Auch wenn die bittere 1:2-Auswärtsniederlage bei Eintracht Trier sehr weh tat, hat Tabellenführer Wormatia Worms vor dem letzten Spieltag alle Chancen auf den Titel in der eigenen Hand. Mit einem Sieg am 4. Juni in Gonsenheim kann die Mannschaft eine herausragende Saison mit dem Meistertitel in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar und dem damit verbundenen direkten Aufstieg in die Regionalliga krönen.

In der letzten Ausgabe hatten wir über die Initialzündung im Heimspiel gegen Eintracht Trier (1:1) am 10. April geschrieben, die den Spielern der Wormatia in den folgenden Spielen einen wahren Schub gab, der fünf Siege nacheinander zur Folge hatte, bis das Rückspiel in Trier die Serie reißen ließ. Vor allem aber zeigte die Mannschaft endlich wie- der das dominante Auftreten wie vor der Winterpause. Nach dem ungefährdeten 4:1-Auswärtssieg beim FC BLAU-WEISS KARBACH gab es in der Folge drei Kantersiege vor heimischem Publikum, bei dem die wiedererstarkte Wormser Offensive vierzehn Mal zuschlug. Damit waren die Gegner SV GONSENHEIM (5:0), TuS KOBLENZ (4:1) und ALEMANNIA WALDALGESHEIM (5:0) sogar noch gut bedient. Einzig der viertplatzierte FV ENGERS, der bereits im Hinspiel einen Punkt aus Worms entführt hatte, bereitete beim 3:1-Auswärtssieg zeitweise Probleme und ging sogar nach 17 Minuten in Führung, die aber Joachims (35.) und Biedermann (45.+2) noch vor der Pause umbogen. Dem vielumjubelten 3:1 durch Daniel Kasper (69.) folgte 13 Minuten später die Ernüchterung, als dieser mit einer etwas überharten roten Karte vom Platz geschickt wurde. Ausgerechnet der erst 19-jährige Kasper, der nach dem längeren Ausfall von Toptorjäger Luis Kiefer zuletzt einige bärenstarke Partien abgeliefert hatte, fiel nun für das Spitzenspiel in Trier aus. Apropos Trier. Auch die Eintracht war nach dem Hinspiel in Worms im Gleichschritt zur um einen Punkt führenden Wormatia marschiert und hatte ihre Hausaufgaben erledigt, wenn auch nicht ganz so souverän. Dem klaren Auswärtssieg bei Hertha Wiesbach (5:2) folgten drei knappe Siege gegen Arminia Ludwigshafen (3:2), beim FV Dudenhofen (1:0) und beim FV Diefflen (1:0). Damit wäre es bei einem Punkt Vorsprung geblieben, wenn die Trierer nicht im Nachholspiel gegen TuS Mechtersheim, drei Tage vor dem Spiel gegen die Wormatia, gepatzt hätten. Durch das 0:0-Unentschieden der Trierer war der Vorsprung des VfR auf drei Punkte und das um 13 Tore bessere Torverhältnis angewachsen. Damit waren die Vorzeichen des Spitzenspiels klar: Bei einem Sieg in Trier könnte Wormatia Worms vorzeitig (bei noch zwei ausstehenden Spielen) die Meisterschaft feiern. Bei einem Unentschieden würde man den 3-Punkte-Vorsprung wahren und könnte im folgenden Heimspiel gegen Karbach den Titel eintüten. Einzig bei einer Niederlage in Trier hätte man für die beiden letzten Spiele nur noch das bessere Torverhältnis in der Hinterhand.

Last-Minute-Drama in Trier

Am Nachmittag des 21. Mai machte sich ein Tross aus sieben Fanbussen und etlichen Autos auf den Weg Richtung Trier in die zweitälteste Stadt Deutschlands. Vor der Rekordkulisse von 4.500 Zuschauern, davon knapp 500 aus Worms, entwickelte sich, wie schon im Hinspiel, kein sonderlich hochklassiges Oberligaspiel, das hauptsächlich von der Atmosphäre, der Spannung und in der Nachspielzeit von der Dramatik lebte. Aber der Reihe nach. Mit einer Viertelstunde Verspätung musste angepfiffen werden, weil selbst die Trierer nicht mit diesem An- sturm an den Kassenhäuschen gerechnet hatten. So herrschte bei dem Spiel eine großartige Atmosphäre, wobei der frühe Führungstreffer durch Tevin Ihrig (13.) die Stimmung im Wormser Fanblock deutlich anhob. Tatsächlich beherrschte der VfR das Spiel in der ersten Halbzeit im Stile einer Spitzenmannschaft und ging verdient mit der knappen Führung in die Pause. Anschließend muss man der Mannschaft von Kristjan Glibo den Vorwurf machen, dass man in den zweiten 45 Minuten zu passiv war und eventuelle Kontermöglichkeiten zu schlecht ausgespielt wurden. Davon abgesehen änderte sich auch in der zweiten Hälfte nicht viel. Die Wormatia verwaltete den Vorsprung, während Trier zwar das Spiel machte, aber kaum zu nennenswerten Torchancen kam. Zu sicher stand die Wormser Defensive um Abwehrchef Jean-Yves M’voto. Als die reguläre Spielzeit nach 90 Minuten endete, war Wormatia Worms zu diesem Zeitpunkt Oberligameister. Bis der ansonsten souveräne Schiedsrichter Tom Bauer (Neuhofen) eine Nachspielzeit von 6 Minuten (!) anzeigte, ob- wohl es keine nennenswerte Unterbrechung während des Spiels gegeben hatte. Plötzlich schien noch einmal ein Ruck durch die Heimmannschaft zu gehen und die Trierer Fans standen nun wie eine Eins hinter ihrer Mannschaft, die in der Nachspielzeit zwingender agierte als in den 90 Minuten zuvor. Bei der Chance von Esmel – nach einem verunglückten Rückpass – hatte der VfR noch Glück (90.+3), aber in der 4. Minute der Nachspielzeit war Heinz auf der linken Seite frei durch und voll- streckte aus spitzem Winkel zum vielumjubelten Ausgleich. Und während sich der zuvor bereits feiernde Wormser Anhang darauf einigen konnte, dass auch ein Unentschieden noch in Ordnung wäre, klingelte es 30 Sekunden später erneut im Wormser Kasten. Nach einem langen Ball über 50 Meter, bei dem die Wormser Fünferkette genauso schlecht aus- sah wie Keeper Cymer, auf den am Elfmeterpunkt völlig freistehen- den Jan Brandscheid, ließ sich der Trierer Torjäger diese Chance nicht entgehen und verwandelte mit seinem Führungstreffer das Stadion in ein Toll- haus. Danach passierte nicht mehr viel, weil die nun von ihren Fans an- getriebene  Eintracht die letzten Minuten locker runterspielte. Am Ende von nervenaufreibenden 98 Minuten stand die bittere Erkenntnis, dass man in der Nachspielzeit innerhalb von 60 Sekunden die sicher geglaubte Meisterschaft noch vergeigt hat. 23 Jahre nach Bayern München, das in der Nachspielzeit noch den Champions League Titel gegen Manchester United verspielte, passierte das gleiche Malheur auch der Wormatia. Nur mit dem Unterschied, dass der VfR diese Scharte ausmerzen und trotzdem noch den Titel holen kann.

Eintracht Trier hat Klage eingereicht

Unter der Woche sorgte Eintracht Trier für Aufsehen, da der Verein ankündigte, vor dem Verbandsgericht gegen die getroffene Entscheidung zum Umgang mit dem Rückzug von Röchling Völklingen zu klagen. Der Verband hatte unter Berücksichtigung des diesjährigen Spielsystems beschlossen, nur die Spiele der Völklinger Gegner in der Abstiegsrunde, als der Rückzug des Vereins erfolgte, zu annullieren, jedoch die Spiele in der Vorrunde der Gruppe Süd zu werten. Trier pocht aber auf den Wortlaut der Spielordnung und will alle Spiele annulliert sehen, was einen Abzug von sechs Punkten für den VfR bedeuten würde. Die dann ungleiche Spielzahl hätte man gerne per Quotient geregelt, wodurch die Trierer knapp vor Worms liegen würden. Man kann nur hoffen, dass nicht bereits zum dritten Mal hintereinander der Ausgang der Saison am grünen Tisch entschieden wird und Wormatia zum Leidtragenden der Abmeldung der Völklinger wird.

Die Antwort gegen Karbach

Da Eintracht Trier bereits an Christi Himmelfahrt mit dem Schwung aus dem Wormatia-Spiel über- zeugend mit 3:0 bei der TuS Mechtersheim gewann und die vorübergehende Tabellenführung über- nahm, lag der Druck vor dem Heimspiel gegen den FC BLAU WEISS KARBACH nun bei der Wormatia, die mit einem Dreier nachlegen musste, um wieder Platz 1 zu erklimmen. Vor dem Spiel gegen Karbach richteten sich die Spieler des VfR in einem Offenen Brief an die Fans und dankten für die Unterstützung in der laufenden Saison. Unter dem Motto „Jetzt erst recht!“ forderte Trainer GLIBO die Fans auf: „Peitscht die Mannschaft nach vorne, wir werden euch brauchen!“ Und das taten sie. Obwohl sich zu dem richtungsweisenden Spiel letztendlich nur 1.127 zahlende Zuschauer einfanden (aufgrund einer Freikartenaktion waren auch noch viele Jugendliche vor Ort), war die Stimmung in der EWR Arena bestens. Von der ersten Minute an trieben die Wormser Fans ihr Team an, das sich lange Zeit sehr schwer tat mit den tief stehenden Karbachern, die einzig und alleine auf die Defensive bedacht waren. Tatsächlich dauerte es bis zur 7. Minute der Nachspielzeit der ersten Halbzeit, ehe Eichinger endlich ins gegnerische Tor traf. Damit war der Bann gebrochen und auch in der zweiten Halbzeit kannte das Spiel nur eine Richtung. Karbach stand zwar weiter- hin kompakt in der Defensive, ohne jedoch für offensive Impulse zu sorgen. Nach dem Kopfballtreffer von M’voto (58.) zum 2:0 war die Partie vom Prinzip schon gelaufen. Der eingewechselte Graciotti holte 27 Sekunden nach seiner Einwechslung einen Elfmeter raus und verwandelte diesen auch selbst (84.), ehe der ebenfalls eingewechselte Biedermann eine Vorlage von Graciotti zum 4:0-Endstand vollstreckte (90.+2).

Entscheidung in Gonsenheim am Juni um 15:30 Uhr

Nun wird das eintreten, was man schon vor Beginn der Meisterrunde vermuten konnte: Die Entscheidung über den Meistertitel wird erst am letzten Spieltag zwischen Worms und den punktgleichen Trierern fallen. Dank des um zwölf Tore besseren Torverhältnisses hat es die Wormatia selbst in der Hand, in Gonsenheim den direkten Aufstieg perfekt zu machen. Auch der Zweitplatzierte in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar kann sich als Gewinner der Aufstiegs-Relegations- runde mit den Zweitplatzierten aus Baden-Württemberg (SGV Freiberg oder Stuttgarter Kickers) und aus der Hessenliga (Eintracht Stadtallendorf) noch für die Regionalliga qualifizieren. Aber natürlich will man im Wormser Lager den direkten Aufstieg mit einem Sieg beim SV GONSENHEIM, gegen den man im Hinspiel beim 5:0-Heimsieg wenig Probleme hatte, klarmachen. Da damit zu rechnen ist, dass Eintracht Trier sein Heimspiel gegen Hertha Wiesbach (Hinspiel 5:2 für Trier) gewinnen wird, würde in Gonsenheim nur ein Dreier zum Titel reichen. Deshalb wird sich am 4. Juni erneut eine Karawane aus Wormatia Fans auf den Weg Richtung Mainz machen, um die Mannschaft in ihrem letzten Saisonspiel zu unterstützen. Noch einmal gilt für 90 (+ X) Minuten: “Auf geht’s Wormser, kämpfen und siegen!”