Am 19. November wurde Adolf Kessel (CDU) in der Stichwahl mit überwältigender Mehrheit (73,1 Prozent der Stimmen) zum neuen Oberbürgermeister der Stadt Worms gewählt. Sieben Monate musste er anschließend warten, bis der 61-Jährige in sein neues Büro einziehen konnte. Am 1. Juli wurde der ehemalige Ortsvorsteher Rheindürkheims schließlich vereidigt. Seitdem sind 123 Tage (Stand 31. Oktober) vergangen, in denen das langjährige Mitglied des Wormser Stadtrates und des Mainzer Landtages erste Akzente setzte.

Bevor er sein neues Domizil im Wormser Rathaus beziehen konnte, wurde dieses jedoch einer ausgiebigen Ozonbehandlung unterzogen, um sozusagen für frische Luft im Wormser Rathaus zu sorgen. Das war auch dringend notwendig, war doch sein Vorgänger Michael Kissel (SPD) bekanntermaßen ein leidenschaftlicher Raucher. Doch die frische Luft soll nicht alleine in seinem Büro verbreitet werden, sondern auch auf den Fluren des Rathauses, schließlich möchte Kessel einen Paradigmenwechsel herbeiführen. In seinem Wahlkampf warb er mit dem Slogan „Kessel hört zu“. In seiner Arbeit möchte er nun zeigen, dass das nicht nur Worte waren, sondern vielmehr seiner Überzeugung entsprichen. Während sein Vorgänger dafür bekannt war, mit markigen Worten den Kurs der Stadt zu bestimmen, sind das Auffälligste an Adolf Kessel seine Unauffälligkeit und Bescheidenheit. Dementsprechend kündigte er bei seiner Antrittsrede im Juli an: „Ich möchte eine Politik der Transparenz und eine Politik der offenen Türen betreiben. Für mich bedeutet das: Die Stadt repräsentieren, die Verwaltung führen, aber eben nicht dominieren“.
Um sich einen Überblick zu verschaffen, war es ihm wichtig, in den ersten Wochen alle Abteilungen kennenzulernen. Den Anfang machte er zunächst an der Pforte. Bei einem Pressestammtisch anlässlich der ersten hundert Tage sagte er hierzu verschmitzt lächelnd, dass es sich natürlich gehöre, an der Pforte damit zu beginnen. Seitdem führte er viele Gespräche. Um dem Ziel des Miteinanders noch ein Stückchen näher zu kommen, wird es Ende November auch ein zweitägiges Seminar zwischen Stadtvorstand und Verwaltung geben, in dem mit Hilfe eines Mediators vorhandene Dissonanzen ausgeräumt werden sollen. Ebenso führte er wöchentliche Gespräche mit dem Stadtvorstand ein, die es zuvor nicht gab. Genauso möchte er auch erreichen, dass Stadtrat und Verwaltung enger zusammenzuarbeiten, kommt es doch immer wieder zu Beschlüssen des Stadtrats, die nach Bekundungen der Verwaltung selbige oftmals vor unmögliche Aufgaben stellen. Verändert hat sich schon mal der Tonfall in den Sitzungen des Stadtrats. Mit ruhiger Hand führt Kessel die Sitzungen, lässt jeden ausreden und beantwortet Fragen, ohne im schroffen Tonfall einzelne Mitglieder zurechtzuweisen und lässt auch seinen Dezernenten deutlich mehr Raum. Spricht man mit Stadtratsmitgliedern, macht sich schnell Lob breit.
Neben dem Arbeitsklima, möchte er auch die finanzielle Situation von Worms verändern. Bis zum Ende seiner Amtszeit hat er hierbei die „Schwarze Null“, sprich einen ausgeglichenen Haushalt, fest im Visier. Eine seiner ersten Dienstreisen führte ihn dann auch nach Trier zur Aufsichtsbehörde ADD, um den Entwurf des Haushaltsplans direkt vor Ort zu besprechen. Ein weiteres wichtiges Anliegen ist ihm, den Ordnungsdienst, wie im Wahlkampf versprochen, zu einem 24-Stunden-Dienst auszuweiten. Auch diesem Ziel nähert er sich beharrlich. Der neue Haushaltsplan sieht diesbezüglich 15 neue Stellen vor. Zusätzlich wird die Stadt ab dem 1. August 2020 eine Ausbildung zum Verwaltungsangestellten anbieten, mit dem Schwerpunkt kommunaler Vollzugsdienst. Überhaupt fällt auf, dass der neue Stellenplan erstaunlich üppig ausfällt (insgesamt 70,5 neue Stellen). So wurden auch der Feuerwehr 21 neue Stellen zugesichert. Eine große Herausforderung während seiner Amtszeit wird in diesem Zusammenhang sicherlich der Umzug der Feuerwache auf das „Salamander-Gelände“ sein. Im neuen Haushalt finden sich hierzu bereits Planungskosten (500.000 Euro). An Projekten mangelt es dem neuen OB nicht. Neue Kitas, die Weiterentwicklung des Andreasquartiers, die Ansiedelung neuer Hotels, der Antrag zur Bewerbung um die Aufnahme zum Unesco-Weltkulturerbe im kommenden Jahr, die Entwicklung eines zukunftsfähigen Mobilitätskonzeptes und vieles mehr – die Aufgaben, die auf Adolf Kessel warten, sind mannigfaltig. In diesem Sinne darf man gespannt sein, wie Worms im Jahre 2027 aussieht, wenn Kessel den städtischen Chefsessel wieder verlässt.