6 Fragen zum Abschied an Hans-Joachim Kosubek

Nachdem das zweithöchste Amt der Stadt, Bürgermeister der Stadt Worms, 26 Jahre lang fest im Griff der SPD war, kam 2013 die Wende. Der CDU Fraktionsvorsitzende Hans-Joachim Kosubek wurde zum hauptamtlichen Beigeordneten gewählt und übernahm am 1. November 2013 das Amt. Nun endet seine Amtszeit und der ehemalige Lehrer, der in diesem Jahr 70 Jahre alt wurde, tritt seinen wohlverdienten Ruhestand an. WO! sprach aus diesem Anlass mit dem passionierten Radfahrer über die zurückliegende Zeit.

WO! Acht Jahre Bürgermeister, was waren Ihre persönlichen Höhepunkte?
Eigentlich sind alle Themen und Vorhaben „Höhepunkte“, zumindest für die Betroffenen. Von eigentlichen Höhepunkten kann man dann sprechen, wenn sie das Ergebnis langfristiger Planung und intensiver Arbeit sind und dann – auch mit Zustimmung und Unterstützung des Stadtrates – erfolgreich umgesetzt werden. Hier vielleicht einige ausgewählte Beispiele. In erster Linie ist dabei die Umwandlung des Entsorgungs- und Baubetriebes in eine Anstalt Öffentlichen Rechtes zu nennen. Der Betrieb, der schwarze Zahlen schreibt und eine Eigenkapitalquote von fast 80 % hat, ist dadurch flexibler, schneller und wirtschaftlicher geworden. Dies ist die Grundvoraussetzung, dass der EBWO den Umzug fast aller seiner Betriebseinheiten, den Neubau der Berufsfeuerwehr und des Löschzuges Stadtmitte, das Rathaus II sowie eine drei oder vierzügige Kita auf dem Salamandergelände allein realisieren kann. Kleiner Wermutstropfen: Die Umwandlung des EBWO in eine AÖR musste gegen erhebliche Widerstände erkämpft werden. Ein weiterer Höhepunkt war sicher der Umbau unseres Museums Andreasstift und die hochwertige Reichstagsaustellung 1521 (Gewissen und Protest).

WO! Klimaschutz und Corona spielten in Ihrer Amtszeit auch eine wichtige Rolle!
Ja, das ist richtig. Die Erarbeitung des Klimaanpassungskonzeptes und des Klimaschutzkonzeptes und die dazu gehörenden Umsetzungsmaßnahmen sind ein wesentlicher Beitrag zum Klima- und Artenschutz. Der neue Hitzeaktionsplan ist nach intensiver Einbeziehung und Anhörung von Verbänden und Fachleuten in der Mache. Starkregenkarten für die Außen- und Innenbereiche unserer Stadt helfen bei der Vorsorge gegen Starkregenereignisse, mit ihrer Hilfe können wir sehen, bei welchem Regenereignis (zwanzigjährig, fünfzigjährig etc.) das Wasser wohin läuft. Die dazu notwendigen Maßnahmen sind begonnen, für viele von ihnen brauchen wir die Kooperation mit der Landwirtschaft. Der Aufbau und der Betrieb des Impfzentrums in der Nikolaus Dörr Halle allein durch städtische Mitarbeiter/ innen war und ist ein Beispiel für eine leistungsfähige Verwaltung. Dass wir das Backfischfest trotz Corona und erheblicher Bedenken sicher durchführen konnten, hat unserer Stadt ein kleines Stück Normalität in Corona-Zeiten zurückgegeben.

WO! Gab es Momente in Ihrer kommunalpolitischen Karriere, in denen Sie frustriert waren?
Die gab es sicher, wir wollen z.B. die Verkehrswende in Worms, dazu gehören sichere, saubere und schnelle Radwegeverbindungen aus den Vororten in die Innenstadt. Wir wollen den Umstieg möglichst vieler Pendler auf das Fahrrad. Hier geht es nicht richtig voran, wir kriegen es noch nicht einmal hin, auf den ausgewiesenen Radweg durch Herrnsheim auf der alten Bahntrasse eine Asphaltdecke zu legen. Stichwort: Überregulierung und Überbürokratisierung.

WO! Fällt Ihnen der Abschied schwer und worauf freuen Sie sich am meisten, in der Zeit nach dem 1. November?
Am meisten freue ich mich auf mehr Zeit mit meinen vier Enkeln.

WO! Sie waren, bevor Sie Vollzeitpolitiker wurden, Lehrer. Wie sehr verändert Politik das Leben gegenüber eines vermeintlich normalen Berufs?
Beide Berufe – Lehrer und Bürgermeister – sind auf unterschiedliche Weise gleich stressig und fordernd. Entscheidend ist, dass man seine Arbeit mit Freude macht und sich mit ihr und den Menschen identifizieren kann.

WO! Mit unserem Kolumnisten Bert Bims verbindet Sie ein ganz besonderes Erlebnis. Was würden Sie Bert Bims gerne noch zum Abschied sagen / mit auf den Weg geben?
Da ich Herrn Bert Bims leider nicht persönlich kennenlernen durfte und ich ihn als Schiffschaukelbremser beim Backfischfest auch nie getroffen habe, kann ich ihm auch leider kein Abschiedswort sagen. Aber: Ich bin und bleibe Fan der TSG Pfeddersheim, bei der ich fast 40 Jahre gespielt habe. Das Geld, das ich damals vom Gericht zugesprochen bekam, habe ich noch am selben Tag der TSG gespendet. Seine Beiträge am Ende von WO! gefallen mir.

WO! wünscht alles Gute für den bevorstehenden Ruhestand!