„Das Glück ist eine leichte Dirn
und weilt nicht gern am selben Ort;
sie streicht das Haar dir von der Stirne
und küsst dich rasch und flattert fort.“

Es ist eine Weile her, da schrieb ich einen kürzeren Aufsatz, in dem ich äußerte, dass Zufriedenheit oft mehr bietet an Inhalt und Dauer. Außerdem kommt zuweilen statt großem Glück eine große Enttäuschung. Auch weiß man von der Tatsache, dass gerade diejenigen, die jetzt schon im Überfluss leben, am stärksten nach noch mehr Geld und Glück drängen. Überhaupt erscheint mir, dass Glück für viele Menschen eine gewisse Drogenwirkung besitzt. Nebenbei: Zu viel an Wohlstand kann auch gewisse Nachteile bescheren. Man glaubt es kaum! – Man beachte auch die Vermarktung verschiedenen Glücks. Dazu nur wenige Beispiele: Lotto und Toto für Millionen, Lotterien noch und noch. Auch Slogans wie: „Wer unsere Marke raucht, unsere Autos fährt,… wird glücklicher!“

Was noch nicht gesagt wurde, ist, dass es unendlich viel zum Kapitel „Glück“ zu sagen gibt und hier nur kurz gestreift werden kann. So gibt es das kleine Glück, dass man seinen Zug gerade noch erwischt hat. Das große Glück wäre für viele, eine Million zu gewinnen oder seine Traumfrau zu heiraten. Doch nirgends ist das Glück sicher und auf Dauer zu halten. Die Million ist mitunter bald verpulvert, die begehrte Schöne entpuppt sich später als Hausdrachen. Und zu allen Zeiten, in allen Ländern und bei allen Menschen gab es und gibt es stark unterschiedliche Vorstellungen. Was mir jedoch gerade heute auffällt, ist eine Inflation um das und mit dem Wörtchen „Glück“. Achten Sie mal selbst darauf in den Medien, in der Werbung und in der Wormser Volkshochschule, wo man in mindestens acht Seminaren und Vorträgen uns glücklich machen will.

Ganz aktuell stellt sich mir die Frage, kann ich, können Sie ganz unbekümmert ein Glück genießen, wenn gleichzeitig weltweit 50 Millionen Kinder im Jahr verhungern und 60 Millionen auf lebensgefährlicher Flucht sind? Zwar sind wir gottlob in Europa seit 70 Jahren (fast) ganz von Kriegen verschont geblieben. Doch darf es uns total egal bleiben, dass Deutschland, als drittgrößter Waffenexporteur in der Welt, Elend, Not und Tod für Zivilisten, Frauen und Kinder liefert?

Ein wenig Gutes aber gibt es doch an dieser Stelle zu verzeichnen. Z.Zt. besteht eine erfreuliche Welle der Hilfsbereitschaft in diesem, unserem Lande, die den unglücklichen Flüchtlingen doch wenigstens ein kleines Glück bescheren will.

Versuchen wir nun doch etwas aus der Geschichte und von Größeren zu lernen! Also da wäre:

› Glück und Glas, wie leicht bricht das. (Sprichwort)
› Warum denn in die Ferne schweifen? Wie, das Glück ist doch so nah! (Goethe/unbekannt)
› Schätze sich niemand glücklich, der noch lebt! (Aus dem Lateinischen?)

Ich darf nicht länger schreiben, heißt es doch: „Wer doppelt so lang schreibt, hat nur halb so viel Leser.“ Jetzt verabschiede ich mich für heute und wünsche Allen viel echte Zufriedenheit und Verstand. Das Glück kommt danach von allein hinzu!

Doch halt, fast hätte ich´s vergessen: unser Wilhelm Busch liefert (erneut) „Ernst-Heiteres“ zu obigem Thema:

„Ach, reines Glück genießt doch nie,
wer zahlen muss und weiß nicht wie.“

Es grüßt sehr freundlich:
Ihr Heinz Dierdorf