Der Wormser Liederkranz bei der Aufführung des Dramödicals “Nibelunge nei besunge” in der Aula der Hochschule. Foto: pakalski-press/Andreas Stumpf

7. Mai 2023 | Aula der Hochschule Worms: „Nei“ war es nicht in Gänze, was an drei Abenden in der Hochschule aufgeführt wurde, denn schließlich feierte das Stück des Wormser Liederkranz bereits im vergangenen Jahre seine umjubelte Premiere. Doch wer einfach eine Wiederaufführung erwartete, hatte die Rechnung ohne das Kreativteam Mechthild Vogel, Sandra Hoh und Ella Vogel gemacht.

Die gravierendsten Veränderungen fanden sich sogleich am Anfang und in der Besetzung des Stückes. Wurde zu Beginn im letzten Jahr noch das Corona Virus besungen, widmete sich der großartige gemischte Chor zur Melo- die des Klassikers „I’m gonna be (500 Miles)“ den multiplen Krisen dieser Zeit und der Gewalt in der Welt. Die steht auch im Zentrum des Nibelungenliedes. Da wir im Grunde aber eigentlich alle nur geliebt werden wollen, beschlossen drei Freundinnen, die zu Beginn von „Nibelunge nei besunge“ gerade aus der jüngsten Festspielaufführung kamen, und mal wieder verwirrt über das Gesehene ratlos diskutierten, in die Geschichte einzugreifen. Flugs verwandelten sie sich in drei Nornen und zogen sodann zu den Klängen von „Ein bisschen Frieden“ durch die Geschichte von Mord und Totschlag, äh, Liebe. Am Königshof der Burgundersippe erwarteten altgediente Zuschauer schließlich zwei neue Gesichter inmitten des altbekannten Liederkranzensembles. Mit sichtlicher Hingabe, sich in den nervösen Anfällen eines hyperaktiven Gernot zu verlieren oder wahlweise seine Schwester damit zu nerven, spielte Christian Engelke erstmals in einer Liederkranzaufführung. Den Titel, derbste Kriemhild aller Zeiten, hat sich wohl Ella Vogel eindrucksvoll verdient. Ganz in schwarz, fluchend in breitestem Wormser Platt, war diese Kriemhild weit entfernt von der träumerischen Prinzessin, die von einem Helden aus der Tristesse des königlichen Alltags entführt werden möchte. Dennoch fand auch diese Kriemhild schließlich ihren Siggi. Ganz der mittelalterliche Punk mit Iro und Lederkluft, glänzte erneut Thomas Diefenbach als großmäuliger Drachentöter, dessen Herz beim ersten Anblick dieser Kriemhild der Nacht gleich ganz weich wurde.

Fazit: Am Ende der turbulenten und vor allem abwechslungsreich gestalteten zweieinhalb Stunden war es natürlich die Liebe, die siegte. Ganz in der Hoffnung, dass das Publikum ein kleines Stück dieser Liebe in die Welt hinaustragen kann. Das rund 80-köpfige Ensemble, inklusive der Begleitband Cabrio, hatten sich auf jeden Fall den tosenden Applaus einmal mehr redlich verdient. Im kommenden Jahr möchte man allerdings wieder zur eigentlichen Kerndomäne zurückkehren, der Fastnachtskampagne.

Text: Dennis Dirigo Fotos: Andreas Stumpf