Endlich wieder tanzen gehen
(Frauen-Erinnerungen 1945 bis 1952)
Bücher über die Schrecken des Zweiten Weltkriegs gibt es zuhauf, doch nur wenige beschäftigen sich mit der unmittelbaren Zeit danach. Das Buch „Endlich wieder tanzen gehen“ lässt 47 Frauen zu Wort kommen, die in anekdotenhaften Geschichten vom kargen Überleben nach Ende des Krieges erzählen. Die meisten hatten Heimat, Haus und Existenz verloren, wenige andere konnten ihr Leben weitestgehend unverändert weiterleben. Für die, die Hilfe benötigten, war das Leben hart, organisierte Hilfe gab es kaum. Hunger und die Suche nach einem Ort, an dem sie neu anfangen können, trieb manche Frau Hunderte von Kilometer durch Deutschland, bepackt mit dem letzten Hab und Gut, das ihnen blieb. Dennoch sind alle Geschichten geprägt von der Hoffnung auf ein besseres Leben. Dem Entsetzen folgte eine Aufbruchsstimmung, die junge Frauen auch auf die titelgebenden Tanzflächen zog. Es sind berührende Schilderungen von Frauen, die ihren Bruder in englischer Kriegsgefangenschaft suchen oder von überraschenden Begegnungen mit russischen Soldaten erzählen. „Und während ich gedankenverloren vor einem riesigen Strauch stand (…), schoss plötzlich wie ein Deus ex machina hinter jedem Strauch ein Russe hervor, ebenso erschrocken wie ich (…) Ich suchte weiter, und nach kurzer Zeit stand der Russe wieder vor mir und gab mir ein Brot. Ein Brot! Unglaublich!“ schildert Ursula Hofmann ihre unfreiwillige Begegnung mit dem vermeintlichen Feind. Die Erinnerungen strecken sich dabei über eine Zeit von 1945 bis 1952 und gewähren einen faszinierenden Einblick in die zerstörerische Kraft des Krieges und erzählen vom Mut des Wiederaufbaus und der Hoffnung.
Zeitgut Verlag
Jürgen Kleindienst (Herausgeber)
384 Seiten | 20,- Euro
ISBN: 3-86614-150-