Ein Rückblick auf „Ringelnatz – musikalisch in Szene gesetzt“

24. September 2023 | Das Wormser Theater (Oberes Foyer): Den meisten Menschen dürfte der Name Ringelnatz ein Begriff sein. Gestorben 1934, ist sein Werk allerdings eher einem älteren Publikum bekannt. Das erschien dann auch zu zwei Vorstellungen so zahlreich, dass man beide Male ein „ausverkauft“ verbuchen konnte.

Zu verdanken hatten Publikum und Veranstalter die Idee, diesen groß- artigen, aber nun mal etwas in Vergessenheit geratenen Sprachkünstler eben jener Vergessenheit zu entreißen, den Wormser Kreativen Christi- an Schmitt, Karl-Heinz Deichelmann und Astrid Haag. Mit nur 51 Jahren an Tuberkulose verstorben, hinterließ der Kabarettist, Maler und Schriftsteller ein umfangreiches Werk. Der Schwerpunkt seiner Arbeit und von dieser Vorstellung lag auf seinen Gedichten. Diese sind oftmals kleine Alltagsbeobachtungen, die nicht unbedingt der Gesetzmäßigkeit des klassischen Gedichts folgen, sondern vielmehr humorvoll kleine Momente umschreiben. Diese Beweglichkeit der geschilderten Erlebnisse unterlegte Christian Schmitt mit lebendigen Tonfolgen, die im besten Sinne Erinnerungen an Stummfilmvertonungen erweckten. Um das Temperament immer mal wieder abzukühlen, sorgte Schmitt mit eher lyrisch gespielten Pausen für kurze Erholung zwischen den temporeichen Gedichten. Die Aufgabe, diese mit einer Stimme zum Leben zu erwecken, übernahm Karl-Heinz Deichelmann, der mit großem Spaß am Minenspiel diese nur allzu gerne Richtung Schauspiel ausweitete. Die vielseitige Künstlerin Astrid Haag verwandelte einzelne Werke wie „Sommerfrische“ oder „An meinen längst verstorbenen Vater“ in kleine Songs, einmal eher lieblich vorgetragen, einmal eher bluesig, womit sie immer wieder die Wandelbarkeit ihrer Stimme unterstrich. Gemein hatten alle Drei, dass es ihnen in diesen knapp zwei Stunden mühelos gelang, das Publikum mit der Welt des Dichters Joachim Ringelnatz zu begeistern.

Fazit: Immer wieder verschwammen bei dieser Veranstaltung die Grenzen zwischen Lesung, Schauspiel und Musik. Mit diesem Ansatz gelang es den drei Künstlern, dem anekdotischen Stil von „Ringel, dem Schlingel“, wie ihn Deichelmann mal kurz benannte, mehr als gerecht zu werden.

 

Text und Foto: Dennis Dirigo