Es gibt kaum ein Thema, über das in den letzten Jahren derart heftig und kontrovers diskutiert wurde, wie das geplante „Haus am Dom“. Obwohl der Bauzaun bereits steht, die archäologischen Grabungen begonnen haben, machte der Bürgerverein Domumfeld e.V. bei einem Pressegespräch am 26. Februar einen erneuten Kompromissvorschlag, der den Blick auf den Dom zumindest etwas freier halten soll.
Als Anfang Februar bekannt wurde, dass die Klage einer Anwohnerin vom Verwaltungsgericht abgewiesen wurde, weil der Bau des geplanten Gemeindehauses keine Nachbarrechte verletze, war eine weitere Hoffnung dahin, das umstrittene Bauprojekt noch zum Scheitern zu bringen. Da die Stadtverwaltung Worms bereits eine Baugenehmigung erteilt hat, heißt jetzt der letzte Strohhalm Oberverwaltungsgericht, das darüber zu befinden hat, ob der vom Wormser Stadtrat für unzulässig erklärte Bürgerentscheid zulässig ist oder nicht. Falls nicht, und daran lässt die Domgemeinde auch keine Zweifel mehr, wird definitiv gebaut. So richtig registriert haben das viele Wormser erst, nachdem der Bauzaun aufgestellt wurde und merklich noch einmal ein Ruck durch die Bevölkerung ging. Wer bis dahin noch gedacht hat, dass sicherlich auch der zweite Entwurf für ein Haus am Dom noch „irgendwie“ scheitern würde, sah sich plötzlich mit vollendeten Tatsachen konfrontiert. Auch Domprobst Tobias Schäfer räumte gegenüber dem Bürgerverein Domumfeld e.V., der weiterhin Woche für Woche tapfer seine Mahnwachen vor dem Wormser Kaiserdom abhält, ein, dass sie mit dem Aufstellen des Bauzauns noch einmal heftige Kritik der Gegner erreicht hätte, warum man ausgerechnet in der vorweihnachtlichen Zeit den Domplatz so unschön verschandeln würde. Domprobst Schäfer weiter: „Zwar dürfte jedem einsichtig sein, dass eine Baustelle sowohl eine entsprechende Infrastruktur benötigt, wie auch eine angemessene Absicherung, so dass sich der eigentliche Zorn vermutlich weniger gegen den Bauzaun an sich richtet als vielmehr gegen die Tatsache, dass mit dem Beginn der bauvorbereitenden Maßnahmen unmissverständlich sichtbar geworden ist, was wir immer wieder deutlich artikuliert haben: nämlich dass wir entschlossen sind, den Bau an der geplanten Stelle nun auch zu verwirklichen.“ Jedoch möchte man offensichtlich ein wenig die Schärfe aus der Sache nehmen, nachdem es in den letzten Wochen immer mal wieder Diskussionen um Verschandelungen des Bauzauns oder die unerlaubte Anbringung von Plakaten gegeben hatte. Deshalb möchte man von Seiten der Domgemeinde den Gegnern ein Stück weit entgegen kommen, in dem man angeboten hat, dass der Bauzaun zukünftig mit zahlreichen sogenannten „Bauzaunbannern“ ansprechender gestaltet wird, mit denen einerseits ortsfremde Gäste über die Baumaßnahmen informiert werden, andererseits soll durch historische Ansichten gezeigt werden, wie sich der Dom im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert hat. Da man zudem öfters dem Vorwurf ausgesetzt war, man würde respektlos mit dem Protest der Gegner umgehen, weil man am Bauzaun darauf aufmerksam gemacht hat, dass unbefugtes Plakatieren verboten ist und die dort widerrechtlich angebrachten Zettel wieder entfernt würden, bietet man dem Bürgerverein ein Bauzaunelement zur freien Verfügung und vor allem zur freien Gestaltung an. Im Gegenzug wird erwartet, dass die Banner nicht durch Vandalismus, Überkleben, Beschreiben usw. beschädigt werden. Außerdem erreichte uns kurz vor Redaktionsschluss die Nachricht, dass der Bürgerverein Domumfeld am 26. Februar (nach Redaktionsschluss) noch einmal einen Kompromiss unterbreitet hat, der allerdings in Richtung eines bereits vor einigen Monaten gemachten Vorschlags geht. Im Klartext soll ein Flachdach zum Dom hin dafür sorgen, dass der Blick auf das Wormser Wahrzeichen wenigstens ein bisschen freier wird als bei dem geplanten Bau der Domgemeinde. Aber auch wenn der Umgangston nicht mehr so rau wie vor Wochen ist, stehen die Chancen eher gering, dass die Domgemeinde ausgerechnet auf diesen Vorschlag eingehen wird. Aber wie sagt man so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt….