Im letzten Jahr verwandelte erstmals das Team des WinterVarieté Worms, mit einer faszinierenden Show flankiert von lukullischen Genüssen, das EWR Kesselhaus in eine eleganten Spiegelpalast und entführte in eine fantastische Welt abseits des hektischen Alltags. Den Gästen eine gute Zeit zu schenken, steht natürlich auch im Mittelpunkt der diesjährigen Auflage.
Das Grundrezept, mit dem die Veranstalter ihren bunten Unterhaltungs-Cocktail ansetzen, basiert natürlich auf der Erfolgsformel vom vergangenen Jahr, sprich, staunenswerte Akrobatik, überwältigende Optik, gepaart mit Magie und einer ordentlichen Prise Erotik. Begleitet wird das alles von einem Drei-Gänge-Menü, das sowohl in der vegetarisch-veganen als auch in der klassischen Variante mit Fleisch und Fisch gereicht wird. Um nicht einfach alten Wein in neuen Schläuchen zu verabreichen, haben sich die Macher dennoch einige Überraschungen einfallen lassen, damit auch Gäste aus dem vergangenen Jahr nicht einfach eine Neuauflage erleben.
Spätestens wenn man den Eingangsbereich, der in der Turbinenhalle untergebracht ist, verlassen hat und das Kesselhaus betritt, wähnt man sich in einer anderen Welt. Die Veranstalter nennen den Saal Spiegelpalast und das trifft es sehr gut, denn von dem zweckmäßigen Raum, den man von vielen anderen Veranstaltungen kennt, ist nichts mehr zu sehen. Die Wände sind entsprechend des Namens verkleidet mit großflächigen Spiegeln, die Decke wird dominiert von einem edel funkelnden Kronleuchter, der wiederum flankiert wird von zahlreichen kleineren glamourösen Leuchten. Entgegen der Anordnung im vergangenen Jahr, bei der die Bühne auf der breiten Seite des Raumes platziert wurde, hat man diese nun am Kopfende des Saales positioniert. Eine klare Verbesserung, da es nun möglich ist, von allen Plätzen einen guten Blick auf das Geschehen zu haben. Die Bühne selbst ist deutlich größer und führt mit einem Steg in die Tischreihen hinein.
Das Herz eines solchen Abends ist natürlich der Conferencier. Der Deutsch-Grieche Jorgos Katsaros übernahm erstmals diesen Job und schon nach wenigen Minuten war klar, dass man sich in seinen Händen wohlfühlen wird. Katsaros ist nicht nur ein humorvoller Moderator, sondern auch ein gewitzter Zauberkünstler, dem es mit scheinbar einfachen Tricks gelingt, einen zu faszinieren. In einer Welt, in der kaum noch etwas unerklärlich zu sein scheint, schafft es Katsaros, die Gäste an die Grenzen des rational Erklärbaren zu bringen. Unweigerlich sucht man nach dem Trick, wenn der schlaksige Moderator aus einer Whisky-Flasche am Ende seines Kunststücks satte sechs Flaschen gemacht hat, nach einer einfachen Lösung, die man aber nicht findet. Die Illusion ist perfekt. Keine Illusion, sondern echte kräftezehrende Akrobatik, ausgeführt von Weltklassekünstlern, ist allerdings der Schwerpunkt des mehrstündigen Showprogramms.
Gleich zu Beginn legt das Duo Silver Power die Messlatte für die weiteren Künstler sehr hoch. Dem Namen entsprechend, ganz mit silberner Farbe besprüht, fasziniert das ungarische Duo mit einer körperbetonten Partnerakrobatik / Adagioakrobatik. Der pure Anblick, mit welcher Leichtigkeit und außergewöhnlichen Körperspannung die beiden die unglaublichsten Figuren auf die Bühne zaubern, treibt einem bei Zuschauen den Schweiß auf die Stirn. Der staunende Mund will sich auch bei den anschließenden Akrobaten nicht schließen. Mal dient ein Tuch (u.a. Gema Moresco) als Hilfsmittel, um ihn schwindelerregender Höhe der Schwerkraft zu strotzen, dann wieder eine Stange („Pole“), an der Miguel Pozuelo kraftvoll zeigt, wozu der menschliche Körper fähig ist. Die Berlinerin Linda Sander begeistert wiederum mit einer eigenwilligen Performance in einem Wasserbecken, das einem riesigen Champagnerkelch nachempfunden sein könnte und zugleich ein ästhetischer Augenschmaus ist. Staunen und Lachen ist wiederum das Rezept der Mustache Brothers, die schnell zum Publikumsliebling avancieren und den Part der klassischen Zirkusclowns übernehmen. Visueller Höhepunkt des Abends ist zweifellos der Auftritt der „Laserqueen“. Begleitet von den peitschenden Klängen von Daft Punks Soundtrack zu dem Film „Tron: Legacy“ tanzt die unbekannte Künstlerin, zu erkennen sind lediglich die mit Schwarzlicht betonten Kleidungselemente, im abgedunkelten Spiegelpalast mit einem Laser und sorgt für optische Überwältigung.
Für den musikalischen Rahmen sorgen das Duo O & A. Eine Stimme und eine Gitarre, gelegentlich auch ein Klavier, reichen den beiden aus, um mit Hits wie „Wonderwall“ oder „Kiss me“ nicht nur während der Gänge den passenden Soundtrack zu liefern. Für das glamouröse Showfeeling sind wiederum die Vegas Showgirls zuständig, die zugleich eine ordentliche Portion Erotik verbreiten und nicht nur die Männer betören. Ein wesentlicher Bestandteil des Abends ist natürlich der kulinarische Genuss, der sowohl das Auge als auch den Gaumen überzeugen konnte. Lediglich beim abschließenden Avocado Eis wollte so mancher Gast seinem Gaumen nicht so ganz trauen, weckte doch die gustatorische Wahrnehmung mehr Assoziationen mit Limette als mit der cremig-nussigen Frucht. Am Ende des rund vierstündigen Abends zeigten sich dennoch die Gesichter der Gäste zufrieden und die der Veranstalter glücklich.
Fazit: Abermals stürzt das Team des WinterVarietés Worms seine Gäste in einen Rausch der Sinne, aus den man mit einem wohligen Gefühl am Ende des Abends in die Realität des vorweihnachtlichen Worms wieder entlassen wird. Infos zum Programm, Tickest, Menü finden Sie hier: https://winter-variete-worms.de/
Eine Rezension von Dennis Dirigo / Fotos: WO!