheninszenierungen der Volksbühne in den letzten Jahrzehnten zurückerinnert. Nachdem man zwei Jahre pausieren musste, war es endlich wieder soweit und „Aschenputtel“ entführte Groß und Klein in eine Welt, in der Gut und Böse noch voneinander zu trennen sind.

Das Böse in diesem Märchen kommt in der Gestalt der Stiefmutter, herrlich exaltiert gespielt von Ina Krebiehl. Und die hat es sich zur Aufgabe gemacht, das ungeliebte Aschenputtel, herzensgut gespielt von Katharina Heiland, zu drangsalieren. Heute, rund 200 Jahre, nachdem die Geschichte erstmals von den Gebrüdern Grimm zwischen zwei Buchdeckeln gefasst wurde, ist man sich über so manche Gräuel des beliebten Kindermärchens bewusst. Es verwunderte deswegen auch nicht, dass der mittlerweile verstorbene Wormser Autor Walter Passian das Stück einer Modernisierung unterzog. Abgeschwächt wurde dabei nicht nur so manche Grausamkeit, sondern auch die Sprache. Manchmal bediente sich der Autor einer eher derben Sprache, wenn der König ein Mädchen als Schnecke bezeichnet, manchmal waren es kleine saloppe Sprüche wie der Verweis auf O-Beine, „Reisekosten werden nicht übernommen“ oder „Gut rasiert! Ich bin klar im Vorteil“. Der Geist des Märchens blieb jedoch unangetastet. Und so ließ die Volksbühne in dieser Vorstellung hunderte von Mädchen und Jungs davon träumen, dass man alles im Leben erreichen kann und am Ende das Gute über das Böse triumphiert.

Fazit: Liebevoll ausgestattet, humor- und schwungvoll erzählt, gespielt von großartigen Darstellern, ließ das Volksbühnen-Ensemble die jungen Theaterbesucher geradezu die Magie des Theaters inhalieren. Die bedankten sich wiederum mit reger Teilnahme am Stück, in dem sie die Protagonisten auf der Bühne mit Zwischenrufen warnten und quittierten am Ende die Vorstellung mit begeistertem Applaus. Dabei war auch in den Augen der Erwachsenen ein Hauch von Wehmut zu erkennen.

Text: Dennis Dirigo Foto: Andreas Stumpf