Text: Lydia Bender

12. + 13. April 2019 | Kinowelt Worms & Das Wormser (Mozartsaal):

Wieder einmal wurde der Mozartsaal zum Mekka von Liebhabern des Kurzfilms. Auch in diesem Jahr präsentierte Organisator Frank Schumann, unterstützt von WO! Redakteur Dennis Dirigo, der die Talkrunde zum dritten Mal moderierte, ein abwechslungsreiches Programm, das einmal mehr unterstrich, dass der Kurzfilm nicht einfach der kleine Bruder des abendfüllenden Spielfilms ist.

Der kam allerdings in diesem Jahr im Rahmen dieses Filmfestivals auch zum Zuge. Und wo ist ein Spielfilm besser aufgehoben als im Kino? Dementsprechend fand das Wormser Filmfestival erstmals an zwei Tagen und an zwei Orten statt. Der erste Tag stand ganz im Zeichen des Kinofilms „Danke tote Katze“, der von Benjamin Martins inszeniert wurde. Dass Martins mit seinem Film zu Gast in Worms war, kam nicht von ungefähr. Zuvor war der gebürtige Speyerer bereits mit zwei Kurzfilmen bei Hollyworms vertreten („Ameisenpakt“ und „Don`t shoot me Mr. Taliban“). Im letzten Jahr präsentierte der Regisseur Martins, der auch als Schauspieler tätig ist („Schloss Einstein“), bei Hollyworms schließlich den Trailer zu seinem Langfilmdebüt und machte mit skurrilen Bildern neugierig auf das gesamte Ergebnis. Das konnte man dann freitags in der Kinowelt Worms begutachten. Der Film erzählt die tragische Geschichte von Penner Beate, gespielt von Beate Krist, die mit ihrem behinderten Kind in einem Zelt abseits der Straße lebt. Gegen Ende ist es ausgerechnet eine tote Katze, die eine Wende im Leben dieser obdachlosen Frau bewirkt. Martins erzählt die Geschichte jedoch gar nicht mal besonders tragisch. Vielmehr bedient er sich eines skurrilen Humors, mit dem es ihm immer wieder gelingt, die bittere Geschichte aufzubrechen, ohne albern zu werden. Im Anschluss beantworteten der Filmemacher sowie die beiden Darsteller Krist und Markus Stöppler, dessen Figur schlicht Prinzessin genannt wird, Fragen rund um den Entstehungsprozess. Kenntnisreich führte Dennis Dirigo durch den Talk und entlockte dem Team interessante Innenansichten aus dem aufwendigen Entstehungsprozess des Films, der, wie Martins verriet, im Grunde ohne ein vernünftiges Budget entstand. „Hätte uns am Ende nicht jemand 1.000 Euro in die Hand gedrückt, hätten wir den Film niemals fertigstellen können“, verriet er schmunzelnd. Rund eineinhalb Jahre drehte man an dem Film, der teilweise in Mannheim gedreht wurde. Möglich wurde das Projekt nur dadurch, dass alle Schauspieler auf eine Gage verzichteten. Warum sie das taten? Weil sie an Martins Idee glaubten. Tatsächlich wirkt das Ergebnis zu keiner Minute wie ein billig heruntergekurbelter Hobbyfilm. Fantasievoll umgesetzte Tricks, ein tolles Ensemble und eine sichere Regie geben dem Film alles, was ein Kinofilm braucht. Dennoch weiß Martins, dass er mit dem Film keine Chance hat, einen Verleiher zu finden, da die Bildsprache, die sich immer wieder Ausflüge in den Surrealismus erlaubt, im heutigen Kino keinen Platz mehr findet. Martins erzählte zum Schluss, dass er demnächst mit dem Dreh eines neuen Films beginnt, der mit einem vernünftigen Budget ausgestattet ist. Beate Krist und Markus Stöppler werden auch wieder mitspielen, genauso wie sein Hund Müsli, der nicht nur in jedem Film eine kleine Rolle hat, sondern auch im Logo von Martins eigener Produktionsfirma „Herbsthund-Filme“ verewigt ist. Der Film basiert auf dem Leben des Theologen Jochen Klepper und soll im kommenden Jahr in die Kinos kommen. Dirigo ließ am Ende die drei sympathischen Filmemacher wissen, dass sie mit dem fertigen Film in Worms wieder gerngesehene Gäste sind.

Der zweite Tag des Festivals gehörte schließlich dem Kurzfilm. Insgesamt 46 kleine Meisterwerke wurden dem Publikum gezeigt. Unterbrochen wurden die beiden Filmblöcke durch eine Talkrunde, die abermals von WO! Redakteur Dennis Dirigo moderiert wurde. Sechs Talkgäste wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, gaben spannende Einblicke in den aufwendigen Entstehungsprozess ihrer Filme. Set Tonmeister Dave Lowbay verriet am Beispiel des witzigen Kurzfilms „Party Busters“, dass am Set schon mal eine ausgeklügelte Choreografie notwendig ist, um den Ton so abzunehmen, dass der Zuschauer keine der technischen Hilfsmittel entdecken kann. Der Frankfurter Yunus Milor studiert derzeit Motion Picture in Darmstadt und brachte seinen Film „Wünsch Dir was“ mit. Im Rahmen seines Studiums entstanden, lautete die Aufgabenstellung, eine Geschichte gänzlich ohne Dialoge zu erzählen. Frank Schreiber war bereits zum zweiten Mal zu Gast bei Hollyworms. Schreiber ist Filmkomponist und Sound Designer. Für beides war er bei dem Animationsfilm „Manou flieg‘ flink“ zuständig. An Hand von Ausschnitten erklärte er dem Publikum den zeitintensiven Prozess, gemeinsam mit dem Regisseur das optimale Gleichgewicht zwischen den einzelnen Tonebenen zu finden. Die Youngsters in dieser Runde waren Alexander Koppel und Edgar Ohlenberger. Die beiden Wormser Schüler inszenierten im Rahmen eines Schülerpraktikums einen witzigen Film, „Der erste Zug“, über die Gefahren des Rauchens. Der etwas mehr als zwei Minuten dauernde Film, den sie unter Anleitung von Maxim Amelyanchik im KuBiS Filmstudio bearbeiteten, ermöglichte den Beiden einen kleinen Einblick in den aufwendigen Schaffensprozess. Ohlenberger und Koppel spielten, schrieben und bearbeiteten den Film im Alleingang.

Fazit: Einmal mehr erwies sich Hollyworms als unterhaltsames, aber auch interessantes Filmfestival, bei dem es um mehr geht, als sich einfach nur unterhalten zu lassen.