Eine Pressemitteilung der Stadt Worms:
Wer am Wochenende – Freitag, Samstag oder Sonntag – die Kämmererstraße in Worms auf- und abgegangen ist, war stets verblüfft vom selben Bild: Ein lesender Karl-Heinz Deichelmann. Die ehemalige Back-Factory war ein Schaufenster für Passanten, das einlud, reinzukommen, zuzuhören und nachzudenken. Drei Tage lang las der Schauspieler Victor Klemperers Tagebücher „Ich will Zeugnis ablegen bis zum Letzten“ aus den Jahren 1933-1945.
Die Dauerlesung war eine Kooperation der städtischen Kulturkoordination, dem Ehrenamt für Worms e.V. und der Volkshochschule Worms. Täglich an allen drei Tagen las Karl-Heinz Deichelmann von 10 bis 22 Uhr. Am ersten Tag unterbrach Bürgermeister Hans-Joachim Kosubek, um die Veranstaltung zu eröffnen: „Wir alle sind stets in der Verantwortung, uns immer wieder mit den Gräueltaten der Nazis zu konfrontieren, um so etwas nie wieder zu tolerieren. Als SchUM-Stadt kommt uns hier eine besondere Aufmerksamkeit zu. Deshalb trifft diese Dauerlesung der Tagebücher Klemperers genau den richtigen Punkt, weil sie in einer besonderen Art und Weise erinnert und mahnt.“
Zur offenen Veranstaltung konnten sich immer wieder Passanten dazusetzen und den Tagebüchern lauschen, die vom Aufstieg der Nazis erzählten und deren Tolerierung durch die Bürgerschaft. Der Ehrenamt für Worms e.V. organisierte die Veranstaltung, regelte den Einlass und animierte Passanten zum Zuhören. Für Karl-Heinz Deichelmann selbst war die Lesung ein voller Erfolg, nicht nur weil zahlreiche Zuhörer da waren und zum Nachdenken angeregt wurden, sondern auch weil er es tatsächlich vollbracht hatte drei Tage lang durchzuhalten, zu lesen und somit zu mahnen.
Bildunterschrift: Die ersten Zuhörerinnern und Zuhörer versammelten sich am ersten Tag der Dauerlesung von Schauspieler Karl-Heinz Deichelmann in der ehemaligen Back-Factory in der Kämmererstraße. Quelle: Stadt Worms.