Dieser Spruch (ohne „digitale“) stammt aus der französischen Revolution von 1789. Im Verlauf dieses Aufstandes wurden schließlich mehr und mehr Revolutionäre von den eigenen „Genossen“ kurzerhand hingerichtet. So auch ein Verginauld. Vor seiner Exekution sagte er: „Die Revolution gleicht (dem Gott) Saturn, sie frisst ihre eigenen Kinder.“ – Nur rund 150 Jahre später entwickelte Konrad Zuse den ersten „Rechner“ (Computer). Damit begann eine „technische Revolution“. Sie setzte sich in den 1990er Jahren fort. Mit dem Einzug der Personalcomputer in die Büros und der Entstehung des Internets in den 1990er Jahren ging die Entwicklung weiter. Gleichzeitig begannen Mobiltelefone, den Markt zu erobern.

2007 wurde dann mit dem I-Phone die Kombination aus Computer und Mobiltelefon vorgestellt. Und die digitale Revolution fing an, „aus dem Ruder zu laufen“. Nun werden die digitalen Nutzer durch Auslesen von Nutzerprofilen und Standortdaten zu „gläsernen Menschen“. Leider ist der Grat zwischen sinnvoller Nutzung dieser Medien und einer Mediensucht sehr schmal. Soziale Netzwerke, Facebook, Twitter und Co., ziehen die Menschen in ihren Bann. So haben viele Tausend „digitale Freunde“ kaum noch „analoge“ (natürliche) mehr.

Smartphones bemächtigen sich ihrer Besitzer immer mehr. Die Generation „Kopf unten“ läuft durch unsere Städte, ohne die Umgebung noch wahrzunehmen. 2015 wurde „Smombie“ zum Jugendwort des Jahres gewählt. Es setzt sich zusammen aus „Smartphone“ und „Zombie“, was „Untote“ bedeutet. Und solche Untoten werden oft schnell zu richtigen Toten. Das Allianzzentrum für Technik machte 2015 darauf aufmerksam, dass jeder zehnte Unfall mit Todesfolge im Verkehr jetzt auf Ablenkung durch Handys im Auto zurückzuführen ist! Dadurch ist das Handy am Steuer riskanter als der Alkohol. In dem erwähnten Jahr gab es etwa 350 so genannte tödliche Ablenkungsunfälle gegenüber „nur“ 256 Toten durch alkoholisierte Autofahrer.

Einige Städte haben jetzt sogar „Smombie- Ampeln“. In den Boden eingelassene Warnleuchten sollen Smombies warnen, damit sie nicht unachtsam über die Straße laufen und evtl. überfahren werden. Manche sprechen schon mit ihren Smartphones. Sie fragen: „Hallo Google, wie ist das Wetter in Worms?“ Das Gerät antwortet: „Es ist sonnig in Worms bei plus 5 Grad Celsius“. Dann schauen sie kurz hoch und stellen fest: „O ja, es stimmt“. Andere ziehen sich in eine eigene Onlinewelt zurück. Dort wird, wenn es geht, rund um die Uhr in virtuellen Welten gekämpft. Für solche Abhängige sind frische Luft, Sonnenschein und das „unerträgliche Geschrei“ der Vögel die größten Feinde.

Eine wissenschaftlich erwiesene Tatsache ist, dass 13- bis 18-Jährige, die das Internet exzessiv nutzen, eine 2,5- fach erhöhte Anfälligkeit für Depressionen aufweisen und ein um das Doppelte erhöhtes selbstverletzendes Risiko haben, im Vergleich zur Gesamtbevölkerung. Neues Modethema ist die „Medienkompetenz“, die so wenig zu finden sei. Doch woher soll sie kommen? 2010 besaßen 14% der Jugendlichen ein Smartphone. Schon vier Jahre später waren es 88%. Im selben Jahr lebten in 97% der Haushalte junge Menschen mit Computer oder Laptop. Bevor die „Kids“ eine Unterweisung des Lehrers über sinnvolle Nutzung digitaler Medien bekommen, sind sie auf den Porno- oder ähnlichen Seiten angelangt, die für sie weniger geeignet sind.

Leider können oder wollen Eltern und auch die Schule zu wenig tun für ihre Schutzbefohlenen, um sie vor einem schädlichen Übermaß zu bewahren. „Die schöne neue Welt“ bringt unerwartet viele und schlimme Folgen. Dazu bemerkte „unser“ Moderator, Günther Jauch: „Bildung lässt sich nicht downloaden.“. Und unsere Kanzlerin meinte 2003: „Das Internet ist für uns alle Neuland.“

Kommen wir zu einem guten Ende. Da Sie, lieber Leser (m/w), diese Zeilen im Wormser Stadtmagazin lesen, erweisen Sie sich als Nachdenker, der noch an der guten alten Zeitung Spaß hat. Sollten Sie aber diese in der Onlineausgabe lesen und haben es bis hierhin geschafft, so gehören auch Sie noch zu den Nachdenkern und ich gratuliere Ihnen alle.
Ein guter Rat zu allerletzt:

„Lass dich nicht aus der Bahn bringen, sonst musste zu Fuß laufen!“

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Heinz Dierdorf