Dass für die Wormatia am Ende der Saison 2016/2017 sogar noch der 6. Tabellenplatz heraussprang, damit hätten selbst kühnste Optimisten nicht gerechnet. Entsprechend gut war die Laune im Wormser Lager nach dem 2:1-Heimsieg gegen TUS Koblenz im letzten Saisonspiel – der bis dato elften Partie in Folge ohne Niederlage. Überhaupt bleibt festzustellen, dass der Grundstein für die gute Platzierung mit starken Leistungen vor allem nach der Winterpause gelegt wurde.
Am letzten Spieltag entschied im Endeffekt ein einziges (nicht gefallenes) Tor darüber, dass die Wormatia auf dem sechsten und nicht auf dem neunten Platz gelandet ist. Hätte nämlich Koblenz in der Schlussphase noch einmal getroffen, wären nicht nur die TUS selbst, sondern ebenso der VFB Stuttgart II und der SSV Ulm 1848 am Team von Trainer Steven Jones vorbei gezogen. So reichte es auf den letzten Drücker noch für den Sprung auf einen starken sechsten Rang in einer Liga, in der am Ende TUS Nöttingen, Eintracht Trier, 1. FC Kaiserslautern II. und der SC Teutonia Watzenborn-Steinberg zu den sicheren Absteigern zählen. Der Pirmasens und der FC Homburg dürfen noch auf den Klassenerhalt hoffen, falls der Meister SV Elversberg und Vize Waldhof Mannheim den Aufstieg in die 3. Liga schaffen. Überhaupt hatte sich die Liga recht schnell zu einer Drei-Klassen-Gesellschaft entwickelt. Es gab fünf Mannschaften, die vom ersten Saisondrittel an vorne weg marschierten, um die beiden Aufstiegsplätze unter sich auszumachen, bis sich 3-4 Spieltage vor Schluss die Erstplatzierten aus dem Vorjahr, SV Elversberg und Waldhof Mannheim, erneut als heißeste Aufstiegsanwärter herauskristallisierten. Dahinter, ungefähr bis Platz 10, folgen fünf Teams, die zwar ab und zu etwas zittern mussten, aber sich doch weitestgehend von den Abstiegsplätzen fern halten konnten – darunter auch Wormatia Worms. Und der Rest der Liga (ab Platz 11) befand sich die meiste Zeit über, mitunter bis zum letzten Spieltag, im direkten Abstiegskampf. Am Ende konnten sich auch Astoria Walldorf (11.), Kickers Offenbach (12.) und die Stuttgarter Kickers (13.) retten, der FK Pirmasens (14.) landete diesmal knapp unterhalb des Strichs. Auch der Vorjahressechste, FC Homburg, muss als Fünfzehnter – wie bereits erwähnt – noch weiter zittern. Ein mit dem Aufstieg in die 3. Liga liebäugelndes Team wie Eintracht Trier, das im Vorjahr noch Fünfter wurde, rutschte bereits am 2. Spieltag auf einen Abstiegsplatz, verließ diesen fortan nie mehr und beendete die Saison als enttäuschender Vorletzter. Dagegen belegte die Wormatia nach einem schweren Auftaktprogramm lediglich am 3., 4. und 5. Spieltag einen Abstiegsrang, danach nie mehr.
Starke Bilanz nach der Winterpause
Warum die Wormatia bereits drei Spieltage vor Rundenschluss den sicheren Klassenerhalt feiern konnte, liegt darin begründet, dass die Punkteausbeute nach der Winterpause deutlich besser wurde. Vor der Pause gab es mit 8 Siegen, 6 Unentschieden und 9 Niederlagen (bei einem Punkteschnitt von 1,3) noch eine durchwachsene Bilanz, die aber immerhin für einen soliden 9. Platz – mit immerhin 6 Punkten Abstand zum ersten möglichen Abstiegsplatz – reichte. Genug, um etwas beruhigter Weihnachten feiern zu können, aber zu wenig, um bereits vorzeitig die Füße hochzulegen. Und das tat die Mannschaft um das Trainerteam Jones und Co-Trainer Mehring offensichtlich nicht in der Winterpause, denn zum Rundenstart gab es einen souveränen 3:1-Auswärtssieg beim FK Pirmasens. Der Weckruf der Saison erfolgte allerdings eine Woche später, als es zuhause eine 1:4-Heimniederlage gegen den damaligen Vorletzten, SC Teutonia-Watzenborn-Steinberg, setzte. Das war nicht nur die höchste Niederlage der Saison, sondern gleichzeitig das einzige Spiel der gesamten Saison 2016/2017, das die Wormatia mit mehr als zwei Toren Differenz verloren hat. Nach diesem Dämpfer zur rechten Zeit gegen ein stark abstiegsbedrohtes Team war die Mannschaft um Kapitän Florian Treske gewarnt, denn im weiteren Rundenverlauf sollten noch weitere Mannschaften folgen, die sich mit allen Mitteln gegen den drohenden Abstieg stemmten. Tatsächlich gab es nach dieser deftigen Schlappe – im zweiten Spiele nach der Winterpause – in den folgenden elf Spielen keine einzige Niederlage mehr. Nach der Winterpause erreichte der VFR 5 Siege, 7 Unentschieden und erlitt nur die eine besagte Niederlage gegen Teutonia Watzenborn-Steinberg und erreichte hierbei einen Punkteschnitt von 1,69. Das entspricht schon eher der Ausbeute eines „Europa-League-Kandidaten“. Nicht zu vergessen war unter den Erfolgen auch ein historischer Sieg dabei. Am 31. Spieltag gelang gegen den 1. FC Kaiserslautern II. der erste Wormser Auswärtssieg auf dem Betzenberg seit 28 Jahren, dank der Treffer von Steffen Straub (66.) und Florian Treske (73.). Auch der 4:1-Heimsieg gegen die Stuttgarter Kickers dürfte den Fans in bester Erinnerung bleiben. Und nicht zuletzt hat der 2:1-Heimsieg gegen Koblenz einen Sprung auf Platz sechs bewirkt, was auch gleichzeitig die beste Platzierung der gesamten Saison war. Einzig zwischen dem 12. und dem 15. Spieltag hatte die Wormatia schon einmal den sechsten Platz belegt, allerdings mit gebührendem Abstand zu den fünf Spitzenteams.
Distanz zur Spitze ist kleiner geworden
Auffällig ist die starke Bilanz von Wormatia Worms gegen die fünf Erstplatzierten in der Regionalliga Südwest, die die beiden Aufstiegsplätze unter sich ausmachten. Legt man den Europapokal-Modus zugrunde, wäre die Wormatia gegen keines der fünf Spitzenteams ausgeschieden. Sowohl gegen Meister SV Elversberg (0:0/0:0), den Dritten 1. FC Saarbrücken (2:0/0:2), sowie die dahinter platzierten TSG Hoffenheim (1:0/0:1) und TSV Steinbach (1:1/1:1) hatten die Wormser eine ausgeglichene Bilanz. Gegen den Vize Waldhof Mannheim wäre man sogar „weiter gekommen“, denn dem torlosen Remis in Worms folgte ein 2:2 in Mannheim, mit einem Last-Minute-Tor von Jan-Lucas Dorow. Die knappen Ergebnisse gegen Spitzenteams zeigen, dass die Truppe von Steven Jones qualitativ zugelegt hat und der Abstand zur Spitze geringer geworden ist. Zur Erinnerung: Im Vorjahr setzte es gegen die ersten Fünf in der Tabelle noch teilweise deftige Niederlagen, z.B. gegen den Zweiten SV Elversberg (2:1 zuhause /0:5 auswärts), den Dritten TSG Hoffenheim II (0:2/1:2) und die viertplatzierten Offenbacher Kickers (1:2/1:4). In diesem Jahr jedoch festigte die Wormatia ihren Nimbus als „Favoritenschreck“, der von Spitzenteams nur schwer zu bezwingen war.
Die Stärke des VFR
Die große Stärke des VFR Wormatia Worms in der Saison 2016/2017 wird offensichtlich, wenn man sich das Torverhältnis anschaut, das mit 44:37 (+7) eine positive Bilanz aufweist. Ein Jahr zuvor war dieses noch ausgeglichen (54:54), was zeigt, dass man bei der Wormatia vor der Saison den Hebel in der Defensivarbeit angesetzt hat. Mit nur 37 Gegentoren hat der VFR die drittbeste Abwehr der Liga, lediglich Meister Elversberg (22) und Vize Mannheim (34) bekamen noch weniger Gegentore. Dazu beigetragen hat der starke Stammtorhüter Mario Miltner, der sich dauerhaft gegen seine ebenfalls sehr starken Kollegen Steve Kroll und Niklas Reichel durchgesetzt hat. Die beiden Innenverteidiger Patrick Auracher und Marco-Raimondo Metzger haben mit konstanten Leistungen ebenso ihren Teil dazu beigetragen wie die defensiven Mittelfeldleute Sandro Loechelt, Fatih Köksal und Benjamin Himmel, der sich nach seiner Rückkehr nach einem Kreuzbandriss sofort wieder einen Stammplatz erkämpft hat. Als Außenverteidiger kamen zumeist Alan Stulin (links) und Johannes Ludmann (rechts) zum Einsatz, wobei Letzterer dank seiner Dynamik und seines Einsatzes zu den besten Spielern der Saison zählte.
Die Schwäche des VFR
Die Schwäche der Wormatia liegt bei nur 44 selbst erzielten Toren allerdings ebenso auf der Hand. Das ist eine schwache Bilanz für einen Sechstplatzierten, denn in diesen Regionen bewegen sich die sicheren Absteiger 1. FC Kaiserslautern II (46 Tore), Teutonia Watzenborn-Steinberg (42), Eintracht Trier (44) und Schlusslicht Tus Nöttingen (43). Der Großteil der Wormser Treffer verteilt sich auf die beiden Torjäger Florian Treske (11 Tore, 6 Vorlagen) und Jan-Lucas Dorow (9 Tore, 5 Vorlagen), die an der Entstehung von 31 Toren direkt beteiligt waren. Dann kommt lange nichts, ehe drei Spieler mit vier Toren folgen: Ricky Pinheiro, Alan Stulin (x Elfmeter) und der erst in der Winterpause verpflichtete Steffen Straub. Die restlichen 12 Tore verteilen sich auf neun Spieler, wobei Loechelt (3) und Saiti (2) mehr als ein Mal trafen. Insgesamt ist es der Wormatia zu selten gelungen, aus dem Spiel heraus genügend Torchancen zu kreieren, was im Übrigen hauptsächlich gegen Teams, die ihr Heil zunächst in der Defensive suchten, offensichtlich wurde. Denn während die Bilanz des Favoritenschrecks Wormatia gegen die fünf Erstplatzierten positiv war, wäre man – den Europokal-Modus vorausgesetzt – gegen zwei der fünf Letztplatzierten ausgeschieden, nämlich den Fünfzehnten FC Homburg (1:1 zuhause / 0:1 auswärts) und den Siebzehnten Teutonia Watzenborn-Steinberg (1:4 / 1:0). Trotzdem reichte es am Ende zu einem mehr als respektablen sechsten Platz, dem als Krönung einer starken Saison auch noch der Pokalsieg am 25. Mai folgen sollte.