Hallo liebe Leser,
der letzte Monat war in Bezug auf die Landtagswahlen und den damit zusammenhängenden Dorfjournalismus einfach untoppbar. Selten hat ein Tag, wie in diesem Fall der 13. März, so viel Gülle hervorgebracht. Aber der Reihe nach…
Neulich war ich zum ersten Mal in einem richtigen Bio-Supermarkt. So ein Ding, in dem man Fleisch bekommt, welches nicht von Tieren stammt, und sogar Bier ohne Glyphosat anbietet. Viel interessanter als der Markt selbst war ein Obdachloser, der draußen vor dem Markt relativ erfolglos versuchte, eine Straßenzeitung zu verkaufen. Aber so ist es wohl, wir beruhigen unser Gewissen, in dem wir teure und faire Lebensmittel kaufen.
1,50 Euro für eine Straßenzeitung sind da nicht drin, denn sie passt nicht in unsere perfekte Welt. Wir kümmern uns nicht darum, was mit schwächeren Menschen passiert. Wir wollen nicht wissen, wie es z. B. Flüchtlingen hier in Deutschland ergeht. Wir wissen noch nicht mal, wie es innerhalb einer Massenunterkunft für Obdachlose oder Flüchtlinge aussieht. Wir haben Angst vor den Bildern oder den Geschichten, die wir nicht rosarot wegblenden können. Was wir viel besser können, ist, sich aufregen. Warum zum Henker denn Glyphosat (was auch immer das genau ist) in unserem Bier schwimmt. Ein wahrscheinlich krebserregender Stoff, wie übrigens Mate-Tee, rotes Fleisch, der Friseurberuf und Schichtarbeit auch (weiß halt nur keiner)…
Apropos „aufregen“…
Die Landtagswahl! Allein die Wochen vor der Wahl waren ein einziges Gedicht. Mir ist zum Beispiel eine gut informierte Abiturientin begegnet, die sich sicher war, dass am 13. März in allen 12 deutschen Bundesländern gewählt wird und sie ja grundsätzlich für neue alternative Parteien wie die AfD stimmt. Wer jetzt denkt, hier hat die politische Aufklärung komplett versagt, liegt gar nicht so daneben. In der TV Runde des OK Worms waren nämlich alle Parteien (inklusive AfD) vertreten, außer natürlich die CDU, die auf die Anfrage einfach nicht reagierte. Wie soll man denn auch jungen Menschen demokratische Werte im Fernsehen vermitteln? Wunderbar war auch das große WZ-Interview mit allen Spitzenkandidaten aus dem Wahlkreis. Hier wollte der AfD-Kandidat Lehmann Wölfe im Pfälzer Wald nur in Gehegen zulassen, natürliche Wolfsrudel lehnt er auf Grund von Fressattacken gegen Touristen ab. Dazu muss man betonen, dass die Wolfspopulation im Osten Deutschlands (übrigens die ersten natürlichen Wölfe seit mehr als 150 Jahren) ihren Job sehr schlecht erledigt haben, sonst gäbe es jetzt einige AfD Funktionäre weniger. Auf die Frage, was er denn am Tag nach der Wahl täte, antwortete Lehmann übrigens mit: „Alle Plakate abhängen“. Glauben Sie mir, das nächste Mal mach ich das noch vor der Wahl für Sie…
Fundstück des Monats
Die Spitze dieser ganzen Wahlscheiße und auch gleichzeitig das WZ Fundstück des Monats lieferte am Tag nach der Wahl die Landtagsabgeordnete Kathrin Anklam-Trapp, die momentane Lebensgefährtin von OB Kissel. (Das weiß mittlerweile echt jeder). Da steht diese Frau auf einem Bild – selbstredend mit ihrem wahnsinnig authentischen Lächeln – den Wahlschein in der Hand und neben dran ihr Mann/Ex-Mann als Wahlhelfer in Monsheim mit einem echt grimmigen Gesicht. Bildunterschrift des Ganzen: „Ob Kathrin Anklam-Trapp im Wahllokal ahnte, dass sie es schafft? Frank Trapp ist offenbar skeptisch.“ Ernsthaft?! Nennt man sowas politisch erweiterte Doppelmoral? Ich brauch’ in jedem Fall nicht zu erklären, warum es die AfD ins Parlament schafft bei solchen Alternativen…
Bis dahin….
Jim Walker Jr.