24.9. bis 31.9.2017 | Worms – Innenstadt:
Es ist ein Festival der etwas anderen Art. Man könnte sagen, es ist ein atmendes Festival, das nicht nur unterhalten will, sondern aktiv gestalten möchte, das sich keiner Kunstform verpflichtet, sondern Vielseitigkeit aufzeigt. Auch in der dritten Auflage unterstrich das Pop-up-Festival, dass es eine klare Bereicherung für die Wormser Kulturlandschaft ist.
Pop, das ist nicht nur ein Begriff, der für eine Musikrichtung steht, sondern er drückt auch etwas Lebensbejahendes aus. Doch das Leben ist natürlich nicht nur leicht und bunt, sondern manchmal auch fordernd und anstrengend. Ganz in diesem Sinne bediente auch das Festival in dieser einen Woche viele Facetten unseres Lebens. Nach den beiden extrem unterschiedlichen Veranstaltungen des ersten Wochenendes (siehe WO! 10/17), die den kulturellen Anspruch unterstrichen, zeigte das Pop Up Festival bereits am Folgetag – nämlich sonntags, als die Bundestagswahl stattfand – sein politisches Gesicht, wenn auch auf verspielte Weise. Unter dem ironisch motivierten Motto „Rettet die Wahle“ warb die Veranstaltung für eine gelebte Demokratie, sprich, von seinem Recht zu wählen, Gebrauch zu machen. Unterstützt wurde diese zwanglose Wahlparty, die als Dankeschön-Event für alle Wähler/innen und ihre Kinder gedacht war, durch ein kleines, aber feines Kuchenbuffet. Musikalische Unterstützung fand diese Open-Air-Veranstaltung in der Fußgängerzone in Christian Mangelsdorff und Georg Hassa. Für die Kleinen gab es parallel eine Aufführung des Kinderbuchklassikers „Peterchens Mondfahrt“.
Mit Fragen wie „100 Wormser wurden gefragt: Nennen Sie ein Gewässer?“ sahen sich die Teilnehmer des Worms Duells konfrontiert. Nach dem erfolgreichen Debüt im vergangenen Jahr, orientierte sich das Teamduell an dem ehemals beliebten Quizformat „Familienduell“. Neun angemeldete Gruppen sowie ein spontan gebildetes Zuschauerteam traten gegeneinander an, um am Ende viel Spaß gehabt zu haben und eine Flasche Wein zu gewinnen. Als Gewinner der Flasche behauptete sich das Team Fab 4, das aus vier Freunden bestand und mit einem profunden Wissen über Worms, Wormser und deren Eigenheiten überzeugen konnte. Deutlich ernster ging es wiederum bei der Veranstaltung „Motzki liest, Maier singt: Democracy is coming“ zu. Festivalleiter David Maier persönlich griff an diesem Abend zum Mikro und intoniere Songs der kürzlich verstorbenen Songwriterlegende Leonard Cohen und der immer noch lebenden Folklegende Bob Dylan. Zwischen den Songs las der Autor Motzki Szenen aus Gedichten und Romanen der beiden Musiker. Übergeordnetes Thema der Veranstaltung, die im bestens besuchten Kreuzgang des Dominikanerklosters stattfand, war natürlich auch hier Demokratie. Demokratie ist eine Gesellschaftsform, die viel aushalten muss, schließlich lebt diese von der Vielseitigkeit der Meinungen und sind diese auch noch so schwer auszuhalten.
Schwer auszuhalten war früher für viele Erwachsene das Phänomen der Punkmusik. Um die ging es bei der Abschlussveranstaltung im Hamburger Tor. Dort las der Herausgeber Jonas Engelmann aus dem kürzlich erschienen Buch „Damaged Goods – 150 Einträge in die Punkgeschichte“. Verschiedene Journalisten, Musiker und andere wurden hierfür aufgefordert, über ihre Lieblings Punk-Platten zu schreiben. Der Streifzug durch das Buch, begleitet von Musikbeispielen, glich einem wilden Ritt durch drei Jahrzehnte Punkgeschichte und informierte darüber, dass auch junge Schweizer Frauen sehr wohl punkmusikalisch unterwegs sein konnten und wie die Szene zunehmend vom Kommerz vereinnahmt wurde. Mit Kommerz hat das Wormser Trio „Schaudinger“ bisher noch nichts zu tun. In bester Punkmanier zeigte sich die Musik des Trios roh und ungeschliffen, polterte ungestüm durch die ehemalige Kneipe, um bereits 30 Minuten später wieder zu verhallen. Mit dem letzten Akkord endete auch das Pop Up Festival 2017.
Fazit: Trotz schwankendem Publikumszuspruch zeigte sich Organisator David Maier am Ende des Festivals höchst zufrieden. Zufrieden konnten auch die Gäste sein, die abermals ein abwechslungsreiches Festival zwischen Anspruch und Unterhaltung erlebten.