Es ist eine der ersten guten Nachrichten des Jahres in Worms. Das Kaufhofgebäude im Herzen der Wormser Innenstadt soll wieder zu neuem Leben erweckt werden.

Zwar soll das Gebäude nicht mehr ausschließlich als Warenhaus genutzt werden, sondern mit einem Mischangebot neue potentielle Mieter anlocken. Aber zeitlich begrenzte Pop-Up Stores für lokale Anbieter, Büroräume, Ausstellungsflächen für Kulturangebote und ein Café mit Dom Blick klingen vielversprechend. Was allerdings laut den Plänen und Grafiken des Vermieters „ehret+klein“ als Aufwertung der City zu sehen ist, muss erst noch den Praxistest bestehen. Sprich: Nach Corona noch genügend solvente Mieter zu finden, wird nicht einfach. Vor allem lenken die großen Pläne der Vermieter ein Stück weit davon ab, dass sich auch die Stadt die Belebung des Kaufhofgebäudes einiges kosten lässt. Fast 50.000 Euro Miete (inkl. NK) pro Monat zahlt die Stadt für die Anmietung des hinteren Gebäudetraktes. Geplant ist aktuell, dass Teile des Bereichs Sicherheit und Ordnung in dem Gebäude untergebracht werden sollen. Bei sicheren Mieteinahmen durch die Stadt in Höhe von fast 6 Mio. Euro in den nächsten zehn Jahren kann ein Vermieter natürlich leichter einen Umbau des kompletten Gebäudes finanzieren. Doch während man in Worms große Anstrengungen unternimmt, um die Innenstadt nach der Kaufhof Schließung wieder zu beleben, beschloss die Landesregierung um Malu Dreyer (SPD), dass das Land den fünf Oberzentren, Ludwigshafen, Mainz, Koblenz, Kaiserslautern und Trier, die allesamt (zufällig) SPD geführt sind, in den nächsten zwei Jahren eine Finanzspritze in Höhe von 500.000 Euro zukommen lässt, damit diese ihre Innenstädte auf Vordermann bringen können. Das brachte wiederum die CDU-Landtagsfraktion, in Person ihres wirtschaftspolitischen Sprechers Dr. Helmut Martin, auf die Palme, der stattdessen auch Hilfen für kleinere Städte wie Speyer, Zweibrücken, Idar-Oberstein, Lahnstein oder Wittlich forderte. Worms dagegen hatten beide Parteien nicht auf dem Schirm – trotz Kaiserdom, Nibelungen und Luther.
Apropos: Am 14. März 2021 finden die Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz statt.

DEUTSCHLAND VERHARRT IM LOCKDOWN

Während unsere Kanzlerin vor neuen Virusmutationen warnt und sich breiteren Öffnungen weiterhin verschließt, wartet Deutschlands Wirtschaft gebannt auf ein Ende des Lockdowns, der Anfang November begann, Mitte Dezember verschärft wurde und für manche Branchen nun bereits vier Monate andauert. Nicht zu vergessen, unterliegt die komplette Veranstaltungsbranche seit mehr als 365 Tagen einem Arbeitsverbot. Inzwischen haben 7 von 9 Nachbarländern Deutschlands, trotz teilweise deutlich höherer Inzidenzzahlen, keinen harten Lockdown mehr. Derweil hangeln wir uns von Inzidenzwert zu Inzidenzwert und man hat zunehmend das Gefühl, dass wir uns in einer Zahl verrennen. Anstatt weitere Lockerungen ausschließlich an der 7-Tage-Inzidenz auszurichten, sei es wichtig, verschiedene Faktoren zu beachten, aus denen sich zusammen das Pandemiegeschehen besser ablesen lasse. Das fordert der Virologe Dr. Hendrik Streeck, der die Hospitalisierungsrate, die Rate der Belegung auf den Intensivstationen und die Möglichkeit der Kontaktnachverfolgung als wichtigste Faktoren ansieht. Viel schwerer als die konsequente Weigerung unserer Regierung, wissenschaftliche Daten zu nutzen, um ein Leben mit dem Virus zu ermöglichen, wiegt jedoch, dass wir es als Organisationstalente nicht einmal gebacken bekommen, zügig eine Impfung für die Bevölkerung zu managen, geschweige denn, Hilfsgelder für die Wirtschaft rechtzeitig auszuzahlen.

Viel Durchhaltevermögen beim Lesen der 183. Ausgabe von:

WO! – DAS Wormser Stadtmagazin

wünscht Ihnen
Frank Fischer, Chefredakteur