Patrick Mais übergibt Geschäftsführung der Kinowelt Worms

Wenn am späten Abend des 29. Oktober die letzten Namen eines Abspanns über eine der vier Leinwände in der Kinowelt Worms rollen, endet zugleich für Inhaber Patrick Mais seine fast 15-jährige Wormser „Kinokarriere“. Das Ende der Wormser Kinogeschichte bedeutet das indes nicht.

Dabei sah es zum Zeitpunkt der Übernahme des Wormser Kinos gar nicht mal gut aus für die Wormser Kinokultur. Der einstige KW-Kinocenter war in die Jahre gekommen, während Multiplexe in der Umgebung Filmfans mit neuester Technik anlockten. Kurzum, das Traditionskino, das an dieser Stelle in der Wilhelm-Leuschner-Straße bereits Generationen zum Träumen, Lachen und Mitfiebern lud, stand kurz vor der Schließung. Doch dann hörte Patrick Mais, der damals in Trier lebte, von dem kriselnden Kino, rettete es vor dem Aus und investierte erstmal richtig viel Geld. Heute, 14 Jahre später, ist die Krise zurück. Allerdings eine, der sich der Kinofan nicht mehr stellen möchte. Als er im Jahre 2011 das Kino übernahm, hatte die Kinoindustrie bereits mit zahlreichen Konkurrenten, wie dem wachsenden Heimkinomarkt, dem illegalen Filesharing, aber auch den ersten Streamingdiensten zu kämpfen. Dennoch zeigten sich die Deut- schen und auch die Wormser immer noch als bereitwillige Kinogänger. So registrierte der Kinoverband damals bundesweit 126,6 Millionen Zuschauer. 2024 waren es nur noch 90 Millionen Zuschauer. Runtergerechnet auf Worms dürften die Zahlen sogar noch ein wenig schlechter sein, da das Kino insbesondere in der wichtigen Sommersaison mit unzähligen Open Air Veranstaltungen bei zumeist gutem Wetter konkurrieren muss. Deutete sich dieser Abwärtstrend bereits seit Längerem an, kam der endgültige Publikumsknick mit den Corona Jahren, erzählt Patrick Mais im Gespräch mit WO! Offen gibt er zu, dass ihm diese Entwicklung bereits seit zwei Jahren schlaflose Nächte bereitet habe. Um zu verdeutlichen, was es bedeutet, ein Kino zu betreiben, erklärt Mais, dass er im Laufe der fast 15 Jahre 900.000 Euro in die Kinowelt investiert habe.

Kino ist ein teures Geschäft

Als er das Kino übernahm, wurden zunächst das Soundsystem, die Lein- wand, das Foyer, aber auch die Sitzreihen komplett runderneuert. Zu- künftig musste der kleine Kinocenter mit seinen vier Leinwänden den Vergleich mit den großen Kinos nicht mehr scheuen. Die Investition lohn- te sich zunächst und neue Formate wie „Kino kulinarisch“ oder „FKK – Film, Kuchen, Kaffee“ erfreuten sich großer Beliebtheit, während Hollywood mit dem damals noch frischen Marvel Cinematic Universe für volle Kassen sorgte. Doch dann kam mit Corona die große Krise für zahlreiche Branchen. Vor allem die Gastronomieszene und Kulturtreibende hatten mit den Auswirkungen der Corona Jahre besonders hart zu kämpfen. Für Patrick Mais bedeutete das, sein Kino zeitweise zu schließen und erneut viel Geld, in diesem Fall für neue hochwirksame Luftfilter, zu investieren. Doch dieses Mal blieben die Zuschauer aus. Was nicht ausblieb, war allerdings die Kostenentwicklung. Mindestlohn, steigende Energie- und Einkaufspreise, aber auch die zunehmende Bürokratie machten dem Unternehmer zu schaffen. So sah sich der 50-jährige Geschäftsmann zuletzt mit neuen Brandschutzforderungen seitens der Stadt konfrontiert. Natürlich geht Sicherheit vor, weiß Mais, dennoch fehlte ihm hier das Augenmaß.

So mussten funktionierende Brandschutztüren gegen teure Rauchschutz- türen ausgetauscht werden. Dieser letzte Kraftakt schlug noch einmal mit 70.000 Euro zu Buche. Auf der Einnahmenseite stehen wiederum die Ticketverkäufe, von denen er mindestens 50 Prozent an den Verleih abführen muss. Und so sind für den Kinobetreiber insbesondere die Ausga- ben für Essen und Getränke überlebenswichtige Einnahmen. Doch hier zeigten die Gäste immer mehr Zurückhaltung. Um diese Entwicklung auszugleichen, hätte er eigentlich die Preise längst erhöhen müssen. Obwohl das Wormser Kino im Umkreis das günstigste ist, war Patrick Mais klar, dass dies die Situation eher noch verschlechtern würde. Offen gibt er demensprechend zu: „Mich hat der Mut verlassen und zudem habe ich das Gefühl, dass das die letzte Chance ist, was anderes zu machen.“ Was das ist, möchte er noch nicht verraten. Am Ende des Gesprächs ist es ihm noch wichtig zu betonen, dass er sich bei zahlreichen treuen Gäs- ten bedankt, die gerne „seine Kinowelt“ betreten haben. Zudem beteuert er: „Ich habe letztlich alles was ich verdient habe, in das Kino und das Personal investiert.“ Wer Patrick Mais kennt, weiß, dass das nicht einfach so daher gesagt ist. Während sich der frühere Kinochef nun auf neue Herausforderungen und sein Ehrenamt als Ortsvorsteher in Hochheim konzentriert, übernimmt ab 30. Oktober die Filmwelt Grünstadt die Kinowelt Worms. Wir werden natürlich berichten.

Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf