Der Konzert- und Volksfestsommer 2021 droht erneut auszufallen
Wer geglaubt hatte, im Sommer 2021 würde wieder so etwas wie Normalität einkehren, der sieht sich zunehmend getäuscht. Die bekanntesten Musikfestivals des Landes sind bereits abgesagt, für die großen Volksfeste sieht es ebenfalls nicht gut aus. Was bedeutet das fürs Wormser Jazz & Joy oder das Backfischfest?
Als Mitte März zunächst die beiden größten Musikfestivals des Landes, „Rock am Ring/Rock im Park“ und „Hurricane/Southside“ abgesagt wurden, da war dies bereits ein Fingerzeig darauf, wie der Sommer 2021 ablaufen wird. Große mehrtägige Festivals mit 80.000 Besuchern, die aus der ganzen Welt anreisen, würden auch in diesem Jahr nicht möglich sein. Auch vor Corona stellten solche Festivals eine logistische Mammutaufgabe dar und hierfür ein Hygienekonzept zu erarbeiten, das von den Behörden bewilligt wird, schien in Anbetracht steigender Infektionszahlen zu diesem Zeitpunkt völlig undenkbar. In der Folge zogen weitere Veranstalter nach und cancelten ebenfalls ihre Sommertermine. Mittlerweile sind die Corona Fallzahlen deutlich gesunken, die Rahmendaten werden immer besser, immerhin werden hierzulande im Schnitt jede Sekunde acht Menschen geimpft, die Inzidenzen sinken stetig, aber die Unsicherheit im Veranstaltungsbereich ist größer denn je. Denn spätestens mit der Einführung der Corona Bundesnotbremse Anfang Mai war klar, dass größere Zusammenkünfte auch in diesem Sommer nicht stattfinden können. Zumindest bis 30. Juni 2021. Das Land Rheinland-Pfalz hat im Mai einen Perspektivplan erstellt, der eng geknüpft ist mit der Entwicklung des Inzidenzwertes. Konkret heißt das, dass Veranstaltungen unter freiem Himmel bei einem Inzidenzwert unter 50 mit gerade mal 100 Personen stattfinden können. Aber selbst von diesem Wert sind wir in Worms derzeit noch weit entfernt. Ob die Bundesnotbremse nach dem 30.06. noch einmal verlängert wird, steht derzeit noch in den Sternen. Zwar halten manche Künstler oder Festivalveranstalter (z.B. „Wacken“) noch an ihren geplanten Open Air Terminen fest, allerdings dürfte eine endgültige Absage oder Verschiebung in absehbarer Zeit erfolgen. Wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn kürzlich im Gespräch mit der „Bild am Sonntag“ erklärte, werde es in diesem Sommer zwar Open-Air-Konzerte geben: „Aber keine Rock-Festivals, wo sich Zehntausende in den Armen liegen. Konzerte im nicht voll besetzten Olympiastadion oder im Park mit Tests und Abstand sind aus heutiger Perspektive drin.“ Tatsächlich gibt es Veranstalter, die sich auf die neuen Bedingungen schon frühzeitig eingestellt haben. Seit Monaten werden die bundesweit stattfindenden „Strandkorb Open Airs“ beworben. Das Konzept ist so einfach wie coronagerecht und erinnert ein wenig an das „WOpen Air“ in Worms im letzten Jahr – nur von der Dimension her weitaus größer. Die Besucher verfolgen das Konzert auf einem weitläufigen Gelände (z.B. Flugplatz Zweibrücken, Brit-Arena Wiesbaden oder am Bostalsee / Saarland) mit ausreichendem Abstand von ihren Strandkörben aus, beim Einlass oder bei Toilettengängen gilt auf dem Gelände Maskenpflicht, Getränke werden von Personal direkt an den Strandkorb geliefert. Doch dann traf die Bundesnotbremse auch die Strandkorb Open Airs, die bereits Ende Mai starten sollten und nun in den Spätsommer (August/September) verlegt wurden, in der Hoffnung, dass sich die Corona Situation bis dahin weiter gebessert hat. Auch das Zeltfestival Rhein-Neckar in Mannheim, das normalerweise im Mai/Juni stattfindet, soll als reines Open-Air-Festival auf dem Maimarktgelände stattfinden und wurde vorsichtshalber in den September verlegt. Das Hygienekonzept sieht erstmal unter 1000 Besucher*innen vor, die Anzahl kann je nach Verordnung – unter Einhaltung der geltenden Regeln – erweitert werden. Hier herrscht also noch das Prinzip Hoffnung, was übrigens auch für das „Jazz & Joy“ Festival gilt. Das soll vom 20. bis 22. August stattfinden und wurde bisher noch nicht abgesagt. Für das Wormser Festival gilt das gleiche wie für die anderen geplanten Veranstaltungen im Spätsommer. Sollte die Bundesnotbremse noch einmal um zwei Monate verlängert werden, würde dies zwangsläufig das „Aus“ für die genannten Veranstaltungen bedeuten.
Und unser geliebtes Backfischfest?
Fragt man die Wormser/innen nach ihrem Lieblingsfest, wird vermutlich das Backfischfest noch weit vor den Nibelungen Festspielen oder Jazz & Joy landen. Aber auch für das Wormser Traditionsfest auf der Kisselswiese stehen die Vorzeichen eher schlecht. Nachdem im Frühjahr nacheinander das Münchner Oktoberfest, die Cannstatter Wasen und weitere Volksfeste abgesagt wurden, ist ein Backfischfest allenfalls in abgespeckter Form denkbar. Noch geben sich die Verantwortlichen optimistisch, obwohl bereits jetzt klar sein dürfte, dass ein Backfischfest in der bisherigen Form – mit Menschen, die dichtgedrängt im Wonnegauer Weinkeller oder im Bierzelt zusammen feiern – auch im Spätsommer nicht möglich sein wird. Im letzten Jahr fand als Ersatz das von der Schaustellerfamilie Göbel ins Leben gerufene „Nibelungenland“ auf dem Festplatz statt. Die bittere Wahrheit ist, dass mehr als ein abgespeckter Rummelplatz ohne Weinzelt auch in diesem Jahr nicht drin sein wird. Ein „richtiges“ Backfischfest wird es frühestens 2022 wieder geben.