Ein Blick auf Autor und Regisseurin

Es kam in der Geschichte der Nibelungen-Festspiele erst drei Mal vor, dass man sich anderen Themen zuwandte. In diesem Jahr widmet man sich dem Reformator Martin Luther, dessen Auftritt vor dem Wormser Reichstag sich am 18. April 2021 zum 500. Male jährt.

Schlicht betitelt mit dem Namen „Luther“ soll das Stück am 16. Juli 2021 seine Premiere feiern. Inhaltlich ist bisher wenig bekannt. Klar ist nur, dass das Stück sich um Luthers neuntägigen Aufenthalt in Worms drehen wird. Geschrieben wurde „Luther“ von dem Schweizer Dramatiker Lukas Bärfuss. Bärfuss gehört derzeit zu den wichtigsten deutschsprachigen Autoren und wurde 2019 mit dem renommierten Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Schon früh arbeitete der Schriftsteller für Theaterbühnen wie dem Thalia-Theater in Hamburg oder dem Schauspielhaus Zürich. Sein Theaterstück „Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“ wurde 2015 unter dem Titel „Dora und die sexuellen Neurosen unserer Eltern“ mit Victoria Schulz und Lars Eidinger verfilmt. Bärfuss sieht sich selbst als politischen Autor, der gerne mal in den Medien als Provokateur bezeichnet wird. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte er gegenüber, dass er ein kritisches Verhältnis zu seiner Zeit und der Welt pflege. Insofern dürfte er eine interessante Wahl sein, eine umstrittene Person wie Martin Luther für ein Theaterstück zu zeichnen. Im Gespräch mit der Wormser Zeitung erklärte Lukas Bärfuss, dass ihn zunächst der „propagandistische Ansatz“ an den Ereignissen rum um Luther interessiere. „Er war wirklich der Erste, der mittels dieser neu erfundenen Form der Flugschriften überhaupt eine Öffentlichkeit kreiert hat, um eine Elite zu kritisieren und dann auch noch anzugreifen“, erklärt er hierzu. Für die Person selbst hegt er jedoch weniger Faszination: „Luther war ein fürchterlicher Mensch. Einer mit vielen Talenten, aber auch Aggressionspotential: Ein Mensch, der Lust an der Zerstörung hatte!“ Sein Ziel ist es, sich in dem Stück „Luther“ dem komplexen Charakter und vor allem dessen Motivation zu widmen. Im Zentrum die Frage: War diese Arbeitswut Luthers auch eine religiöse und politische Wut? In dem Gespräch formuliert er seinen Ansatz mit der Suche nach seiner Widersprüchlichkeit und stellt fest: „Das ist doch etwas, was jedem von uns ein bisschen so geht, dass die öffentliche und private Person oft nicht übereinstimmen“.

Die Aufgabe, für die Worte die richtigen Bilder im Schatten des Doms zu finden, übernimmt die ungarische Regisseurin Ildikó Gáspár. Sie studierte Theaterwissenschaft en und Germanistik und arbeitet seit 2001 auf internationalen Bühnen für die unterschiedlichsten Theaterproduktionen. Gáspár arbeitet nicht nur als Regisseurin, sondern gewann auch Lob für ihre verfassten Adaptionen von „Peer Gynt“ und „Amphitryon“. Am Badischen Staatstheater Karlsruhe inszenierte sie eine vielbeachtete Theaterfassung des Tennessee Williams Stücks „Die Glasmenagerie“. Aktuell ist Gáspár Hausregisseurin am Budapester Örkeny-Theater, das sie selbst mitbegründet hat. Über Lukas Bärfuss kam sie nun zu dem Stück „Luther“. Beide kennen und schätzen sich schon länger. So inszenierte sie für eine schwedische Bühne dessen Stück „Frau Schmitt“. Die Luther-Inszenierung ist das erste Projekt, an dem sie gemeinsam arbeiten und das soll etwas Besonderes werden. „Wir denken an etwas Spektakuläres. Ich arbeite meistens mit Video, Licht und Musik, so dass man meine Arbeiten in den Kritiken oft ein Gesamtkunstwerk nennt“, sagte Gáspár in einer Pressemitteilung und ergänzt: „Der Dom ist enorm, ein riesiges Format, da müssen wir auch von unserer Seite etwas von gleichem Format schaffen.“ Mehr will sie dazu noch nicht verraten. Spannend wird natürlich auch die Frage sein, wie im Juli 2021 die Corona Situation in Deutschland sein wird. Aktuell laufen die Vorbesprechungen, die selbstredend per Videokonferenz abgehalten werden müssen. Dennoch zeigt sie sich optimistisch. Der dpa erklärte sie: „Wir arbeiten so, als würden sie stattfinden. Denn sonst könnte man nicht arbeiten.“ Dem fügte sie hinzu: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Mühen völlig vergeblich sind. Notfalls zeigen wir es später.“


DIE NIBELUNGEN-FESTSPIELE FINDEN IN DIESEM JAHR IN DER ZEIT VOM 16.07. BIS 01.08. AUF DER NORDSEITE DES DOMS STATT.

Die Tribüne wird allerdings ein wenig größer als in den Vorjahren sein. Es können dann 1.430 Plätze angeboten werden. Zugleich werden die Preiskategorien erweitert, statt bislang vier gibt es dann fünf. Die günstigsten Karten bleiben bei 29.- Euro unter der Woche sowie sonntags und bei 39,- Euro freitags und samstags. Neu ist eine teurere Kategorie für 129.-, beziehungsweise 139.- Euro.

Informationen zu den Tickets finden Sie unter der Seite: www.nibelungenfestspiele.de