Rückstand aufs rettende Ufer ist für Wormatia Worms deutlich gewachsen
Während die Konkurrenz im Abstiegskampf fleißig punktet, tritt Wormatia Worms auf der Stelle. Seit Wochen auf Platz 16 stehend, ist der Rückstand zum ersten Nichtabstiegsplatz angewachsen. Fünf Spieltage vor Schluss hängt der Klassen- erhalt nur noch an einem seidenen Faden. Zu den erfreulichsten Ereignissen des abgelaufenen Monats zählte zweifellos der 3:0-Sieg gegen den alten Rivalen und direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, den SV Eintracht Trier, am 2. April.
Bereits unter der Woche hatte das Team von Peter Tretter (siehe Foto) mit dem hart umkämpften 2:2 beim Tabellenzweiten TSV Steinbach-Haiger einen unerwarteten Punktgewinn landen können. Nach der frühen Führung durch Marx (14.), drehten die Gastgeber mächtig auf und Steinbachs Stock konnte mit zwei Treffern (16./Foulelfmeter, (32./Freistoß) die Partie noch vor der Pause drehen. Dass die Wormatia danach nicht kapitulierte und immer wieder versuchte, in der Offensive Nadelstiche zu setzen, wurde durch einen souverän verwandelten Handelfmeter von Loechelt belohnt (60.). Mit Glück und Geschick ergaunerte der VfR in der Folgezeit erneut einen Punkt gegen ein Spitzenteam, nachdem man zum Auftakt nach der Winterpause bereits Tabellenführer SSV Ulm ein Unentschieden abgetrotzt hatte. Beste Voraussetzungen also für das Abstiegsendspiel gegen den alten Rivalen SV Eintracht Trier, der vor der Partie bereits vier Punkte hinter der Wormatia lag und fast schon zum Siegen verdammt war.
2022 Zuschauer, darunter gut 500 Trierer Fans, sorgten für den stimmungsvollen Rahmen eines Spiels, das für die Wormatia einen nahezu perfekten Spielverlauf parat hielt. Als Dosenöffner erwies sich die frühe Führung durch Kasper, der eine geniale Vorlage von Grimmer per Direktabnahme ins Trierer Tor versenkte (17.). Schon neun Minuten später hallte der nächste Jubelschrei durch die EWR Arena, als sich Wormatias Kapitän Sandro Loechelt aus gut 20 Metern ein Herz fasste und den Ball direkt in den Torwinkel schweißte (26.). Während die Wormatia dank einer gut organisierten Defensive in der Folge kaum Trierer Torchancen zuließ, blieb es bis zum Ende ein Spiel, das in erster Linie von der Spannung und der Atmosphäre lebte. Die endgültige Entscheidung blieb ausgerechnet dem gebürtigen Trierer Alexander Shehada vorbehalten, der in der Nachspielzeit einen Ballverlust der Trierer an der Mittelinie mit einem Schuss in das verwaiste gegnerische Tor bestrafte, wobei der Ball direkt vor dem Trierer Fanblock in den Maschen einschlug (90.+2).
Während sich die Niederlage für die Eintracht aus Trier, die nun sieben Punkte hinter der Wormatia lag, wie der vorzeitige Abstieg anfühlte, war die Wormatia wieder dick im Abstiegsrennen dabei, zumindest in Sichtweite zum rettenden Ufer. Tatsächlich hätte man nach dem ersten Sieg im fünften Spiel nach der Winterpause gehofft, dass nun endlich der Knoten geplatzt wäre. Umso enttäuschender, dass es der VfR nicht schaffte, drei Tage später im nächsten Heimspiel gegen die SG Barockstadt- Fulda-Lehnerz mit einem Dreier nachzulegen. Bei dem 0:0-Unentschieden gegen den im sicheren Mittelfeld platzierten Mitaufsteiger aus der Barockstadt Fulda wäre mehr drin gewesen. Aber in der zweiten englischen Woche hintereinander fehlte es den Spielern der Wormatia sichtlich an Frische und Spritzigkeit. Dies zeigte sich vor allem in der letzten halben Stunde, als Fulda nach der Gelb-Roten Karte für Hillmann (60.) in Unterzahl agieren musste, aber die Wormatia zu selten das Tor der nun sehr tief stehenden Gäste in Gefahr brachte. Rückblickend gesehen war dies auch für längere Zeit das letzte Mal, das die Wormatia knapp an einem Dreier scheiterte. Denn nach dem torlosen Unentschieden gegen Fulda-Lehnerz sollten drei deprimierende Niederlagen folgen, die den VfR tief in den Tabellenkeller katapultierten.
Drei bittere Niederlagen in Folge
Nicht den Hauch einer Chance hatte Wormatia Worms beim folgenden Auswärtsspiel bei der TSG 1899 Hoffenheim II., das mit einer 0:5-Aus- wärtsniederlage endete. Von der ersten Minute an zeigte der Hoffenheimer Nachwuchs die reifere Spielanlage und brachte das Wormser Tor ein ums andere Mal in Gefahr. Zwei Wochen zuvor hatte die U23 von Hoffenheim den Bahlinger SC mit 9:1 abgeschossen. Aber trotz der Hoffenheimer Offensivwucht stand lange Zeit nur die Führung durch Damar (32.) zu Buche, ehe Quarshies 2:0 (72.) eine aus Wormser Sicht fatale Schlussphase einläutete. Noch drei Mal klingelte es danach im Wormser Kasten und damit war man sogar noch gut bedient. Am Ende stand die Erkenntnis, dass der formstarke Tabellendritte aus Hoffenheim eine Nummer zu groß war und die Wormatia ihre Punkte gegen Mannschaften auf Augenhöhe holen muss. Auf jeden Fall war ein sicherer Dreier eingeplant gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten, der ziemlich sicher den Gang in die Oberliga antreten muss. Umso größer war die Enttäuschung nach der unfassbaren 1:2-Heimniederlage eine Woche später gegen den FC Rot-Weiß Koblenz.
In einer von Beginn an zerfahrenen Partie mit vielen Stockfehlern, ungenauen Pässen und schlampig ausgespielten Torchancen auf beiden Seiten lieferte die Wormatia ausgerechnet in diesem wichtigen Spiel eine unterirdische erste Halbzeit ab, die ein sichtlich verärgerter Peter Tretter in der anschließenden Pressekonferenz kommentierte, dass er sich so eine Leistung nicht noch einmal gefallen lasse. Tatsächlich fehlte es in den ersten 45 Minuten am unbedingten Willen zu gewinnen und letztendlich auch am Kampfgeist, um einen aufopferungsvoll fightenden Tabellenletzten in die Knie zu zwingen. Die Koblenzer Führung durch Töpken (27.) nach einem schweren Abspielfehler des VfR hatte nur eine Minute Bestand, dann traf Marx (28.) bereits zum Ausgleich. Kurz vor der Pause verwandelte Töpken einen Handelfmeter (42.) zur erneuten Koblenzer Führung, die zu diesem Zeitpunkt nicht einmal unverdient war. Wie schon beim ersten Tor war der Unglückrabe der etatmäßige Innenverteidiger Jeck, der für den verletzten Grimmer auf der rechten Außenverteidigerposition eingesprungen war und einen rabenschwarzen Tag erwischte.
In der zweiten Halbzeit entwickelte sich eine Partie, die bestenfalls mittelmäßiges Oberliganiveau besaß und lange Zeit vor sich hinplätscherte. Erst in den letzten 20 Minuten war so etwas wie ein Aufbäumen gegen die Niederlage erkennbar, aber der Ball wollte einfach nicht mehr ins Koblenzer Tor, das trotz hochkarätiger Wormser Chancen wie vernagelt schien. Nach dem Spiel herrschte große Ratlosigkeit, zumal den Wormser Anhängern ein wenig die Phantasie fehlte, gegen wen man überhaupt noch gewinnen will. Zudem tat die Niederlage gegen Koblenz gleich in mehrfacher Hinsicht richtig weh. Da alle an- deren Konkurrenten im Abstiegskampf an diesem Spieltag verloren, hätte man mit einem Dreier wieder Tuchfühlung zu Platz 15 gehabt. Am meisten schmerzte jedoch die schwerwiegende Verletzung des seit Wochen stark auf- spielenden Kapitäns, Sandro Loechelt, der sich in der Nachspielzeit einen Syndesmosebandriss zuzog und für den Rest der Saison ausfällt. Trotz dieser Hiobsbotschaft forderte Wormatia-Coach Peter Tretter nach der blutleeren Vorstellung gegen Koblenz eine Trotzreaktion der Mannschaft im kommenden Spiel, für das er, neben den Langzeitverletzten Ihrig und M’voto, zusätzlich auf ein halbes Dutzend Spieler verzichten musste.
Tatsächlich ging der VfR diesmal wesentlich engagierter zu Werke und trotzdem stand am Ende eine klare 0:3-Auswärtsniederlage beim FSV Frankfurt. Bei den formstarken Frankfurtern, die in diesem Jahr in acht Partien 19 Punkte sammelten, hatte die Wormatia mehr Spielanteile, das Engagement stimmte und es gab sogar die eine oder andere Torchance. Aber die Tore erzielte der FSV, der sich in Sachen Effektivität tadellos präsentierte, während die Wormatia viel investierte, um dann doch erneut mit leeren Händen dazustehen. Wieder einmal war der VfR im Abschluss glücklos und lud den Gegner durch individuelle Fehler zum Toreschießen ein. Fast schon symptomatisch das Geschehen vor der Frankfurter Führung, als die Wormatia einem Tor nahe war, Shehada nur die Latte traf und der FSV kurz danach das 1:0 erzielte. Der aufmunternde Beifall der mitgereisten Wormser Fans nach dem Spiel trug auch ein Stück weit die Hoffnung in sich, dass sich die Mannschaft in den nächsten Spielen endlich mal wieder für den betriebenen Aufwand belohnt.
Text: Frank Fischer Foto: Andreas Stumpf