Eine Pressemitteilung der Stadt Worms:

Um gewaltbetroffene Frauen mit Sucherfahrung auf das Hilfesystem in Worms aufmerksam zu machen, hat die Projektgruppe „FrauenLeben – Sucht- und Gewaltfrei“ einen Flyer mit dem Titel „Wir schauen hin – Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter“ entworfen. Der Flyer informiert über die einzelnen Unterstützungseinrichtungen hier in der Stadt. Mittels eines QR-Codes werden Interessierte an die jeweilige Website weitergeleitet. Die Veröffentlichung des Flyers erfolgt anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen. Hierzu hat sich die Projektgruppe mit der Gleichstellungsstelle Worms zusammengeschlossen. Der Flyer liegt ab sofort in verschiedenen öffentlichen Einrichtungen in Worms aus.

Jede dritte Frau in Deutschland erlebt mindestens einmal in ihrem Leben körperliche und/oder sexualisierte Gewalt. Gewalt gegen Frauen ist eine der am weitesten verbreiteten Menschenrechtsverletzungen weltweit und hat auch in unserer Gesellschaft ein enormes Ausmaß.

Die erlebte Gewalt hat viele Gesichter und kann unterschiedliche Auswirkungen auf die körperliche und seelische Gesundheit haben. Von Angstzuständen oder Schuldgefühlen bis hin zu langfristigen psychischen und körperlichen Erkrankungen wie Depression, posttraumatischen Belastungsstörungen oder Suchterkrankungen. „Frauen, die Gewalt erfahren haben, greifen häufig auf Alkohol oder andere Drogen zurück, um den unerträglichen Druck, belastende Erinnerungen an das Geschehene oder Gefühle von Angst, Scham und Schuld besser aushalten zu können. Der Konsum von Suchtmitteln ist daher als eine Bewältigungsstrategie zu verstehen. Ein Großteil der Frauen wendet sich aufgrund der Suchtmittelabhängigkeit des gewalttätigen Partners an unsere Beratungsstelle“, so Heike Sohl von der Frauenspezifischen Suchtberatungsstelle des Caritasverbandes Worms.

„Frauen, die durch Gewalterfahrungen und eine Suchtmittelproblematik doppelt belastet sind, können durch das bestehende Hilfesystem nur unzureichend versorgt werden“, erklärt Sandra Noppenberger vom Frauenhaus des DRK Kreisverbandes Worms. „So verfügen Unterstützungseinrichtungen für gewaltbetroffene Frauen meist nicht über die notwendigen personellen und konzeptionellen Ressourcen für den Umgang mit der Suchtproblematik. Suchtspezifische Angebote wiederrum können den besonderen Anforderungen, die sich aus der Gewalterfahrung ergeben, oft nicht ausreichend gerecht werden.“

Vor diesem Hintergrund wurde 2019 vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration des Landes Rheinland-Pfalz das „Modellprojekt zur Verbesserung der Versorgung suchtkranker Frauen mit Gewalterfahrung“ ins Leben gerufen, das seither an verschiedenen Standorten in Rheinland-Pfalz regional umgesetzt wird. In Worms hat sich daraus die Projektgruppe „FrauenLeben – Sucht- und Gewaltfrei“ gebildet, bestehend aus der Frauenspezifischen Suchtberatungsstelle des Caritasverbandes Worms, dem Frauenhaus Worms und Frauenberatungsstelle, der Interventionsstelle gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen, dem Warbede Frauennotruf/Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt sowie dem Sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes Alzey-Worms. „Betroffene Frauen benötigen professionelle Hilfe für den Ausstieg aus der Gewalt- und Suchtproblematik“, erläutert Anaïs Ndiminnha vom Warbede Frauennotruf Worms. „Durch den Aufbau der Projektgruppe ist eine engmaschige kollegiale Zusammenarbeit der einzelnen Facheinrichtungen in Worms entstanden. Kooperation und Vernetzung verstehen wir als Chance, die Grundlagen zu schaffen, suchtmittelabhängige Frauen mit Gewalterfahrung in ihrer Gesamtsituation zu sehen und ihnen die bestmöglichen Hilfen anzubieten“.

Die Projektgruppe präsentiert gemeinsam mit der städtischen Gleichstellungsstelle sowie Bürgermeisterin Lohr den Flyer anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen.