Stadtverwaltung stellt Ratsmitgliedern den Haushaltsentwurf 2025 vor
Eigentlich sind die Ratsmitglieder im Haupt- und Finanzausschuss geübt im Umgang mit einem defizitären Haushaltsentwurf. Was der Stadtkämmerer für das Jahr 2025 zu berichten wusste, dämpfte jedoch zusätzlich die Stimmung, gepaart mit einer allgemeinen Ratlosigkeit…
Investitionen für eine funktionierende Stadt
Ganz im Gegenteil zum Sparen sind für das kommende Jahr auch Investitionen vorgesehen, die dringend notwendig sind. Die Ausgaben sind dabei mit rund 40 Millionen Euro kalkuliert und müssen über einen Investitionskredit finanziert werden, der die Stadt natürlich wieder Zinsen kostet. Geplant sind Maßnahmen im Brand- und Katastrophenschutz (3,8 Mio.), Erweiterung Kitas (1,4 Mio.), Stadtplanung und Bauaufsicht (4,4 Mio.), Verkehrsinfrastruktur und Mobilität (15,8 Mio.), Grünflächen und Gewässer (1,4 Mio.) sowie Wormser Immobilienmanagement (27,9 Mio.). Zu den kostenintensivsten Projekten gehört der Neubau der Kita Prinz-Carl-Anlage mit rund 4,3 Millionen Euro. Weitere geplante Baumaßnahmen sind unter anderem der Neubau der Sporthalle Brucknerstraße (Eleonoren Gymnasium), Sanierung des Schlosses Herrnsheim (2,1 Mio.) und die Erweiterung der Diesterweg-Grundschule (1,9 Mio.). Geplant sind auch verschiedene Sanierungen bzw. der Ausbau von Straßen, wie der vierspurige Ausbau der B9 zwischen Bahnbauwerk und Pfrimm, der mit 4,3 Millionen Euro veranschlagt ist. Ebenso soll die Paternusstraße zwischen Georg-Scheu-Straße und Niederflörsheimer Straße (Worms-
Pfeddersheim) für 1,6 Millionen Euro erneuert werden. Auch will die Stadt in das Projekt „Sozialer Zusammenhalt – Soziale Stadt – Grüne Schiene“ knapp 4 Millionen Euro investieren, ebenso wie rund 250.000 Euro für eine teilstationäre Geschwindigkeitsmessanlage. Eine der ungewöhnlichsten Investitionen in Krisenzeiten ist sicherlich der Amphibienschutz im Stadtgebiet, der derzeit mit rund 650.000 Euro kalkuliert wird. Bezüglich Klimaschutz möchte die Stadt zur Umsetzung „Kommunales Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation (KIPKI)“ rund 2,6 Millionen Euro investieren.
Resignative Debatte
Am Ende der Präsentation war einmal mehr klar, es ist zwischenzeitlich eine unmögliche Aufgabe geworden, dass die Stadt Worms aus eigener Kraft einen Haushaltsausgleich schaffen kann. Entsprechend dieser ernüchternden Erkenntnis fiel die Debatte im Anschluss erstaunlich wortkarg aus. Klaus Karlin (Fraktionsvorsitz CDU) sah in Anbetracht dieser Entwicklung die Demokratie gefährdet und wartet auf das Land, dass dieses erkläre, wie man einen Ausgleich erreichen könne. Dirk Beyer (Fraktionsvorsitzender der SPD) spürte eine Resignation im Ratssaal, verwies aber auch ganz im Sinne der SPD geführten Landesregierung darauf, dass auch Kommunen im nicht SPD geführten Baden Württemberg ähnliche Probleme haben. Zudem warnte er davor, die Bürger stärker zu belasten. Heribert Friedman (Fraktionsvorsitz AfD) verstand wiederum nicht, „warum das Land macht, was es macht?“ Mathias Englert (Fraktionsvorsitz WWW) erkannte im Vorgehen von Bund und Land keinerlei Visionen und kritisierte auch als einziger Oberbürgermeister Adolf Kessel deutlich. „Ihr Job ist es, dafür zu sorgen, Einnahmen zu verbessern“, erklärte Englert und verwies auf die bisher erfolglose Suche nach einem weiteren Gewerbegebiet und die ergebnislosen Gespräche mit dem Land. Etwas müde wirkend, erwiderte Kessel nur, dass er regelmäßige Termine mit der Aufsichtsbehörde und dem Land habe. Eine kleine Hiobsbotschaft hatte dann noch der Stadtentwicklungsdezernent Timo Horst zu dem Thema „dringend benötigter bezahlbarer Wohnraum“. Auch hier wird sich wohl im kommenden Jahr nur wenig tun. So erklärte Horst als Antwort auf eine Frage eines Ratsmitgliedes nach städtischen Wohnprojekten: „Momentan ist es nicht wirtschaftlich zu bauen.“ Das sind wahrlich keine guten Perspektiven für das kommende Jahr. Am Ende stimmte der Haupt- und Finanzausschuss mehrheitlich für den Haushaltsentwurf. Die Vertreter von „Worms will weiter“ und „Bündnis 90/Die Grünen“ enthielten sich.
Text: Dennis Dirigo