WO! im Gespräch mit der Schauspielerin Alexandra Kamp

2010 gab die Schauspielerin Alexandra Kamp erstmals in Worms eine Kostprobe ihres Talents. Damals spielte sie im Rahmen der Nibelungen- Festspiele in dem improvisierten Stück „Teufel, Gott und Kaiser“. Seitdem ist die 1966 in Karlsruhe geborene Schauspielerin immer wieder ein gerngesehener Gast auf Wormser Theaterbühnen. Zuletzt trat sie im Wormser Theater mit der Bühnenfassung des Films „Eine verhängnisvolle Affäre“ auf. Am 14. Juli ist sie mit dem Stück „Offene Zweierbeziehung“ im Kulturprogramm der Nibelungen-Festspiele – gemeinsam mit Miguel Ostrowski – zu sehen.

WO! Was können Sie uns über das Stück erzählen?

ALEXANDRA KAMP: Das Stück ist von dem Literaturnobelpreisträger Dario Fo gemeinsam mit seiner Frau Franca Rame geschrieben worden. Es geht um ein Paar, das seit mehr als 20 Jahren verheiratet ist. Er beginnt, sich in der Ehe zu langweilen und wünscht sich eine offene Beziehung. Seine Frau ist wiederum unglücklich mit diesem Wunsch und begeht fast wöchentlich Selbstmordversuche, die Gott sei Dank scheitern. Sie treffen sich schließlich bei einer Paarberatung und beginnen, über die Probleme zu reden. Er ist dann völlig erschüttert, als er erfährt, dass seine Frau das Thema offene Beziehung ebenfalls ernst nimmt und von einer Affäre mit einem attraktiven Mann berichtet. Daraufhin flippt er total aus.

WO! Worin liegt der Reiz dieses Stücks?

Obwohl das Stück bereits 40 Jahre auf dem Buckel hat, ist es interessanterweise immer noch ein aktuelles Thema. Auch in Familien, die ich kenne, werden offene Beziehungen praktiziert. Das nennt sich Polyamorie, ein Begriff, den ich vorher überhaupt nicht kannte. Das scheint ein Konzept zu sein, das viele anspricht. Mich wiederum überhaupt nicht. Das Stück lebt vom Wortwitz und ist saukomisch, andererseits auch böse und zynisch. Zudem sehr knapp in der Laufzeit. Es geht eine Stunde und zehn Minuten ohne Pause.

WO! Ihr spielt im Lincoln Theater. Warum dort?

Tatsächlich spielte ich zuletzt immer im Theater, was auch gut funktionierte. Petra Simon (Technische Betriebsdirektorin Nibelungen-Festspiele, Anm. der Red.) kam schließlich mit der Idee, im Lincoln zu spielen. Ich war sofort begeistert, denn es ist die perfekte Bühne für das Stück. Wir haben ein sehr reduziertes Bühnenbild, das wiederum zu dem rustikalen Charme des Lincoln passt. Ich kenne das Lincoln noch von den Poetry Slam Veranstaltungen und irgendwie kann man das Stück ein wenig mit Poetry Slam vergleichen. Schließlich stehen zwei Menschen im Vordergrund, die sich in einer Stunde die Sätze um die Ohren hauen.

WO! Wie kam es dazu, dieses Stück zu spielen?

Es war tatsächlich die Idee von Miguel Ostrowski und mir. Wir haben uns 2016 bei den Fest- spielen und der Aufführung „Gold. Der Film der Nibelungen“ kennen und schätzen gelernt. Bereits in der Zeit danach haben wir gemeinsam ein Stück gespielt. Dann kam Corona und die Entscheidung vieler Theater, nur Stücke mit einem reduzierten Personal aufzuführen. Wir haben dann geschaut, welche Stücke schon lange nicht mehr gespielt wurden und uns auch inhaltlich ansprechen. Die Premiere sollte eigentlich schon vor zwei Jahren stattfinden, aber das klappte nicht. Nun findet die Premiere die- ses Stücks in Worms statt. Wenn es gut ankommt, wollen wir das Stück auch in anderen Städten spielen.

WO! Sie waren in den letzten Jahren mehrfach in Worms. Was schätzen Sie an der Stadt?

Grundsätzlich liebe ich es, als Schauspielerin längere Zeit an Orten zu sein und diese für mich zu entdecken. In Worms bin ich mindesten vier Mal in den letzten Jahren aufgetreten. Ich leihe mir dann immer ein Fahrrad aus und erkunde auch die Gegend um Worms herum. Dann fahre ich zum Beispiel zur Wonnegauer Ölmühle und decke mich mit leckeren Produkten ein. Ich weiß aber auch, wo es die besten Mirabellen in Worms gibt (lacht) und pflücke mir dann welche.

WO! Sie spielen das Stück einmalig. Haben Sie dann überhaupt Zeit für diese kleinen Touren?

Die Zeit ist tatsächlich etwas knapp. Wir sind eine Woche in Worms, beginnend mit der Premiere des Hauptstücks „Brynhild“ und proben anschließend eine ganze Woche im Lincoln Theater, ehe wir am 14. Juli unsere Premiere feiern. Ich denke, wir werden aber Zeit finden, abends in Worms gut essen zu gehen.

Das Gespräch führte Dennis Dirigo

Fotoquelle: Alexandra Kamp

Mehr Informationen zu Stück und Tickets finden Sie hier: https://www.das-wormser.de/das-wormser/lincoln-theater/programmvorschau/6085/Offene_Zweierbeziehung.php