Vom 1. bis 3. Juni 2018 hatte der Rheinland-Pfalz-Tag Worms drei Tage lang fest im Griff. Es sollte das größte und schönste Landesfest von allen werden. Ein halbes Jahr danach bleibt zwar die Erinnerung an ein organisatorisch rundum gelungenes Spektakel, bei dem sich Worms den offiziell verkündeten 320.000 Gästen von seiner besten Seite zeigte, doch man fragt sich im Blick zurück, ob Kosten und Nutzen in einem gesunden Verhältnis standen.
Ein flaues Gefühl zeigte von Anfang an der eine oder andere Stadtrat in Anbetracht dessen, dass im selbigen nie über ein ordentliches Budget verhandelt wurde. Noch-OB Michael Kissel raunte damals in die Runde: „Es kostet, was es eben kostet“. Da sich die Ausgaben aus verschiedenen Etats zusammensetzten, musste oder konnte der Stadtrat einem ordentlichen Budget niemals zustimmen. Dennoch sagen auch Kissel wohlgesinnte Politiker hinter vorgehaltener Hand mittlerweile, dass der Rheinland-Pfalz-Tag in dieser Form so nicht hätte stattfinden dürfen. So viel Einsicht hätte man gerne vorher gehabt. Stein des Anstoßes sind nach wie vor die außerordentlich hohen Kosten. Neben den Sicherheitskosten entfiel ein dicker Brocken auf Bereiche wie Marketing und Allgemeines. Rund 771.000 Euro wurde hierfür ausgegeben. Zu diesem Etat gehören u.a. Ausgaben der Öffentlichkeitsarbeit, Anzeigen, Plakate, Broschüren, Protokolle mit Empfängen, sowie die Entwicklung und Produktion der App „schaz“. Die war und ist eigentlich eine tolle Idee und wer sie spielte, kann dies wahrscheinlich bestätigen. Ein durchschlagender Erfolg wurde sie aber offenbar nicht. Schaut man im Google Play Store nach, bekommt man als Download Info lapidar mitgeteilt, dass diese mehr als 1000 Mal heruntergeladen wurde. Wer sich im Play Store auskennt, weiß, was das bedeutet. Tatsächlich wurde die App von 5236 Nutzern gespielt (Quelle: Hochschule Worms). Das ist ordentlich, aber nicht überwältigend, gemessen an dem Werbeaufwand, Entwicklungskosten und dem kommunizierten Besucheransturm von rund 320.000 Menschen. Das schmälert zwar nicht den Unterhaltungsgrad der App, aber durchaus die Sinnhaftigkeit in Verbindung mit den Kosten. Bleibt zu hoffen, dass die App in den Folgejahren in ihrer modifizierten Variante doch noch ein kleiner Hit wird.
Eine Punktlandung sieht anders aus
Wie der Wormser Zeitung zu entnehmen war, beläuft sich der abschließende städtische Zuschuss auf die stolze Summe von 1.078.889,41 Euro. Man muss schon eine gewisse Form des Zynismus leben, wenn man dies im selben Artikel als Punktlandung für die Stadt vermeldet, nur weil die vor sechs Monaten kommunizierte Ausgabenschätzung eingehalten wurde. Dabei sollte man natürlich nicht übersehen, dass OB Kissel selbst in diesem Artikel erklärt, dass in den Ausgaben Personalkosten der Stadtverwaltung und der KVG nicht enthalten sind. Auch hierzu hört man auf den Fluren der Stadtverwaltung, dass der tatsächliche Zuschuss doch ein wenig höher liegen dürfte. Es ist nicht anzunehmen, dass jemals eine seriös ausgewiesene Bilanz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Es ist insofern schon bezeichnend, dass so etwas Ähnliches wie eine Bilanz erst auf Nachfrage einer Zeitung kommuniziert wird. Es bleibt dabei: Auch sechs Monate nach dem Rheinland-Pfalz-Tag stellt sich die Frage nach dem touristischen Nutzen oder ob der Tag letztlich nicht einfach nur eine riesengroße Wahlkampf Veranstaltung war. Sollte das der Fall sein, hat dies, wie zwischenzeitlich die Geschichte zeigte, dem amtierenden OB nichts genutzt.
Ein kleiner Blick in die Zukunft
In diesem Jahr findet vom 28. bis 30. Juni 2019 das Landesfest in dem kleinen Annweiler statt. Dort sorgt der Tag übrigens aktuell ebenfalls für viel Aufregung. Zwar beteiligt sich dort das Land an den Ausgaben, in Worms hat der Oberbürgermeister persönlich die finanzielle Unterstützung generös abgelehnt, dennoch zeichnet sich schon jetzt ab, dass der geplante Annweiler Zuschuss von 500.000 Euro nicht ausreichen wird, wie die Rheinpfalz berichtete. Für Annweiler ein unzumutbarer Zustand. Clemens Hoch, Staatssekretär aus Mainz, der auch in Worms vor Ort agierte, kommentierte die Kritik der Annweiler mit dem Satz: „Bisher ist es immer gut gegangen“. Tja, so kann man natürlich ein Mammut Event, finanziert mit Steuergeldern, auch angehen. Zwischenzeitlich wurde auch darüber diskutiert, ob es überhaupt noch zeitgemäß sei, Rheinland-Pfalz-Tage – in Anbetracht klammer Geldbeutel – weiterhin mit diesem Aufwand durchzuziehen. Vielleicht sollte man darüber mal die Bürger abstimmen lassen.