Eine Kolumne von Jim Walker Jr.

Es wieder mal soweit, das abgelaufene Jahr ist Geschichte und 2023 folgt. Viele Vorsätze und Umtauschaktionen von Weihnachtsgeschenken bestimmen am Anfang jedes Jahres unser Leben. Trotzdem sollten wir uns nochmal Zeit nehmen, um auf das alte Jahr würdig zurückzublicken.

Liebe Leser,

es heißt immer, ein Jahr ginge viel zu schnell rum. Vielleicht liegt es aber an unserem immer schneller werdenden Leben, dass wir gar nicht so richtig wissen, was wir an diesem „gestern“ überhaupt getan haben. Das Jahr 2022 fing ehrlicherweise nicht so toll an. Im Übergang von 2021 waren wir alle noch voll im Testzentrumsfieber, um dann direkt im Februar mit dem Ukraine Krieg einen Schock zu erleben. Von „Zeitenwende“ wurde gesprochen, der Kalte Krieg war plötzlich wieder da. Während der Krieg in der Presse (leider) mehr und mehr zum Alltag wurde, spielte Corona ab dem Frühsommer keine wirkliche Rolle mehr, wobei es mich da zum ersten Mal erwischt hat. Aber ohne Maske durch den Supermarkt zu laufen oder im Café zu sitzen, war wieder erlaubt und ist bis heute so geblieben. Nur im deutschen öffentlichen Nah- und Fernverkehr ist eine Maske noch Pflicht. Manche Regeln in Deutschland brauchen eben ein bisschen länger. So ein Virus ist im Sommer eh nicht interessant, schon gar nicht, wenn es kein Gas zum Heizen und Kochen mehr gibt und plötzlich das Achtfache kostet.

WORMS DEMONSTRIERT

Einmal gegen den Krieg und jeden Montag als Spaziergang, getarnt mit Trommeln und Trompeten, gegen was auch immer. In den größeren Städten wird auch demonstriert. Gegen Kunst in Form von Kartoffelbrei und gegen Autos in Form von Sekundenkleber auf der Straße. „Letzte Generation“ nennt sich das dann. Seltsamer Name, schließlich sagte man schon über meine Generation (Jahrgang 90) es sei die letzte und dann gab es ja noch X Y Z und die Millennials. Sollte allerdings der Fachkräftemangel weiter so um sich greifen, könnte es tatsächlich die letzte Generation werden. Oder eben die erste, die nicht weiß, wie man eine Lampe repariert. Man weiß es nicht. Hat Deutschland eine Krise, hilft eigentlich nur eins: Alkohol. Es kam im Jahr 2022 also sehr gelegen, dass auf Mallorca der Ballermann wieder geöffnet hatte, in München das Oktober- fest stattfand und in Worms ein richtiges Back- fischfest. Auf dem Trockenen muss hier in der Region bekanntlich eh niemand sitzen und selbst jetzt im tiefsten Winter gab es immerhin den Glühweinmarkt. Wer hat da noch weltliche Probleme?

APROPOS PROBLEME UND WORMS…

Seit diesem Sommer ist die Tiefgarage Ludwigs- platz geschlossen und soll zugeschüttet werden. Wo allerdings neue Parkplätze herkommen, wo- her das Material zum Zuschütten und was es am Ende kosten wird, das weiß zurzeit nur der Weihnachtsmann. Der findet Worms aber in Zukunft schneller, denn Worms will nicht nur weiter, es wird seit 2022 auch endlich „wow“. Was früher „unsere Stadt soll schöner werden“ hieß, ist halt jetzt eine moderne Alliteration. Ehrlicherweise hat es die Innenstadt aber so nötig wie nie. Sollte da nichts zum Thema Attraktivität und Innenstadtbelebung passieren, müssen wir in den kommenden Jahren ein großes Schild mit der Aufschrift «Heute wegen gestern geschlossen» anbringen.

Ich war übrigens entsetzt, dass das WO! Magazin nicht zu den größten zehn Firmen in Worms zählt, was die Gewerbesteuerzahlungen angeht. Dabei sind wir doch ein regelrechtes Medienimperium. Im Jahr 2022 hatte ich tatsächlich zehnjähriges Dienstjubiläum. 2012 verfasste ich das erste Mal einen Artikel für das WO!, bei dem ich über irgendein Konzert mein Gift versprühen durfte. Herrlich. Bis heute warte ich übrigens vergeblich auf einen Blumenstrauß durch meinen Chef. Immerhin gibt es bis heute bei Redaktionssitzungen Cuba Libre aus geklauten Funzel Gläsern zu trinken. Das hat sich in zehn Jahren nicht verändert.

 

Bis nächsten Monat und dann schauen wir mal, ob es noch irgendwelche Vorsätze gibt. Happy new year!