Nachdem im letzten Jahr Cosma Shiva Hagen in die Rolle der Kriemhild schlüpfte, ist es in diesem Jahr die gebürtige Leipzigerin Charlotte Puder, die die streitbare Königstochter und Witwe spielt. Neben ihrer großen Leidenschaft für das Theater, ist sie auch immer mal wieder im Fernsehen zu sehen. Seit dem September 2013 betreibt sie ein kleines Theater („HOPFE“) in Leipzig. WO! traf sich mit der sympathischen Darstellerin, um mit ihr über ihre Rolle zu sprechen.
WO! Wie kam es zu dem Engagement bei den Festspielen?
Letztes Jahr habe ich die Recha in „Nathan der Weise“ gegeben. Das Stück hat sich Dieter Wedel in Bad Hersfeld angesehen und mich daraufhin zum Casting geladen. Als das Casting-Angebot kam, bin ich aus allen Wolken gefallen. Ich war aufgeregt und gespannt, man hört ja viel von Herrn Wedel, er hat ja einen Ruf wie Donnerhall. Aber trotzdem war ich erst einmal neugierig, ob wir die gleiche Sprache auf künstlerischer Ebene sprechen. Während des Castings war ich sehr beeindruckt, dass wir viel Zeit hatten und wir viel probieren konnten. Danach habe ich mich wirklich darauf gefreut, nach Worms zu kommen, weil ich gemerkt habe, dass wir beide gemeinsam funktionieren und uns verstehen.
WO! Was bedeutet es für Sie, bei einer Großunternehmung wie den Nibelungen-Festspielen mitzumachen?
Eine große Herausforderung auf verschiedenen Ebenen.
WO! Was meinen Sie da genau?
Damit meine ich die Textebene, das Zusammenspiel mit großartigen Kollegen, den besonderen Spielort mit seiner Magie und seinen Tücken.
WO! Wie würden Sie Kriemhild beschreiben und wie nähert man sich einer solchen Rolle?
Ich sehe in Kriemhild nicht die Rächerin – die Terroristin – sondern eine Frau, die nicht möchte, dass ein Mord unter den Teppich gekehrt wird und Gericht fordert. Als sie merkt, dass ihr das verweigert wird, wird sie gezwungen, zu radikalen Mitteln zu greifen und findet sich dann in einem Horrorszenario wieder und erstarrt. Ich habe für die Rollenvorbereitung geschichtliche Hintergründe und zeitgenössische Interpretationen gelesen und natürlich das Stück von Hebbel. Alles andere ist abhängig von meinen Kollegen und der Inszenierung und wird sich bei der Probenarbeit finden.
WO! Nimmt man die Rolle nach Feierabend mit nach Hause, oder ist es für Sie kein Problem, die Rolle wieder abzustreifen?
Natürlich denke ich abends noch an die Rolle und gehe das Erarbeitete in Gedanken noch einmal durch. Aber meine Familie und Freunde müssen sich nicht vor mir fürchten…
WO! Sie betreiben in Leipzig ein kleines Theater, in dem Sie auch regelmäßig selbst spielen, haben in verschiedenen Filmen mitgewirkt und auch bei Festspielen. Gibt es etwas, was Sie bevorzugt tun oder sagen Sie, es gibt für mich da keinen Unterschied?
Das kann man nicht miteinander vergleichen, sondern es befruchtet sich eher. Es sind so grundverschiedene Herangehensweisen und Erarbeitungsprozesse, die ich nicht gegeneinander setzen möchte.
WO! Sie kommen als Schauspielerin viel rum, was ist Ihr Eindruck von Worms?
Ein sehr positiver, denn bis jetzt ist das Wetter immer wie im Urlaub. Zudem habe ich eine unglaublich schöne Unterkunft, ein romantisches Gartenhaus, sodass sich das Heimweh in Grenzen hält. Ich finde, die Stadt hat mit ihren Weingütern, den malerischen Vororten und wunderbaren Bademöglichkeiten ein besonderes Flair.
WO! Wir danken Ihnen für das Gespräch!