Eine Pressemitteilung der Notruf- und Beratungsstelle Worms
Der Internationale Frauentag 2022 steht unter dem Motto „Break the Bias“. Übersetzt heißt das so viel wie: „Brich das Vorurteil“. Frauen überall auf der Welt möchten an diesem Tag auf die Errungenschaften im Kampf für die Gleichberechtigung von Frauen aufmerksam machen, gleichzeitig aber auch weiter bestehende Missstände aufzeigen und auf Ziele hinweisen, die es hierbei noch zu erreichen gilt.
Denn noch immer unterliegen Frauen und Mädchen in unserer Gesellschaft Stereotypen und Vorurteilen, die teilweise schwerwiegende Folgen haben können. Sogenannte geschlechtsspezifische Gewalt ist Ausdruck dieser Vorurteile und hat ihre Wurzeln in der Diskriminierung und der gesellschaftlichen Benachteiligung von Frauen. Ein ungleiches gesellschaftliches Machtgefüge zwischen den Geschlechtern hält das System sexualisierter Gewalt an Frauen und Mädchen aufrecht. Die geschlechtsspezifische Ausprägung sexualisierter Gewalt spiegelt sich an den Zahlen des Bundeskriminalamts von 2020 wider, wonach 94% der Betroffenen weiblich und rund 98% der Tatverdächtigen männlich sind. Sexualisierte Gewalt ist ein Instrument zur Unterdrückung und nicht etwa Ausdruck von Sexualität – ein weiteres Vorurteil, das sich hartnäckig hält. „Die strukturelle Diskriminierung von Frauen gilt als eines der Haupthindernisse für das Erreichen der Gleichstellung zwischen Frauen und Männer. Solange es sexualisierte Gewalt an Frauen und Mädchen gibt, sind wir von Gleichberechtigung noch weit entfernt.“, betont Regina Mayer vom Frauennotruf Worms. „Die Frauennotrufe Worms und Alzey setzen sich aktiv dafür ein, bestehende Vorurteile aufzubrechen und Frauen und Mädchen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, zu unterstützen.“
Auch die Istanbul-Konvention stellt fest, dass sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen auf dem Machtungleichgewicht zwischen den Geschlechtern beruht. Sie verpflichtet die Vertragsstaaten Frauen und Mädchen vor sexualisierter Gewalt zu schützen, Hilfsangebote niedrigschwellig zugänglich zu machen, Diskriminierung von Frauen zu verhindern und die Rechte von Frauen zu stärken.
„Natürlich kann jede*r Einzelne dazu beitragen, Vorurteile im Alltag abzubauen“, erklärt Christina Rosner vom Frauennotruf, „doch wenn es um umfassende strukturelle Veränderungen geht, braucht es umfassende politische Maßnahmen“. So sollte sexualisierte Gewalt beispielsweise vermehrt in der Schule oder Ausbildung thematisiert werden. Dadurch könnte die strukturelle Verfestigung der Diskriminierung von Frauen aufgelöst und Gewalt an Frauen verhindert werden.
Die Frauennotrufe Worms und Alzey möchten im Sinne des Internationalen Frauentags dazu einladen, gemeinsam das Vorurteil zu brechen – und zwar nicht nur am 08. März, sondern bestenfalls an jedem Tag.
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