Dass eine Stadtratswahl in erster Linie eine Personenwahl ist, zeigte sich am 25. Mai 2014, als bei den beiden großen Parteien vor allem zwei Personen einen gewaltigen Satz nach vorne machen konnten: Raimund Sürder (CDU) und Carlo Riva (SPD).
Raimund Sürder hat im Jahr 2014 gleich doppelt kandidiert. Zum einen war er Ortsvorsteherkandidat in dem Wormser Stadtteil Hochheim und stand zudem auf Listenplatz 19 der Wormser CDU für die Stadtratswahl. Bei letztlich 17 erzielten Sitzen seiner Partei im Normalfall also eine Position, aus der man nicht unbedingt erwarten kann, dass man dann auch tatsächlich im Stadtrat landet. Obwohl Sürder (25,8%) die Ortsvorsteherwahl gegen den Sozialdemokraten Timo Horst (67,6%) ziemlich eindeutig verlor, landete er bei der Stadtratswahl einen Überraschungscoup. Von besagtem Listenplatz 19 aus erreichte Sürder die drittmeisten Stimmen seiner Partei. Hinter Adolf Kessel (2), aber noch vor Petra Graen (Listenplatz 3). Der Grund: Sürder hatte sich in der Kontroverse um ein „Haus am Dom“ sehr eindeutig gegen das Bauprojekt positioniert und sogar Videos für den Internetkanal „Youtube“ gedreht, in denen er die Gründe für seine Ablehnung nennt. Damit handelte er konträr zur Meinung seiner Partei, die den Neubau mehrheitlich durch winkte. Deshalb wurde der rebellische Raimund von seiner Partei auf einen ungünstigen Listenplatz geschoben, aber vom Wähler wieder nach oben kumuliert. Ähnliches ist auch Carlo Riva von der SPD widerfahren. Der war vor vier Jahren, da er in Sachen Rheinstraße und Migration stets ein sehr engagierter Bürger war, von der Wormser SPD gefragt worden, ob er sich auch politisch einbringen wolle. Riva fühlte sich geschmeichelt und sagte zu, obwohl er in der Vergangenheit nicht immer mit der sozialdemokratischen Politik einverstanden war. Carlo Riva wurde in den Stadtrat gewählt und musste bei der SPD erst mal lernen, was Fraktionszwang heißt. Und trotzdem gestattet sich Riva ein ums andere Mal eine andere Meinung. So etwas bringt vielleicht Sympathien bei Wählern, aber selten bei Parteikollegen ein, die Riva für die Stadtratswahl auf Listenplatz 29 wählten. Bei letztendlich 18 Sitzen, die die SPD erreicht hat, ein wahrlich undankbarer Platz. Die harte Botschaft: So einen will man nicht mehr im Stadtrat haben. Aber erneut hatte man die Rechnung ohne die Wähler gemacht, die den nicht unumstrittenen, aber immerhin streitbaren Carlo Riva von der 29 auf die 6 bei der SPD hievten, wo er nur knapp hinter SPD-Recken großer Vororte, wie Alfred Haag (Ortsvorsteher Pfeddersheim) oder Volker Janson (Ortsvorsteher Horchheim), landete.
Was könnte die Botschaft der Wähler an die Damen und Herren Politiker sein?
Zeigen Sie mehr Ecken und Kanten. Sagen Sie auch mal „nein“, wenn ihr Gewissen Sie plagt. Dann werden Sie vielleicht von den eigenen Kollegen mit bösen Blicken gestraft, aber beim Wähler können Sie damit punkten. Denn wenn die Kommunalwahlen am 25. Mai 2014 eines gezeigt haben, dann das: Politik kann manchmal auch gerecht sein.