Nadelöhr Carl Villinger Straße
Stadt plant Erschließung der provisorischen Straße

Im bisherigen Verkehrsnetz der Stadt Worms spielte die Carl-Villinger-Straße in den vergangenen Jahrzehnten eine eher untergeordnete Rolle. Doch das ändert sich bereits und der Verkehr dürfte in den kommenden Jahren eher zunehmen als abnehmen. Dem möchte die Stadt nun mit einer Ersterschließung Rechnung tragen. Allerdings erst ab 2027.
Im Westen der Stadt gelegen, verbindet sie die Alzeyer Straße mit den Wohngebieten abseits der Monsheimer Straße und ist zugleich auch Zu- fahrt für die Kleingartenanlagen. Kurz vor dem Bahnübergang begegnet einem zudem der 1. WSC Poseidon nebst Restaurant, ehe die Straße am Bahnübergang endet. Straße ist dabei nicht unbedingt der korrekte Begriff. Die Stadt selbst spricht im Abschnitt zwischen der Einmündung Paul-Gerhardt-Straße und dem Bahnübergang von einer provisorisch hergestellten Straße. Provisorisch heißt, unbefestigte Seitenbereiche, fehlende Gehwege und durch das Fehlen von Entwässerungseinrichtungen entlang der neuen Wohnbebauung bilden sich teils sehr große Pfüt- zen im Straßenbereich. Durch die neue Wohnbebauung auf der Ostseite der Carl-Villinger-Straße wurde zudem der Asphaltbelag teilweise entfernt und nur mit Schottermaterial aufgefüllt. Darüber hinaus weist die Asphaltbefestigung im nördlichen Einmündungsbereich teils erhebliche Aufbrüche und Risse auf.
Ein neues Umfeld entsteht
Während der Zustand der Straße sich in den letzten Jahren eher ver- schlechtert hat, entwickelte sich entlang der Straße ein neues Umfeld. Dort, wo einst die Stadtgärtnerei Blumen zog, lädt seit diesem Jahr eine Drei-Feld-Sporthalle zum Sportunterricht. Ein paar Meter weiter befindet sich seit zwei Jahren der Zugang zum Heinrich-Völker-Bad, der allerdings 2027 wieder verschwinden soll. Neu hinzu kamen zudem Ende 2022 mehrere Einfamilienhäuser und in diesem Jahr die Lehrschwimmhalle des 1. WSC Poseidon, die seitdem täglich von mehreren Grundschulklassen angefahren wird. Doch damit endet nicht die wachsende Bedeutung der Carl- Villinger-Straße. Im kommenden Jahr eröffnet am Mondscheinweg der neue Stellplatz für Wohnmobile. In der näheren Nachbarschaft wird aktuell auch die Kleingartenlage um mehrere Parzellen erweitert. Und dreimal dürfen sie raten, worüber die Zufahrt erfolgt. Richtig! Die Carl-Villinger-Straße. Der Mondscheinweg wird wiederum zur Einbahnstraße, sodass lediglich die Ausfahrt über diese Strecke erfolgt. Doch es folgen weitere Baustellen. So soll nach dem Willen der Deutschen Bahn in der Höhe des Parkplatzes Poseidon eine Bahnhaltepunkt für die Strecke Worms – Alzey entstehen. Aber wo ein Bahnstopp ist, darf natürlich auch ein Bus Stopp nicht fehlen. Der wird auf dem jetzigen Gelände des Entsorgungs- und Baubetriebs eingerichtet. Auf einem ungenutzten Grundstück, das der Stadt gehört und auf der Ostseite der Straße liegt, ist ein öffentlicher Parkplatz für insgesamt 24 Pkw Stellplätze mit Grünflächen geplant. Und schließlich wird auf dem Gelände, auf dem sich auch die Sporthalle befindet, noch eine Kita in den kommenden Jahren errichtet.
Sommerliches Verkehrschaos
Während sich allerdings in diesem Bereich die Straße auch tatsächlich in einem straßenwürdigen Zustand befindet, gilt das für oben genannten Abschnitt, der gerade mal 390 Meter lang ist, in gar keiner Weise. Wer sich aktuell insbesondere in den Sommermonaten auf dem kurzen Abschnitt zwischen Paul-Gerhardt-Straße und Bahnübergängen bewegt, kann spannende Momente erleben. Autos begegnen sich dicht an dich auf der schmalen Fahrbahn, bedrän- gen dabei auch mal Radfahrer, während man als Fußgänger darauf fokussiert ist, sicher durch das Chaos zu kommen. Dass es noch zu keinen schwereren Konflikten kam, gleicht eher einem Glücksfall. Erschwert wird die Situation zudem durch parkende Autos der Anwohner, die diese unmittelbar vor der Wohnungstür abstellen und so die ohnehin schon schmale Straße noch mehr beengen. Auch wenn die Stadt das Kfz-Aufkommen mit 900 bis 1.500 pro Tag als eher gering bewertet, ist man sich der Problematik offenbar bewusst, denn eigentlich sollten schon 2021 die Arbeiten in Angriff genommen werden. Doch dann kam Corona, der Dezernent wech- selte und schließlich änderten sich auch die Pläne. So erklärte Baudezernent Timo Horst im Gespräch mit WO!, dass aus seiner Sicht erstmal alle Baumaßnahmen beendet sein müssten, ehe die Straße in Angriff genommen werden könne. Und das ist eben für 2027 geplant. Die geplanten Kosten belaufen sich für das kurze, aber arbeitsintensive Stück auf rund 2 Millionen Euro. Grundsätzlich ist es auch begrüßenswert, dass die Stadt die Straße ertüchtigen möchte. Doch bis 2027 vergeht noch einiges an Zeit, während der Verkehr nicht warten wird. Da Sicherheit wiederum kein Warten kennt, sollte die Stadt sich vor der kommenden Sommersaison bereits Gedanken machen, wie man abseits der Baumaßnahmen auch Sicherheit gewähren kann.
Text: Dennis Dirigo Foto: Andreas Stumpf









