Die Schauspielerin Alexandra Kamp ist in Worms keine Unbekannte. Bereits 2010, im Krisenjahr der Nibelungen, als es fast keine Aufführung gegeben hätte, spielte sie in „Teufel, Gott und Kaiser“ an der Seite von Dirk Bach, Meret Becker und Heinz Hönig. Diese Aufführung avancierte damals nach Meinungen vieler Besucher zu einer der beliebtesten bis dato. Im letzten Jahr trat sie zusammen mit Udo Wachtveitl im Rahmenprogramm der Festspiele auf. In diesem Jahr wird sie als Produktionsassistentin Carmen auf der Bühne stehen. Bevor sie auf die Theaterbühne trat, war der Catwalk ihre Heimat. Während dieser Zeit absolvierte sie an der berühmten Stella Adler Schauspielschule eine Ausbildung. Heute modelt sie unter anderem für italienische Designer und für die Tierschutzorganisation PETA. Bei der Pressekonferenz zu den diesjährigen Nibelungen-Festspielen erzählte die Schauspielerin, dass sie sich auf die bevorstehende Zeit freue, da ihr Aufenthalt 2010 nur sehr kurz war. Bestens in Erinnerung waren ihr jedoch eine Eisdiele, deren Name sie jedoch nicht verraten wollte.
Das Gespräch wurde geführt von: Dennis Dirigo und Chantal Braun
WO!: Sie hatten bei der PK erwähnt, dass Ihnen das Eis in Worms in bester Erinnerung ist. Welche Sorte bevorzugen Sie?
Kamp: „Joghurt! Ganz einfach nur pur – Joghurt! Und das habe ich auch schon sehr schlecht gegessen, aber dort ist es besonders gut.“
WO!: Dann hoffen wir für sie, dass sie während der Probezeit ausreichend Zeit für die entspannenden Dinge finden werden.
Kamp: „Aus langjähriger Theatererfahrung weiß ich, dass es sicherlich nur zu eins zwei Eis reichen wird. Proben mit über 15 Schauspielern am Set sind sowohl zeit- als auch kraftraubend.”
WO!: Werden Sie in Worms wohnen?
Kamp: „Ja, ich werde in Worms wohnen und hoffe, dieses Mal während der Spielzeit einmal nachmittags an den Silbersee fahren zu können. Als ich 2010 hier war, hatten wir nur zwei Wochen Probezeit. Da gab es natürlich nicht ein einziges Mal die Möglichkeit, Baden zu gehen, obwohl es so ein heißer Sommer war.“
WO!: Haben Sie überhaupt etwas von der Stadt mitbekommen?“
Kamp: „Von der Stadt? Ja, die Fußgängerzone mit ihren leer stehenden Geschäften. Ich empfinde es als eine sehr traurige Entwicklung, dass durch Internethandel und überhöhte Parkgebühren immer mehr Fußgängerzonen in Deutschland verweisen. Aber das Umland ist schön! Sehr schön grün. Ich werde versuchen, mit dem Fahrrad ein bisschen herumzufahren, sofern ich dazu komme. Ich mag den jüdischen Friedhof sehr und wenn meine Wohnung einen Balkon hat, werde ich viel Zeit auf dem Balkon verbringen. Ich bin leidenschaftliche Köchin und werde viele Kräuter zu betreuen haben… (lacht)
WO!: Sie spielen in dem diesjährigen Stück die Produktionsassistentin Carmen, eine Figur, die Sie auch aus ihre Arbeitswelt kennen. Werden eigene Beobachtungen in die Rolle einfließen?
Kamp: „Der Job der Produktionsassistentin ist ein Knochenjob. Du bist morgens als Erste am Set und am Abend auch die Letzte. Du bist Auffangbecken, Schwamm für jegliche Emotionen, die am Set vorherrschen und du bist das Bindeglied zwischen Produktion und Schauspieler. Das ist sehr nervenaufreibend. ich habe größten Respekt vor diesem Beruf. Für mich persönlich wäre er, ehrlich gesagt, nichts!”
WO!: Hat die Figur etwas von einer modernen Brünhild?
Kamp (lachend): „Das wird ab Premiere im Auge des Betrachters liegen. Ich mag das Stück von Albert Ostermaier sehr! Es ist modern und vielschichtig geschrieben. Manchmal bitterböse, teilweise saukomisch und es legt den Finger nicht nur auf, sondern IN die Wunde unseres aktuellen Alltags… Filmfans werden viele Filmzitate wiedererkennen. Eigentlich könnte man einen Wettbewerb ausloben, wer die meisten Zitate wiederfindet, der gewinnt irgendwas, z.B. Kartoffeln mit grüner Soß im Heylshofpark..;)”
WO!: Die Bühnen- und Filmwelt gilt als exzentrisch und ein bisschen verrückt. Ist das wirklich so schlimm?
Kamp: „Oh ja, da ist viel von wahr. Gottes Gruselkabinett ist groß!“
WO!: Wie gehen Sie mit dem Druck um, auch nicht zu wissen, wann das nächste Engagement kommt?
Kamp: „Ich habe das große Glück, seit nunmehr sechs Jahren fast täglich abends auf der Bühne zu stehen. Sei das jetzt mit den SWR3 Live Lyrix, bei den Hamburger Kammerspielen, mit dem Stück „Gut gegen Nordwind“ oder bei musikalischen Lesungen mit Professor Markus Lüpertz. Zum Drehen komme ich teilweise leider gar nicht, weil die Theaterverträge lange im Voraus laufen und mittlerweile die Filmrollen kurz vor Drehbeginn besetzt werden und da kann ich dann oft nicht. Ich habe jetzt eine Episodenhauptrolle in der ZDF-Serie „Dr. Klein“. Das Produktionsteam ist wunderbar mit meiner Situation umgegangen, so dass ich mitspielen konnte. Also habe ich tagsüber gedreht und abends auf der Bühne gestanden. So geht das jetzt seit… (flüsternd) Ich kann ehrlich gesagt auch nicht mehr…… äääähm seit zwei Wochen.“
WO!: Was ist ihr Rezept, wie Sie diesen Stress dann aushalten?“
Kamp: „Gutes Essen und mir auch mal eine Auszeit nehmen. Also auch mal NICHT ans Telefon zu gehen und sich auch mal ein Nickerchen erlauben. Ich beherrsche den 10-Minuten-Powernap. Der bringt mich immer wieder nach vorne.“
WO!: Wir danken für das Gespräch!