Stadtrat beschließt Gewerbegebiet „Mittelhahntal“ trotz klimatischer Bedeutung der Fläche
Mit den Erfahrungen rund um das Diskussionsthema „Hoher Stein“ im Rücken, hatte der Bauausschuss 2020 eigentlich beschlossen, die Suche nach Ersatzflächen einzustellen. Doch wie so oft, hatte man sich aber eine Hintertür offengelassen und die hört auf den Namen „Mittelhahntal“.
Gegen den Willen der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen und FWG/Bürgerforum Worms wurde im vergangenen Jahr ein von der SPD eingebrachter Änderungsantrag angenommen. Der Auftrag: Die Verwaltung sollte prüfen, ob sich die landwirtschaftliche Fläche zwischen Renolit/Horchheimer Straße und der Kolpingstraße für ein Gewerbegebiet in beschränktem Umfang eignet. Mittlerweile wurde das Ergebnis der Prüfung im Stadtrat vorgestellt. Zwar gäbe es grundsätzlich keine Bedenken seitens der Regionalplanung, erklärte Guido Frohnhäuser, Abteilungsleiter Stadtplanung, verwies aber andererseits auf die klimatische Bedeutung dieser Fläche für die Innenstadt. Christian Engelke (Bündnis 90/Die Grünen) erläuterte unserem Magazin gegenüber, dass über diese Flächen starker Wind aus der Pfalz Richtung Innenstadt und Rhein fließe. Das bewirke, dass im Sommer die Temperaturen in der Innenstadt nicht noch höher steigen. Sowohl Richard Grünewald (Bündnis 90/Die Grünen) als auch Karl Müller (FWG/Bürgerforum Worms) merkten in der Ratssitzung an, dass die Fläche aufgrund dieser besonderen klimatischen Bedeutung ohnehin nicht in der gesamten Größe von 43 Hektar nutzbar sei, sondern wohl eher 20. Trotz dieser Bedeutung äußerte man mehrheitlich den Wunsch, ein weiteres Gebiet für potentielle Bewerber zu erschließen, da man immer wieder Interessenten abweisen müsse. Am Ende der Debatte stimmte man mehrheitlich für das Gebiet, lediglich die Grünen stimmten mit „Nein“. Tim Wiedemann, Geschäftsführer IHK, begrüßte die Pläne, betonte aber auch, dass die Versiegelung von Flächen negative Auswirkungen für die Umwelt habe, weshalb man Ausgleichsflächen schaffen müsse. Nur wo? Sich der ökologischen Bedeutung der Fläche bewusst, betont Baudezernent Bewerber und Stadtratsmitglied Timo Horst (SPD) im Gespräch mit WO!, dass man an dieser Stelle natürlich nicht jedes Gewerbe ansiedeln könne und spricht sogar von einem „Mustergewerbegebiet“ mit Photovoltaik und eingeschränkten Zufahrtsmöglichkeiten. Christian Engelke gibt zu bedenken, dass allein schon der Neubau von Straßen zu einem Aufheizen der Luft führt. Statt kühler Luft wird dann heiße Luft in die Innenstadt getragen, was das Risiko von negativen gesundheitlichen Auswirkungen, insbesondere für Kinder, Kranke, Alte und körperlich arbeitende Menschen, erhöhe. Das sehen auch einige Bürger so, die das Gewerbegebiet mit Hilfe einer Bürgerinitiative verhindern wollen. Insofern dürften der Kommunalpolitik und der Verwaltung noch ein stürmischer Sommer bevorstehen.