4. August 2022 | WOpen Air – Worms: Es war eine ganz besondere Atmosphäre, als sich vier Slammer zum „Poetry Slam“, dem Duell des gesprochenen Wortes, trafen. Statt auf der Kleinkunstbühne des Lincoln Theaters buhlten die vier Slammer auf der Open Air Bühne des WOpen Air um die Gunst des Publikums.
Die Vorteile eines Slams bei hochsommerlichen Temperaturen in der Open Air Arena waren schnell ausgemacht. Platziert in Liegestühlen und ausgestattet mit dem bekannten Kopfhörersystem des WOpen Air Festivals, war es geradezu eine entspannende Angelegenheit, begleitet von einem kühlen Wein der Wortakrobatik und vor allem den Gedanken der Redner/innen zu lauschen. Gewohnt quirlig wurde der Poetry Slam von MARIUS LOY moderiert, der allerdings angesichts der großen Bühne und den knapp 100 Zuschauern deutlich nervöser wirkte. Der Genuss einer Schorle tat sein Übriges, wie Loy schmunzelnd anmerkte. An seiner eloquenten Art zu moderieren, veränderte das jedoch nichts. Die Regeln waren schnell erklärt, ein paar lobende Worte an das „gut aussehende Publikum“ und schon konnten die Poeten loslegen. Den Anfang machte HENDRIK SZANTO. Halb Finne, halb Ungar und in Deutschland lebend, erzählte er von Existenzängsten, machte sich über den sprachlichen Mix zwischen ungarisch und finnisch Gedanken und sprach offen über seine Homosexualität. LEONIE BATKE setzte sich in einem ihrer beiden Texte auf eindrückliche Weise mit dem Thema Depressionen auseinander, während LENA STOKOFF über Fernbeziehungen und über das Wörtchen „eigentlich“ sinnierte. Die Gunst des Publikums erlangte am Ende wiederum der Binger Slammer LEANDER BAUER. Der erzählte unter anderem vom ewigen Aufschieben wichtiger und auch unwichtiger Dinge und empfahl, dass es manchmal besser ist, Dinge direkt zu erledigen.
FAZIT: Es war ein WOpen Air Debüt, das man als rundum gelungen bezeichnen kann. Über die Kopfhörer, liegend unter den Sternen, entstand dabei ein fast schon intimes Verhältnis mit den ganz persönlichen Vorlesern. Das Lincoln wird allerdings weiterhin die Heimat von Marius Loy und seinen Slammern bleiben. Der nächste Termin findet im November statt.
Text: Dennis Dirigo
Foto Leander Bauer: Andreas Stumpf