Ich bin nun schon seit 89 Ausgaben an Bord dieser Titanic namens WO! – Stadtmagazin. Ich höre Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, was haben Sie denn zur 175. Ausgabe beizutragen?

Ich war ja gar nicht von Anfang an dabei, aber mehr als die Hälfte der bisherigen Ausgaben hab ich mit runtergerissen. Schließlich kam ich erst vor mehr als sieben Jahren zurück in meine Heimatstadt Worms, die ihre Trostlosigkeit früherer Tage verloren zu haben schien. Neben diesem wunderbaren WO! Magazin, für das ich fortan schreiben durfte, gab es damals auch einen Oberbürgermeister, der bei Festivitäten mit der Sonne um die Wette gestrahlt hat. Aus dem trüben finsteren Loch, das ich einst verlassen hatte, war inzwischen eine Stadt mit einem sehr hohen Glamourfaktor geworden. Das war längst nicht immer so. Wegen all der Knodderdibbe in Worms, die ihre Unzufriedenheit auf die graue, trostlose Stadt übertrugen, hatte ich irgendwann gesagt: „Alla, ich mach fort.“ Nach meiner Lehre zum staatlich geprüften Schiffschaukelbremser auf dem Backfischfest zog es mich hinaus in die weite Welt. Zu dieser Zeit, lange bevor das Smartphone erfunden wurde, konnte ich nur Kontakt zu meinen Freunden in Worms halten, indem ich Emojis auf Postkarten oder Briefpapier malte und diese, versehen mit ein paar persönlichen Worten, in einen Briefkasten steckte. Zurückschreiben konnten sie mir nicht, weil ich selten länger als vier Wochen an einem Ort zugebracht hatte. Aber egal, ob als Straßen-Breakdancer in Brooklyn, als Kokabauer in Kolumbien oder als Näher von H&M-Klamotten in Bangladesch – ich wusste immer, wo meine Wurzeln sind. Kaum zurück in meiner Heimat, wurde mir der Job des Society-Reporters beim WO! Magazin angeboten. Seitdem habe ich es fast nur noch mit den oberen Zehntausend von Worms zu tun und frage mich, wann ich endlich die restlichen knapp 9.900 Wormser kennenlerne, die es ebenfalls geschafft haben und so privilegiert wie meine Wenigkeit sind.

WER IST DENN EIGENTLICH DIESER BERT BIMS?
Obwohl ich hier geboren und Wormser durch und durch bin, wird meine Existenz immer wieder in Frage gestellt. Als ich nach zwei Jahren beim WO! wegen einer Kolumne juristische Probleme hatte, wollte der Anwalt eines Dezernenten der Stadt Worms wissen, ob Bert Bims eine reale Figur sei. Hallo, bin ich etwa Donald Duck oder irgendeine Kunstfigur? Dass es mich tatsächlich gibt, kann ich sogar beweisen, denn bei mir im Büro hängt in einem Rahmen an der Wand eine persönliche Vorladung der Staatsanwaltschaft Mainz, adressiert an „Fischer-Verlag, z.H. Herrn Bert Bims“. Wieso sollte die Staatsanwaltschaft eine Person zu einem Verhör vorladen, die es gar nicht gibt? Trotzdem werden meine Kollegen seit 89 Ausgaben sehr häufig mit der Frage penetriert: „Wer ist denn eigentlich dieser Bert Bims?“ Deshalb will ich ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern. Ich bin ein ziemlich abgefahrener Typ, der sich auch mal morgens mit Elmex und abends mit Aronal die Zähne putzt. Vorgestern bin ich sogar mit einer ALDI-Tüte zum REWE einkaufen gegangen. Und bis vor kurzem hatte ich für ganz viele Onlinezugänge als Passwort „Passwort“, weil ich tatsächlich gedacht habe, auf diese Idee käme kein Hacker. Verrückt oder? Aber ich will Sie gar nicht weiter langweilen mit meinem Privatleben, denn von einem investigativen Journalisten wie mir erwarten Sie brisante Infos, die Top Secret sind. Deshalb habe ich zum Jubiläum der 175. Ausgabe ein wenig in meinen Gehirnwindungen gegraben und zwei streng vertrauliche Informationen gefunden.

TOP SECRET GEHEIMNISSE AUS 175 AUSGABEN WO!:

  1. Auch wenn die WO! Ausgabe September 2015 als verbotene Ausgabe gilt, werden gebrauchte Exemplare davon bei Ebay aktuell für 175.- Euro gehandelt, Tendenz steigend.
  2. Als wir im September 2017 die WO! interne OB-Kandidatenfrage ermittelt haben, wurde der Verlierer des Wettbewerbs (und spätere OB-Kandidat) nur bis zum Finale in einem aufwendigen Schnick- Schnack-Schnuck-Verfahren ermittelt. Vor dem entscheidenden Duell um die OB-Kandidatur zwischen Peter Englert und Bert Bims einigten sich mein Kolumnennachbar zur Linken und meine Wenigkeit darauf, dass wir die Sache wie echte Männer austragen. Sprich: Ohne Waffen, nur mit den Fäusten. Wie die Geschichte weiterging, können Sie sich sicherlich denken. Ich hab dem Peter einfach so lange die Fresse vermöbelt, bis er entkräftet aufgegeben hat. Zum Dank wäre er beinahe Oberbürgermeister geworden.

Auf die nächsten 175 Ausgaben!
Ihr Bert Bims