Als der alte Betreiber kurzfristig abgesagt hat, stand man dieses Jahr unvermittelt ohne Eisbahn da. Knapp vier Wochen später hatte man plötzlich sogar drei potentielle Bewerber, die nächstes Jahr eine Eisbahn in Worms betreiben wollen. Darunter auch ein alter Bekannter, nämlich der langjährige Betreiber Patric Forlani. Aber den will in Worms keiner mehr haben.
Sechs Jahre lang hatte Forlani die Eisbahn auf dem Wormser Marktplatz betrieben. In diesem Jahr tauchte jedoch ein altes Problem auf: Da die Decke der Tiefgarage unter dem Ludwigsplatz nicht mehr tragfähig ist, beschloss die Verwaltung, den Wochenmarkt wieder auf dem Marktplatz stattfinden zu lassen. Der ursprüngliche Plan sah vor, einfach am Dienstag und Samstag etwas enger zusammenzurücken, damit alle, also auch Forlanis Eisbahn mitsamt Buden, genügend Platz finden (wir hatten in unserer November-Ausgabe ausführlich darüber berichtet). Bereits da soll sich Forlani nicht gerade kooperativ gezeigt haben. Unter anderem hätte er seine Wohnwagen woanders parken müssen. Aber das hat der stets abgelehnt, obwohl man dafür problemlos einen anderen Platz hätte finden können. Im Endeffekt ist der Standort Marktplatz hauptsächlich an der mangelnden Kompromissbereitschaft des Italieners gescheitert, dem zuliebe man einen neuen Standort gesucht habe. Forlani soll sich anfangs auch zufrieden über den neuen Standort „Festplatz“ gezeigt haben. Zudem wurde ihm von der Verwaltung noch eine weitere Brücke gebaut, als man ihm die alleinige Vermarktung des Platzes in Aussicht gestellt hat, wenn es ihm gelingen sollte, eine Winterlandschaft am Rhein aufzubauen. Eine große Chance, aber ebenso ein großes Risiko, lebte doch die Eisbahn am Marktplatz in erster Linie vom Laufpublikum aus der Innenstadt, das auf dem Festplatz wiederum entfällt. Von daher fiel man in Worms aus allen Wolken, als Forlani kurz vor dem geplanten Aufbau seiner Eisbahn komplett abgesagt hat. Offizieller Grund war das Abspringen des Großsponsors EWR. Kurz danach machte die Nachricht die Runde, dass der Schausteller bereits seine Zelte in Neustadt an der Weinstraße aufgeschlagen hat, weil am dortigen Saalbau erstmals eine Eisbahn angeboten wird. Dass man sich hier ein bisschen verschaukelt fühlt, kann man sich denken, lagen doch zwischen der Absage in Worms und dem Aufbau in Neustadt nur wenige Tage. Auch wenn Forlani beteuert, dass er sich ein zweites Standbein aufbauen wollte, bleibt zumindest ein bitterer Nachgeschmack. Die Entscheidung für Neustadt könnte aber auch noch andere Gründe haben. Wie die Wormser Zeitung am 04.11.14 zu berichten wusste, sollen wohl auch finanzielle Differenzen zwischen EWR und Forlani bestanden haben, weil der Eisbahn-Betreiber seinen Verpflichtungen nicht ausreichend nachgekommen sei. Auch unserem Verlag schuldet Herr Forlani aktuell noch knapp 1.050.- Euro aus nicht bezahlten Anzeigenrechnungen aus dem Jahr 2013. In einem Telefonat Anfang Oktober erklärte Forlani: „Sie können das ruhig in Ihrem Magazin veröffentlichen. Mit Worms bin ich sowieso durch.“ Auch das könnte ein Grund für die kurzfristige Absage Forlanis gewesen sein. Wenn das womöglich nur die Spitze des Eisberges sein sollte, dann hat er vielleicht einfach zu viel verbrannte Erde in Worms hinterlassen.
Gleich drei Bewerber für 2015
Umso überraschter durfte man nun sein, als bekannt wurde, dass es für nächstes Jahr gleich drei Bewerber für eine Eisbahn geben würde – einer davon ist Forlani. Ein Kandidat interessiert sich hauptsächlich für den Standort Rheinpromenade und der dritte im Bunde ist Paul Lehmann, Sohn des bekannten Wormser Schaustellers Emil Lehmann. Der hat zwar wenig Ahnung vom Betrieb einer Eisbahn, will sich aber das nötige Know How von einem Mainzer Kollegen holen. Lehmann will auf jeden Fall einen Standort in der Innenstadt, der idealerweise auch noch an den Weihnachtsmarkt angebunden sein könnte. Im Zuge dessen soll auf jeden Fall noch einmal der Marktplatz geprüft werden, zumal der einheimische Schausteller angekündigt hat, dass er keine Stellplätze für seinen Wohnwagen benötigen wird – so wie sein Vorgänger. Allerdings könnte die Vannini-Baustelle, bekanntlich wird der Gastronom ein doppelstöckiges Eiscafé bauen und vermutlich schon im nächsten Jahr damit beginnen, das Ganze noch zum Scheitern bringen. Definitiv nicht zur Verfügung stehen wird der Bahnhofsvorplatz, der als reiner Ruheplatz konzipiert ist und nicht für Veranstaltungen genutzt werden kann, weil nicht die entsprechenden Leitungen und Anschlüsse gelegt wurden. Wie aber der SPD-Vorsitzende Jens Guth in der WZ vom 25.11.14 verkündet hat, ist man womöglich schon fündig geworden. Die Rasenfläche zwischen Lutherdenkmal und Gammi soll der neue Standort werden, zumal man hier eine perfekte Anbindung an Innenstadt und Weihnachtsmarkt hätte. Davon würden sicherlich alle Seiten profitieren. Jetzt muss nur noch das Grünflächenamt mitspielen, das einer Erweiterung des Weihnachtsmarktes an diesem Ort bereits eine Absage erteilt hatte, weil die Rasenfläche zu großen Schaden nehmen könnte. Was den Standort angeht, bleibt es also spannend. Was den zukünftigen Betreiber angeht, kann es nur auf den Wormser Paul Lehmann hinauslaufen, da ein Bewerber ausfallen wird, weil eine Winterlandschaft auf dem Festplatz etwas zu überdimensioniert erscheint und auf den alten Betreiber Forlani hauptsächlich Gläubiger in Worms warten.
Kosubek ist gefordert
Jetzt muss Dezernent Kosubek, der in den letzten Wochen herbe Kritik einstecken musste, ein tragfähiges Konzept präsentieren, damit Worms wenigstens 2015 wieder eine Eisbahn hat. Die meiste Kritik kam übrigens vom SPD-Vorsitzenden Jens Guth, der dem CDU-Mann in der WZ vom 25.12.14 unterschwellig zu wenig Engagement unterstellt: „Das kann man nicht mit E-Mail-Schreiben aus dem Hinterzimmer heraus.“ Da kommt also mal richtig viel Arbeit auf Kosubek zu. Und dabei könnte der gute Mann schon längst in Rente sein, wenn Jens Guth und seine Kollegen ihn nicht noch einmal die Karriereleiter hinaufgeworfen hätten.