Wer glaubt, braucht nicht zu denken. Das war schon immer so in unserem Kulturkreis. Jetzt benutzt auch die Politik diese Art von Glauben für ihre Ziele. Dass Politiker vor den Wahlen gern Dinge versprechen, die sie nach den Wahlen doch nicht umsetzen, kennt man. Mit den neuen Rechtspopulisten kommt jedoch eine neue Glaubensgemeinschaft auf. Denn sie trauen sich, die „Wahrheit“ zu sagen: Die Anderen, die sind an allem schuld, dass es mir so schlecht geht. Nur ich selbst natürlich nicht. Das zu glauben ist so viel bequemer, als darüber nachzudenken, was bei mir selbst schiefläuft.
Wahlkämpfe werden zu widerlichen Schlammschlachten. Über die sozialen Netzwerke werden Lügen verbreitet, doch die „Gläubigen“ glauben an die „Hohen Priester“ der Rechtspopulisten. Gut recherchierte Reportagen und Berichte der seriösen Presse, passen nicht ins Glaubensbekenntnis. Und so folgen die „Jünger“ ihren Populisten und merken nicht, wofür sie „verheizt“ werden. Aus der Geschichte zu lernen, erfordert eben auch das Denken.
Adolf Hitler erklärte 1930 ausdrücklich, dass seine Partei „auf dem Boden der Legalität“ stehe und er nur verfassungsmäßig an die Macht gelangen wollte. 1934 hatte er dann den „Führerstaat“ geschaffen und jegliches Denken wurde gefährlich. Das Glauben aber war weiterhin erlaubt. Die „Gläubigen“ glaubten an „Großdeutschland“ bis zum erstrebten Endsieg. Heute ist, nach so langer Zeit, leicht zu sagen, „hätten die Leute damals nicht geglaubt, sondern gedacht!“ Es sieht so aus, dass sowas auch ein zweites Mal passieren könnte.
Doch, wie steht es heute mit dem Denken? Das erfordert vor allem den Einsatz des Organs, das beim Glauben stört. Man muss das Gehirn nützen. Doch hier liegt die Gefahr, dass man durchs Denken zu (neuen) Erkenntnissen gelangt. Das aber ist nicht und nie gewünscht. Schon Gott verjagte Adam und Eva aus dem Paradies, weil sie vom Baum der Erkenntnis genascht hatten. So, jedenfalls, ist es im „Buch der Bücher“ nachzulesen. Curt Götz (Autor und Schauspieler) sagte einmal: „Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart.“- „Wenige Menschen denken, und doch wollen alle entscheiden“, meinte schon Friedrich der Große. Denken war schon immer für viele eine Last. Dafür hatten viele ihren(?) Glauben, den sie lautstark äußerten.
Nunmehr empfehle ich Ihnen und manchen anderen: „Dann denkt mal schön! Ihr werdet staunen, wie viel neue und nützliche Erkenntnisse ihr damit bekommt.“– Doris Lessing, (britische Autorin mit Nobelpreis von 2007) rät: „Denke falsch, wenn du magst, doch denke, um Gottes Willen, für dich selber!“
Denken ist zwar Arbeit fürs Gehirn, doch wurde festgestellt, dass der Energieverbrauch durch Denken kaum erhöht wird. Das Gehirn verbraucht lediglich 40 Watt. Und das, egal, ob man denkt oder nur faul auf dem Sofa liegt. Denken und Nachdenken fördert unser Gehirn und sorgt dafür, dass es „fit“ bleibt. Das Gehirn wird nicht nur dafür benötigt, einen Durchzug im Kopf zu verhindern. Resümee: Denken ist viel leichter, als vielleicht manche denken.
Zum Schluss noch ein Spruch von Wilhelm Busch (1832 – 1908):
Wer in Glaubenssachen den Verstand befragt,
kriegt unchristliche Antworten!
Für das neue Jahr wünsche ich allen Leser/ innen das Beste, verbunden mit dem Rat: Diesmal ohne alle guten Vorsätze, die doch nicht gehalten werden. Dafür aber den Tipp: tun Sie gleich eine gute Tat!
Ihr Heinz Dierdorf