Jeder Mensch ist ein Individuum und trotzdem gibt es viele Dinge in unserem Leben, die standardisiert sind, die den „Durchschnitt“ annehmen oder die gefühlt einfach immer schon so waren.
Ein Mensch (Frauen und Männer zusammengenommen) in Deutschland ist durchschnittlich 172,9 cm groß und jede Frau gebärt durchschnittlich 1,58 Kinder und ist dabei statistisch 30,5 Jahre alt. Was sagen diese Statistiken über jeden Einzelnen aus? Erstmal recht wenig und dennoch bestimmen eben Statistiken unser Leben. In der Bekleidungsindustrie spielen Durchschnittswerte eine tragende Rolle bei der Erstellung von Konfektionsgrößen oder Schuhgrößen. In der Möbelindustrie wird damit bestimmt, wie lange ein Bett sein darf oder wie hoch ein Schrank sein sollte, damit er für den „normalen“ Menschen passt. Ich höre jetzt die Stimmen, die sagen „Mensch, es gibt doch Wichtigeres“ und es sei doch gut und richtig, sich an der „Mehrzahl“ zu orientieren.
Nimmt man jetzt zu Grunde, dass jeder Mensch hier im Land pro Jahr 18.593 Euro Steuern bezahlt, relativieren sich diese Sätze wieder und manch einer dürfte bei dieser Summe rückwärts vom Stuhl kippen. Durchschnittswerte bestimmen eben nicht die Lebensrealität eines jeden Einzelnen. Politische und gesellschaftliche Entscheidungen sind aus diesem Grund schwierig zu treffen und in den seltensten Fällen allgemein gültig. Nehmen wir als Beispiel einmal die Verkehrswende für die persönliche Lebensrealität. In einer Großstadt wie Berlin oder München werden Sie in den seltensten Fällen ein Auto benötigen, da der O?PNV sehr gut ausgebaut und rund um die Uhr getaktet ist. Anders sieht die Situation schon in einem rheinhessischen Dorf wie etwa Bermersheim aus, in bei dem die Menschen froh wären, wenn der Bus zweimal am gleichen Tag käme. Für mittelgroße Städte, wie Worms eine ist, sind diese Entscheidungen am schwersten. Hier gibt es sowohl städtischen und ländlichen Raum, der gleichermaßen bedient werden will. Auch der Job bestimmt hier in gewisser Weise unsere Lebensrealität. Können wir unsere Arbeit über ein Homeoffice erledigen oder sind wir darauf angewiesen, 20/30/40 km zu unserer Arbeitsstätte zurückzulegen und arbeiten zum Teil in einem Schichtsystem?
Wie sähe denn aber unterm Strich eine optimale Lösung aus, bei der möglichst alle mitgenommen werden?
Puh. Ein erster Schritt wäre es, sich in verschiedenen Lebensrealitäten einzufühlen, diese zu verstehen und auch einfach zu akzeptieren. Nur mit Toleranz und weniger mit Ideologie lassen sich Lösungen finden, die eine Gesellschaft wieder zusammenrücken lassen, statt sie immer weiter auseinander zu reißen. Und mal ehrlich Freunde, einfach um das Thema Verkehrswende nochmal aufzugreifen: Was spricht denn gegen Radwege, gegen einen besseren ÖPNV und gegen Parkplätze, die in einer friedlichen Koexistenz miteinander leben?
Bis nächsten Monat. Jim Walker Jr.
PS: Vielen Dank für die vielen Zuschriften zu meinem neuen Hund. Der Chef und seine Frau haben übrigens angeboten, immer auf ihn aufzupassen, wenn ich gerade mal wieder ein „Die Ärzte“ Konzert besuche. Nur aufs Titelblatt darf er noch nicht…