WIR SCHREIBEN HIER, WIR KÖNNEN NICHT ANDERS

Liebe Leser,

es wird so langsam, aber sicher wärmer in Worms. Mit großen Schritten Richtung Sommer könnte man also sagen. Immer wenn es «heiß» wird, entsteht der Eindruck, die Leute haben leicht einen an der Klatsche. Ja, das trifft getrost zu auf die letzten Monate.

Erst ein paar Nazis, die gegen was auch immer am Dom protestieren und wenige Stunden später dann auch noch ein paar Querdenker, die sich vor dem Lutherdenkmal sammelten und ein paar wilde Reden von sich gaben. Herrlich! Die Stadtverwaltung vergisst letzten Monat, mal kurz für 24 Stunden die Allgemeinverfügung zu verlängern, in Inzidenzwerten sind wir endlich nahe an der Spitze in Rheinland-Pfalz und die SPD macht eine Delegiertenversammlung, die ein bisschen nach Strandbarbiergarten ausschaut (Immerhin haben sie den Doktor nominiert!!). Einfach alles ein bisschen crazy.

Richtig „heiß“ wurde es auch im Rest von Deutschland. In Berlin gibt es jetzt eine Notbremse mit einer Ausgangsbeschränkung, die irgendwie keiner so ganz versteht und wahrscheinlich auch nichts bringt. Die CDU nominiert ein Gummibärchen als Kanzlerkandidaten und die Grünen hoffen, am Ende des Regenbogens den großen Topf voll Gold zu finden. Auch die deutsche Schauspielgilde hat sich die Tage zu Wort gemeldet und möchte am liebsten wohl #allesdichtmachen. Ein wenig befremdlich kommt es natürlich schon daher, wenn die Stammbesetzung des Tatorts über Corona, die Regierung und die Medien wettert, dafür Gagen von 190.000 Euro pro Folge kassiert, während die breite Masse an Kulturschaffenden nicht weiß, wie der Kühlschrank vollzukriegen ist. Aber klar, war ja lustig (Liebe Tatort Stars, bitte einmal den Satire Workshop bei Dr. Bert Bims buchen!!). Ich persönlich dachte ja immer, dass die Neuinterpretation von „Do they know it‘s Christmas Time“ von Liefers, Loos und Co. schon der Gipfel der absoluten Scheiße ist. Geirrt.

Aber irgendwie passt das alles in diese Zeit und schließlich auch nach Worms. Das Lutherjubiläum prägt dieses Jahr unsere Stadt und immer wieder wird sich auch die Frage gestellt, wer dieser Luther denn eigentlich war? Zum einen ein Vordenker und für damalige Verhältnisse eine Art Revoluzzer, der sich der mächtigen Kirche aus Rom entgegenstellt. Auf der anderen Seite eben auch ein Mensch, der viele antisemitische Schriften veröffentlich hat.

Beeindruckend war letzten Monat vor allem die Multimedia-Show, die an der Dreifaltigkeitskirche stattfand. Leider ohne Publikum, denn das muss im Moment noch draußen bleiben. Schließlich ist ja noch nicht ganz Sommer, denn da wird ja (angeblich) alles besser.

Bis nächsten Monat. Bleiben Sie fröhlich.
Jim Walker Jr.