WO! im Gespräch mit Sandra Noppenberger über das Frauenhaus und den Frauennotruf

(v.l.): Dr. Meinrad Vierling und Friederike Brüssermann (Rotary Club Worms), die Künstlerin Astrid Bellefroid, Sandra Noppenberger (Frauenhaus), Christina Rosner (Frauennotruf)

In einer perfekten Welt würden Männer und Frauen sich ganz selbstverständlich mit Respekt auf Augenhöhe bewegen. Doch leider ist das auch 2023 immer noch nicht der Fall und jede vierte Frau erlebt zu Hause Gewalt durch ihren Partner. Ein besonderer Ort, an dem sie Schutz finden können, ist das Frauenhaus.

Seit 2018 arbeitet die Sozialpädagogin Sandra Noppenberger für das DRK, gemeinsam mit Monika Diehl, im Leitungsteam des Wormser Frauenhauses. Eine Zeit, in der sie viel erlebt hat, wie Männer mit Frauen umgehen. Zwar hat sich das Frauenbild im Laufe der letzten Jahrzehnte durchaus zum Positiven verändert und Gleichberechtigung ist längt in vielen Bereichen unserer Gesellschaft gelebte Selbstverständlichkeit, dennoch existiert bis heute das Problem der Gewalt in der Partnerschaft. Die Zahlen in Deutschland sprechen für sich. „Jeden dritten Tag wird in Deutschland eine Frau durch ihren Partner oder Ex-Partner getötet und täglich gibt es irgendwo einen Tötungsversuch“, berichtet Noppenberger. 2021 gab es bundesweit 143.016 Fälle, in denen ein aktueller oder ehemaliger Partner Gewalt ausübte, 80 Prozent der Opfer waren Frauen. Oftmals ist es ein Polizeieinsatz, der das Leid der Frauen durchbricht und diese aus dem gewalttätigen Umfeld holt und über die Möglichkeit der Kontaktaufnahme mit dem Frauenhaus informiert. Für viele Frauen ist es zunächst keine Option, Hilfe zu suchen. So kommt es nicht selten vor, dass Frauen lange Zeit die Gründe für die Gewalt bei sich selbst suchen oder es schlichtweg die finanzielle Abhängigkeit ist, die Frauen dazu bewegen, das Leid weiter zu ertragen. Dabei kennt das Thema keine Nationalität, Religionszugehörigkeit und keinen Bildungsstand.

Krisen der letzten Jahre erhöhen Bedarf

Verstärkt wird das Problem von häuslicher Gewalt durch die multiplen Krisen der vergangenen drei Jahre. Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit, bedingt durch die vielen Lockdowns in der Corona Zeit, haben besonders viele Frauen getroffen und wodurch die Abhängigkeit vom Partner zugenommen hat, informiert Noppenberger. So verwundert es nicht, als sie erklärt, dass es mehr Nachfragen nach Plätzen gibt, als man anbieten kann. Das Angebot in Worms umfasst gerade mal sieben Plätze für Frauen sowie elf weitere für Kinder, wobei bei männlichen Kindern das Alter auf 15 Jahre beschränkt ist. Noppenberger ergänzt, dass die meiste Zeit alle Plätze belegt sind und zudem die Verweildauer im Frauenhaus aufgrund der angespannten Wohnungssituation zugenommen hat. Durchschnittlich bleiben die Frauen drei bis vier Monate. Im Moment kann es aber auch mal ein Jahr dauern, bis die Möglichkeit eines Umzugs besteht. Doch das heißt nicht, dass man weiteren schutzsuchenden Frauen nicht helfen kann, weswegen die erfahrene Sozialpädagogin darauf verweist, dennoch bei Bedarf Kontakt aufzunehmen. Neben der Unterbringung im Wormser Frauenhaus besteht zunächst die Möglichkeit der Krisenintervention. Das heißt, man versucht, gemeinsam im Gespräch Lösungen zu finden und die Frau zu stabilisieren. Eine erste Anlaufstelle ist hierbei der Frauennotruf, der 24 Stunden erreichbar ist. Sollte es ohne einen sicheren Platz nicht gehen, wird nach einer Unterkunft in einem der anderen umliegenden Frauenhäuser geschaut. Das ist auch notwendig, falls einer der Männer den Aufenthaltsort ausfindig macht und die Frau daraufhin bedroht. Derzeit gibt es in Deutschland 380 Frauenhäuser. In Deutschland gibt es seit 1976 Frauenhäuser. Worms folgte 1980 und ist damit eine der ältesten Einrichtungen in Rheinland-Pfalz.

Auf Spenden angewiesen

Mit gerademal 2,5 Arbeitsplätzen ausgestattet, teilen sich fünf Teilzeitkräfte die anstrengende, aber auch wichtige Arbeit im Frauenhaus und in der Frauenberatungsstelle. Zudem macht das Team gemeinsam mit der „Konferenz für Frauenhäuser Rheinland-Pfalz“ durch Kampagnen immer wieder auf das Thema aufmerksam. Doch das alles kostet Geld und das ist wie so oft ausgerechnet für gesellschaftlich wichtige Themen nicht im Überfluss vorhanden. Finanziert werden das Frauenhaus und der Notruf durch eine Sockelförderung des Trägers für Personalkosten, eine Platz- und eine Sachkostenpauschale des Landes und einen Zuschuss der Stadt. Hinzu addieren sich die Nutzungsentgelte der Betroffenen. Zudem wird das Haus ehrenamtlich durch den eigenen Förderverein unterstützt. Für nur 13 Euro im Jahr ist es möglich, dort Mitglied zu werden. Angewiesen ist das Frauenhaus zudem auf Spenden. Eine willkommene Aktion war es daher, als der Rotary Club Worms das Bild „Die zwei Hilden“ (WO! Januar 2023) von den Nibelungen Festspielen erwarb. Gemeinsam mit der für das Bild verantwortlichen Künstlerin ASTRID BELLEFROID entschied man sich dafür, das Bild zukünftig zu vermieten. Die Einnahmen gehen dabei zu gleichen Teilen an das Frauenhaus und an das Frauenzentrum Warbede. Zuletzt stand das 1,78 Meter breite und 2,51 Meter hohe Kunstwerk im Foyer des Mutter-Kind-Zentrums im Klinikum Worms, wo es zugleich von ausgewählten Bildern der Künstlerin flankiert wurde. Dass sich das Kunstwerk zu Beginn im Wormser Klinikum präsentieren durfte, hatte aus Sicht des stellvertretenden Ärztlichen Direktors PD, Dr. Markus Hirschburger, gleich mehrere Gründe: „Neben unserem Standort in der Nibelungenstadt Worms ist es natürlich die Hauptaufgabe eines Krankenhauses, Menschen zu helfen. Außerdem arbeiten wir bereits seit mehreren Jahren sehr eng mit dem Wormser Frauennotruf zusammen“. Dr. Meinrad Vierling und Friederike Brüssermann, die als Doppelspitze des Rotary Club vorstehen, ergänzten: „Sowohl Kriemhild als auch Brünhild verkörpern beide tragische Frauenfiguren. Außerdem dürfen wir in unserer heutigen modernen Zeit nicht vergessen, dass es nach wie vor Frauen gibt, denen Gewalt widerfährt oder die aufgrund anderer Notlagen unsere Hilfe benötigen“. Derzeit wartet das Bild auf neue Mieter. Wer die Arbeit des Frauenhauses unterstützen möchte, kann dies natürlich auch tun, ohne das Bild zu mieten. Wer sich zu- gleich aber auch etwas Schönes gönnen möchte, kann gerne mit dem Rotary Club Worms Kontakt aufnehmen.

Text: Dennis Dirigo, Foto: Stadt Worms

SPENDEN:

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IBAN: DE72 5535 0010 0000 2406 56

 

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