Heute vor 14 Jahren war ein historischer Tag. Es erschien die erste Ausgabe Ihres geliebten Revolverblatts. Ich höre Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, was sagen Sie denn zu dem grandiosen Jubiläum Ihres WO! Stadtmagazins?“

Ehrlich gesagt habe ich ja nur die Hälfte der Zeit miterlebt. Was die treuesten meiner Leser längst wissen: Nach meiner Lehre zum staatlich geprüften Schiffschaukelbremser auf dem Wormser Backfischfest hatte es mich zunächst hinaus in die weite Welt verschlagen. Von daher ist es gar so einfach zu sagen, wo ich mich beim Erscheinen der ersten WO! Ausgabe gerade aufgehalten habe. Vermutlich im Gefängnis. Ja genau, im März 2005 war ich im Gefängnis. Und zwar als Friseur tätig. Seinerzeit arbeitete ich für das mexikanische Drogensyndikat „La Familia Michoacana“ und sollte im Auftrag meines Chefs José de Jesús Méndez Vargas, bekannt als „El Chango“, als Gefängnisfriseur die ganz harten Jungs in El Hongo, einem der gefürchtetsten Gefängnisse Mexikos, aushorchen. Auf meinen Boss „El Chango“ war damals ein Kopfgeld von 30 Mio. Pesos ausgesetzt. Nach dessen Verhaftung 2011 durch die Bundespolizei hielt es mich nicht mehr lange in Mexiko und ich kehrte über die Umwege Bucaramanga (Kolumbien) und Santa Teresa del Tuy (Venezuela) Anfang 2013 in meine Heimat Worms zurück. Dort traute ich meinen Augen kaum, als ich zum ersten Mal dieses sensationelle WO! Stadtmagazin in meinen Händen hielt. So etwas Schönes hatte ich zuvor noch nie in Worms gesehen. Müde vom Reisen durch die Welt bewarb ich mich als Satiriker und Society-Reporter bei dem Verlag. Und siehe da, ich durfte schon 73 Folgen lang meine Leser/innen erheitern. Zugegeben, die ersten Jahre, die Pionierjahre des Magazins, habe ich verpasst. Die Zeit, als noch WO! Kollegen bei der Premiere der Nibelungen-Festspiele Tupper-Dosen mitgebracht haben, um sich die Reste vom Buffet einzupacken oder morgens um halb vier mit offenem Mund unter dem Schokobrunnen aufgefunden wurden, kenne ich nur aus Erzählungen. Übrigens: Auch der Typ zu meiner Linken kam erst später zum Verlag. Ich erinnere mich noch an die erste Begegnung von dem späteren „OB der Herzen“ Peter Englert alias Jim Walker jr. mit unserem Verlagschef, den er mit den Worten begrüßte: „Du kannst ruhig Peter zu mir sagen!“,worauf der entgegnete: „Du kannst mich ruhig Chef nennen…“

Höhepunkte meiner Tätigkeit
Was waren also meine persönlichen Höhepunkte im Laufe meiner Tätigkeit? Klar, der Sieg im redaktionsinternen Schnick-Schnack-Schnuck-Finale gegen Peter Englert, der danach OB-Kandidat machen musste und demnächst vielleicht sogar als Schlager-Duo „Englert und Englert“ in den Wormser Stadtrat einzieht. Es war ein Höhepunkt, im Zuge meiner Society-Reporter-Tätigkeit bei der Premiere der Nibelungen Festspiele auf meine alte Filmkollegin, Michaela Schaffrath, zu treffen, mit der ich Ende der Neunziger ein paar Filme drehen durfte („Maximum Perversum“, „Jetzt wird’s schmutzig 2“ und „Die Sperma-Klinik“) – damals noch unter meinem Künstlernamen „Bert Bums“. Apropos Künstlernamen: Ein Highlight war natürlich auch, als wir im Dezember 2015 Post von der Staatsanwaltschaft Mainz erhielten, adressiert an „Fischer-Verlag, z.H. Herrn Bert Bims“ (brüll!!). Verbunden mit einer Vorladung zum Verhör bei der Polizei Worms, wegen Beleidigung und Denunzierung einer öffentlichen Person. Sofort hat sich unser Verlagschef vor mich gestellt: „Das wäre ja genauso, als wolle man Mickey Mouse oder Horst Schlämmer vor ein Gericht zerren!“ Genützt hat seine Empörung leider nichts, Schmerzensgeld mussten wir trotzdem zahlen. Das ist auch der Grund, warum ich bis mindestens 2027 diese Kolumne honorarfrei schreiben muss, um meinen internen Deckel beim Verlag abzutragen. Deshalb kann es auch passieren, dass ich manchmal motivationslos nur Dienst nach Vorschrift mache und einfach ein „Outtake“ bringe, das im letzten Jahr wegen Platzmangel keinen Einzug ins WO! fand. Am Rande des Rheinland-Pfalz- Tages 2018 konnte ich nämlich ein Interview mit Mike Singer führen. Außer der nur spärlich vorhandenen Zahnspangen-Klientel (Stichwort: „Endlich 14!“) unter meiner hochintellektuellen Leserschaft, wird wohl kaum jemand den HipHopper und Youtube-Star kennen. Spielt auch keine Rolle, denn das Interview war ohnehin sehr kurz.

Bert Bims: „Hallo Mark, schön dass du Zeit hattest für ein Interview.“
Mike: „Ich heiße Mike.“
Bert Bims: „Wie auch immer. Heißt du nur so, oder bist du auch Single?“
Mike: „Ich heiße Singer.“
Bert Bims: „Geht klar, Mark.“

(Der Youtube-Star verlässt fluchtartig das Interview.)

Bis zum nächsten Mal,
Ihr Bert Bims