Anlässlich des Gedenktages zur Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz hält Prof. Dr. Andreas Lehnardt, Professor für Judaistik an der Universität Mainz, auf Einladung WARMAISAs am 29. Januar einen Vortrag.
Der Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 und seine Folgen lassen sich noch nicht recht einordnen und Vergleiche mit vorangegangenen Verbrechen werfen allesamt Fragen auf. Von verschiedener Seite wurde dabei betont, dass im Verlauf der von der Hamas initiierten Massaker an einem Tag so viele Jüdinnen und Juden ermordet wurden wie an keinem anderen Tag seit der Shoah. Ist es angesichts dieses Vergleichs und eingedenk der aktuellen Folgen des Angriffs überhaupt möglich, wie in den vergangenen Jahren einfach der Opfer des Holocaust zu gedenken, ohne auf die Verbrechen an Jüdinnen und Juden Bezug zu nehmen?
Der Beitrag von Prof. Andreas Lehnardt, Inhaber des Lehrstuhls für Judaistik an der Johannes Gutenberg Universität in Mainz, möchte auf einige aktuelle Aspekte des alten europäischen Antisemitismus des 19. Jahrhunderts eingehen, und sie mit Motiven und Stereotypen in Schriften und Äußerungen der Hamas und anderer palästinensischer Organisationen sowie populären arabischen TV-Serien in Beziehung setzen. Ausgehend von den ominösen Protokollen der Weisen von Zion, die aus einer Fälscherwerkstatt des zaristischen Geheimdienstes stammen und die vermeintliche Pläne zur Übernahme der Weltherrschaft skizzieren, soll den Motiven für den erneut auch auf den Straßen und Plätzen in Deutschland sichtbaren Judenhass nachgegangen werden.
Welche Ideen und Vorstellungen können als Erklärungsrahmen für den grausamen Ausbruch von Hass und Gewalt herangezogen werden? Lassen sich Zusammenhänge rekonstruieren, wenn in (einer Version) der Charta der Hamas aus dem Jahr 1988 auf die erwähnten Protokolle Bezug genommen wird – alte islamische Traditionen vom Zusammenleben mit den „Schriftvölkern“ jedoch vergessen scheinen?
Text von Prof. Andreas Lehnardt
Ort & Zeit: Burchardsaal im WORMSER, Rathenaustr. 11, am 29.01.2024, 19:00 Uhr, Eintritt frei, Spenden erbeten