Weihnachtsgala „David Maier and Friends“
17. Dezember 2021 | Das Wormser (Theatersaal):
Was wäre Weihnachten ohne eine Weihnachtsgala mit Helene Fischer und ihren Schlagerfreunden? Nun hatte auch Worms seine eigene Gala im Theater. Statt mit dem Schlagerstar aus Wöllstein, musste man sich allerdings mit dem städtischen Kulturkoordinator David Maier zufriedengeben, was stimmlich nicht so schwerfiel.
Eigentlich sollte es laut Vorankündigung nur so ein bisschen weihnachtlich sein, dennoch fiel als Eye Catcher beim Blick auf die Bühne direkt der stattliche Weihnachtsbaum auf, der mit Hunderten von Lichtern und glänzenden Kugeln jedem weihnachtlichen Hollywood Kitsch zu Ehren gereicht hätte. Wenn schon kitschig, dann aber richtig, muss sich Maier gedacht haben. Während im Hintergrund der Baum blitzte und rotes Licht der Bühne einen festlichen Anstrich gab, intonierte MAIER mit viel Schmalz und Gefühl den modernen Weihnachtsklassiker schlechthin, „Have yourself a merry little christmas“, der 1943 von Judy Garland erstmals zu Gehör gebracht wurde. Im weiteren Verlauf des Abends sollte dies allerdings einer der wenigen musikalischen Ausflüge Richtung Weihnachten gewesen sein. Nach so viel Romantik folgte erstmal eine launige Begrüßung mit der selbstironischen Anmerkung: „Sie sagen sich bestimmt, Ui, der Mann sieht ja noch schlechter aus als sonst!“ Es folgte das Bekenntnis des Gastgebers, dass der Abend kurzeitig in Frage stand, da er sich eine Erkältung zuzog. Pflichtschuldigst ergänzte er, dass er sich in fünf Tagen sechs Corona Tests unterzog, die alle negativ waren. Die Stimme zwischenzeitlich wieder soweit fit, folgte im Anschluss der gar nicht weihnachtliche, aber wunderschöne Springsteen Klassiker „I’m on fire“, von Maier und der Begleitband einfühlsam interpretiert. Doch Maier sollte die Bühne nicht alleine gehören, schließlich hatte er sich einige Freunde eingeladen. Die einzige Freundin in dieser Runde war die ehemalige Voice-of-Germany-Teilnehmerin CARO TRISCHLER. Das weihnachtliche Konzept ernst nehmend, brachte sie dem Gastgeber Geschenke mit, nämlich ganz selbstlos eine CD von ihr sowie Plätzchen von der Oma. Drei Songs später nahm der Wormser SAHIN ÇOKBILIR an dem kleinen Tisch zum Smalltalk mit dem Gastgeber Platz. Sahin schrieb das Drehbuch zu dem preisgekrönten Kurzfilm „Ant and Human“, in dem er auch die Hauptrolle spielt. Da dies ein musikalischer Abend war, brachte er seine Baglama mit, eine türkische Langhalslaute, und verbreitete weltmusikalisches Flair im Theater. Ein bekannter Wegbegleiter Maiers ist der Mainzer BORIS C. MOTZKI. Zusammen waren sie unter dem Namen „Motzki liest/Maier singt“ bereits mehrfach unterwegs. Wie Maier witzelte, gebe es daher eine Whatsapp-Gruppe, die auf den Namen „Wir gehen auf Tour“ hört. Der begnadete Vorleser Motzki sorgte mit der lebhaft vorgetragenen Kurzgeschichte „Erna, der Baum nadelt“ für einen kurzzeitigen Anstieg der Aerosolausstöße mittels herzhafter Lachsalven aus den Reihen des Publikums. Da das Publikum zum durchgehenden Maskentragen verdonnert war, dürfte sich die Gefahr glücklicherweise in Grenzen gehalten haben. Gefährlicher könnte da womöglich Motzkis Geschenk sein. Denn der überreichte eine DVD des Teenie-Kultfilms „High School Musical“ und gefährdet damit womöglich die musikalische Früherziehung von David Maiers Kindern. Als riskant erwies sich auch das Mitbringsel des Augsburger Musikers JULIAN KÖNIG. Der brachte nämlich gleich mal einen Whiskey und zwei Gläser mit. Da Maier bekannte, seit zwei Tagen nichts mehr gegessen zu haben, nippte dieser nur, ehe König das Mikro ergriff und mit dem Ray Charles Klassiker „Let’s go let’s stoned“ den Crooner gab. Der weihnachtliche Höhepunkt folgte bereits in der Mitte des Abends mit dem Weihnachtslied aller Weihnachtslieder „Stille Nacht“, das der schlaksig, sympathische König mit dem notwendigen Maß an Pathos intonierte, während er das Publikum zum Mitsingen aufforderte. Als letzter Gast brachte FLORIAN WEHSE seine Trompete mit. Mit dieser unterstützte er – nach einem kurzen Ausflug in das „Dschungelbuch“ – die Band. Die war übrigens auch mit musikalischen Wegbegleitern besetzt, darunter MATTHIAS SCHÄRF an der Gitarre. Mit Schärf begann einst vor vielen Jahren Maiers Kreativkarriere, als beide unter dem Namen Twinset erste musikalische Erfolge sammelten.
Fazit: Kurzweiliger und stimmiger Konzertabend. Die weihnachtliche Stimmung wurde jedoch ein wenig durch das dauerhafte Tragen der Masken getrübt, wirkte diese doch wie eine künstliche Barriere zwischen Publikum und Bühne. Wenigstens durfte die illustre Gruppe an Künstlern und einer Künstlerin die Maske auf der Bühne ablegen.