Mit vier Punkten aus sechs Spielen hat sich die Wormatia erstmal im unteren Drittel der Tabelle eingenistet. Hört man aber die Namen der Mannschaften, gegen die der VFR verloren hat, relativiert sich einiges, meinte es doch der Spielplan nun wahrlich nicht gut mit der Wormatia. In den ersten fünf Spielen musste man gegen vier absolute Spitzenteams ran. Dass der VFR alle vier Spiele verloren hat, ist zwar kein Beinbruch, zeigt aber, dass der Abstand zur Spitze für die Wormatia in diesem Jahr ein Stück weit größer geworden ist. Und das hat seine Gründe.

Zwar sind erst sechs Spiele in der noch jungen Saison absolviert und doch waren diese Begegnungen bereits aufschlussreich genug, um prognostizieren zu können, dass das eine ganze schwere Saison für den VFR Wormatia Worms wird. Da der Rasen im Wormatia-Stadion derzeit erneuert wird, hat der VFR bis zur Winterpause vom Prinzip kein richtiges Heimspiel, muss man doch hierfür nach Ludwigshafen und Pfeddersheim ausweichen. Auch spielerisch ist noch eine Menge Sand im Getriebe. Bereits im ersten Saisonspiel beim 1. FC Kaiserslautern II. trat eine Schwäche zutage, die sich danach wie ein roter Faden durch den bisherigen Rundenverlauf zog: die mangelnde Durchschlagskraft. Zwar hatte der VFR auf dem Betzenberg die ersten beiden Großchancen des Spiels, aber die Tore machte der FCK. Immer wieder kombinierte man gefällig in der Hälfte der Lauterer, um aber spätestens 20 Meter vor des Gegners Tor jegliche Gefährlichkeit abzulegen, so dass die 0:3-Schlappe zwar viel zu hoch ausfiel. Allerdings hätte die Wormatia vermutlich noch eine Stunde weiter spielen können, ohne das Tor zu treffen. Auch bei der anschließenden 0:1-Auswärtsniederlage in Saarbrücken, beim FCS, konnten die Jungs von Sascha Eller vom Prinzip mithalten, auch wenn man nach dem Gegentreffer fast gar nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Nicht einmal für eine ernsthafte Torchance reichte es beim Vorjahreszweiten, der nur knapp in der Aufstiegsrunde gescheitert war. Dass der VFR trotzdem in diesem Jahr überm Strich landen wird und nicht zu den Absteigern zählt, liegt daran, dass die individuelle Klasse von Schlüsselspielern wie Torwart Paterok, Abwehrchef Benjamin Maas oder Torjäger Florian Treske gegen manche Gegner aus der Regionalliga Südwest ausreichen wird, um genügend Punkte gegen den Abstieg zu sammeln. Gegen den Aufsteiger Bahlinger SC gab es in Pfeddersheim im dritten Spiel der Saison einen schön herausgespielten 2:0-Sieg, der durchaus noch höher hätte ausfallen können. Gegen solche Gegner muss die Wormatia in dieser Saison ihre Punkte holen. TSV Steinbach, SV Spielberg, Saar 05 Saarbrücken, FK Pirmasens oder SpVgg Neckarelz heißen die Teams, gegen die der VFR punkten muss, damit man nicht allzu sehr in Abstiegsgefahr gerät. Leider hielt der positive Spirit aus dem Bahlingen-Spiel nicht bis zum Heimspiel (in Ludwigshafen) gegen Hessel Kassel an. Speziell in der ersten Hälfte konnten die Wormaten froh sein, dass der in diesem Jahr sehr ambitionierte SV dem hellwachen Paterok im Wormser Tor nicht mal eben vier Tore eingeschenkt hat, hundertprozentige Chancen waren ein halbes Dutzend vorhanden. In der zweiten Hälfte haben sich die Wormser immerhin gewehrt, ohne ernsthaft Torgefahr auszustrahlen. Als man sich auf ein glückliches Unentschieden einigen konnte, schlug kurz vor Schluss ein Freistoß in den Wormser Maschen ein. Erneut war es weniger die Niederlage selbst, die schmerzte, sondern die Art und Weise, wie die Niederlage zustande kam, weil man nicht das Gefühl hatte, dass die Wormatia überhaupt die spielerischen Mittel besitzt, aus dem Spiel heraus ein Tor zu erzielen. Im folgenden Auswärtsspiel bei Vorjahresmeister Kickers Offenbach musste der VFR, trotz einer phasenweise sehr engagierten Leistung, mit 1:4 relativ deutlich die Segel streichen. Obwohl man hierbei doch ziemlich unter Wert geschlagen wurde, hat das Spiel gezeigt, wie groß der Abstand zur Spitze der Regionalliga mittlerweile geworden ist. Wie aus „sicheren drei Punkten“ im Endeffekt „ein glücklicher Punkt“ werden kann, bewiesen die Wormaten im folgenden „Heimspiel“ in Pfeddersheim gegen den bis dato sieglosen SC Freiburg II. Nach einem frühen Rückstand konnten die Wormser zunächst das Spiel drehen und schienen zur Halbzeit, ein 2:1 im Rücken, sicheren drei Punkten entgegenzusteuern, ehe zwei Unaufmerksamkeiten in der Defensive wieder die Breisgauer in Front brachten. Erst in der dritten Minute der Nachspielzeit gelang Tahiri mit einem Sonntagsschuss der späte 3:3-Ausgleichstreffer. So stehen nach sechs Spielen vier Punkte auf der Habenseite, was in Anbetracht des Auftaktprogramms ganz okay, wenn auch ausbaufähig ist. Noch kann man sich trösten, dass die schlagbaren Gegner erst noch kommen.

Erst spät den Kader komplettiert

Auch wenn im Endeffekt der Trainer bei Misserfolg in der Kritik steht, darf sich auch die sportliche Leitung der Wormatia nicht ausnehmen, dass man die aktuell verbesserungswürdige Tabellensituation ein Stück weit selbst mit verbockt hat. Erst vor dem fünften Saisonspiel in Offenbach wurde mit Alper Akçam ein dringend vermisster zweiter Stürmer verpflichtet, der zudem ein alter Bekannter ist, der ohnehin schon die ganze Zeit über bei der Wormatia mit trainiert hatte. Warum man dann erst noch vier Spiele verstreichen ließ, ehe man in der dringend benötigten Offensive nachlegt hat, ist eine durchaus berechtigte Frage. Wie ein klarer Vertrauensbeweis für Alper Akçam sieht dieser Hickhack um den in den Vorjahren etwas glücklosen Stürmer jedenfalls nicht aus. Dabei war schon viel früher klar, dass es, wenn Treske mal nicht trifft, ansonsten düster in der Offensive aussieht. Dass man gegen Bahlingen und Hessen Kassel sogar mit Mittelfeldabräumer Benjamin Himmel im Sturm gespielt hat, war zwar eine Variante, mit der Trainer Eller kurzzeitig überraschen konnte. Aber eine Lösung auf Dauer konnte das unmöglich sein. Kurz vor dem sechsten Spiel gegen Freiburg wurden dann noch Faith Köksal und Marco Metzger verpflichtet, so dass der Kader mittlerweile 22 Spieler aufweist. Auch hier hat der Verein lange gepokert, um dann mit Metzger ebenfalls einen alten Bekannten aus den Zeiten von Ronny Borchers zu verpflichten, der der Defensive etwas mehr Halt verleihen soll. Zudem ist Metzger aus seiner früheren Zeit in Worms als spielstarker Innenverteidiger bekannt, was der Wormatia in Anbetracht einer zurzeit verbesserungswürdigen Spieleröffnung gut zu Gesicht stehen könnte. Faith Köksal ist dagegen eher als Perspektivverpflichtung anzusehen. Der 19-jährige, aus Grünstadt stammende Köksal wechselt von der U-19 von Eintracht Frankfurt zur Wormatia und ist im zentralen Mittelfeld einsetzbar. Sowohl Metzger als auch Köksal erhielten einen Vertrag bis Saisonende.

Neuzugänge nicht eingeschlagen

Auch wenn es nach sechs Spielen noch zu früh ist, eine Bilanz zu ziehen, ist doch zumindest auffällig, dass die Neuzugänge sich bisher ziemlich schwer getan haben. Der auf den Außen einsetzbare Kevin Lahn ist offensichtlich eine Verstärkung. Dagegen ist Ricky Pinheiro den Beweis seiner Klasse bisher ebenso schuldig geblieben wie Mohammed Tahiri, trotz seines sehenswerten Ausgleichstreffers gegen den SC Freiburg II. In der Defensive konnten sowohl der erst zu Rundenende der Vorsaison verpflichtete Maik Karwot, als auch Neuzugang Patrick Auracher, bisher noch nicht so recht überzeugen. Zwölf Gegentore in sechs Spielen sind auch nicht die beste Referenz. Erschwerend kommt hinzu, dass Leistungsträger aus dem Vorjahr, wie Sandro Loechelt, Benjamin Himmel oder Enis Saiti, bisher kaum positiv in Erscheinung getreten sind. Dagegen hat Torjäger Florian Treske mit drei Toren in sechs Spielen erneut eine ordentliche Torquote vorzuweisen, auch wenn das Spiel der Wormatia mit Treske als Alleinunterhalter in der Offensive leicht ausrechenbar ist. Man darf deshalb gespannt sein, ob Neuzugang Alper Akçam bei seinem dritten Engagement in Worms mehr Torgefährlichkeit als bisher zeigt (5 Tore in 46 Spielen). Es läuft längst noch nicht rund bei der Wormatia, aber die nächsten Wochen bieten schlagbare Gegner, die es dem VFR ermöglichen werden, wieder den Anschluss ans Tabellenmittelfeld zu finden. Unser Trainer Sascha Eller wird schon dafür sorgen, dass es wieder aufwärts geht.

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